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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.

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welchen sich Dupüytrin versteckt hätte -- und es
gelingt beiden. Die unerhörtesten Speisen werden
schmackhaft, die verzweiflungsvollsten Krankheiten und
Wunden werden geheilt.

Wie herrlich ist die Beschreibung einer Tiger¬
jagd! Die Schlachten von Marengo, Austerlitz
und Eylau, sind, was der gezeigte Muth betrifft,
Possenspiele dagegen. Der Corsar schließt diese
Schilderung mit den Worten: "Wie schön und
glorreich wäre diese Jagd, wenn man in den
Tigern, die Seelen aller Tyrannen der Erde ver¬
tilgen könnte!"

Denken Sie sich einen Helden in der Schlacht
mit einer Rose vor der Brust; denken Sie sich eine
Harfe, die durch den heulenden Sturm spielt, und
einen Löwen, an seidner Schnur von einem schönen
Kinde geführt -- das war Zela dem Corsaren.
Sie theilte alle seine Gefahren, und verschönte und
belohnte sie. Da verlohr er sie durch den Tod.
Am Strande des Meeres verbrannte er ihre Leiche,
und wollte sich auf den Scheiterhaufen stürzen, den
ihn aber seine Schwäche nicht erreichen ließ. Man
entfernte den Bewußtlosen von der Jammerstätte.
Mit Zela endeten die Träume seines Lebens, er
erwachte und sein Glück war dahin. Er kehrte nach

welchen ſich Dupüytrin verſteckt hätte — und es
gelingt beiden. Die unerhörteſten Speiſen werden
ſchmackhaft, die verzweiflungsvollſten Krankheiten und
Wunden werden geheilt.

Wie herrlich iſt die Beſchreibung einer Tiger¬
jagd! Die Schlachten von Marengo, Auſterlitz
und Eylau, ſind, was der gezeigte Muth betrifft,
Poſſenſpiele dagegen. Der Corſar ſchließt dieſe
Schilderung mit den Worten: „Wie ſchön und
glorreich wäre dieſe Jagd, wenn man in den
Tigern, die Seelen aller Tyrannen der Erde ver¬
tilgen könnte!“

Denken Sie ſich einen Helden in der Schlacht
mit einer Roſe vor der Bruſt; denken Sie ſich eine
Harfe, die durch den heulenden Sturm ſpielt, und
einen Löwen, an ſeidner Schnur von einem ſchönen
Kinde geführt — das war Zela dem Corſaren.
Sie theilte alle ſeine Gefahren, und verſchönte und
belohnte ſie. Da verlohr er ſie durch den Tod.
Am Strande des Meeres verbrannte er ihre Leiche,
und wollte ſich auf den Scheiterhaufen ſtürzen, den
ihn aber ſeine Schwäche nicht erreichen ließ. Man
entfernte den Bewußtloſen von der Jammerſtätte.
Mit Zela endeten die Träume ſeines Lebens, er
erwachte und ſein Glück war dahin. Er kehrte nach

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[181/0193] welchen ſich Dupüytrin verſteckt hätte — und es gelingt beiden. Die unerhörteſten Speiſen werden ſchmackhaft, die verzweiflungsvollſten Krankheiten und Wunden werden geheilt. Wie herrlich iſt die Beſchreibung einer Tiger¬ jagd! Die Schlachten von Marengo, Auſterlitz und Eylau, ſind, was der gezeigte Muth betrifft, Poſſenſpiele dagegen. Der Corſar ſchließt dieſe Schilderung mit den Worten: „Wie ſchön und glorreich wäre dieſe Jagd, wenn man in den Tigern, die Seelen aller Tyrannen der Erde ver¬ tilgen könnte!“ Denken Sie ſich einen Helden in der Schlacht mit einer Roſe vor der Bruſt; denken Sie ſich eine Harfe, die durch den heulenden Sturm ſpielt, und einen Löwen, an ſeidner Schnur von einem ſchönen Kinde geführt — das war Zela dem Corſaren. Sie theilte alle ſeine Gefahren, und verſchönte und belohnte ſie. Da verlohr er ſie durch den Tod. Am Strande des Meeres verbrannte er ihre Leiche, und wollte ſich auf den Scheiterhaufen ſtürzen, den ihn aber ſeine Schwäche nicht erreichen ließ. Man entfernte den Bewußtloſen von der Jammerſtätte. Mit Zela endeten die Träume ſeines Lebens, er erwachte und ſein Glück war dahin. Er kehrte nach

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris06_1834/193>, abgerufen am 27.11.2024.