Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.deine Mutter! und stirbt. Sie war seine wirk¬ Was der letzten Scene alles vorhergeht, ist deine Mutter! und ſtirbt. Sie war ſeine wirk¬ Was der letzten Scene alles vorhergeht, iſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0136" n="124"/><hi rendition="#g">deine Mutter</hi>! und ſtirbt. Sie war ſeine wirk¬<lb/> liche Mutter; ſie war aber auch ſeine Tante; ſie<lb/> war aber auch ſeine Großmutter. Die Genealogie<lb/> der päpſtlichen und fürſtlichen Familie Borgia, war<lb/> ein wunderliches, verwirrtes und künſtliches Räthſel¬<lb/> ſpiel. Aber der Teufel konnte daraus klug werden.</p><lb/> <p>Was der letzten Scene alles vorhergeht, iſt<lb/> jetzt für Sie von keiner großen Bedeutung mehr,<lb/> doch will ich es kurz erzählen. Der erſte Act<lb/> ſpielt in Venedig, auf der Gartenteraſſe hinter dem<lb/> Palaſte eines Nobile, der ein <choice><sic>Nachfeſt</sic><corr>Nachtfeſt</corr></choice> gab. Einige<lb/> der Ballgäſte, junge Ritter, ſind im Freien und<lb/> erzählen ſich ihre Abentheuer. Es ſind die nämlichen<lb/> Edelleute, die ſpäter in Ferrara von Lucrecia ver¬<lb/> giftet worden. Unter ihnen zeichnet ſich durch ſein<lb/> ſtilles und ſchwärmeriſches Weſen der junge Gennaro<lb/> aus, den wir als Sohn der Borgia auch ſchon<lb/> kennen. Er iſt in venetianiſchen Kriegsdienſten, kennt<lb/> ſeine Herkunft nicht, und ſchwärmt liebevoll mit<lb/> dem Gedankenbilde ſeiner Mutter, die er nie geſehen.<lb/> Er ſetzt ſich auf eine Bank und ſchläft ein. Da<lb/> naht ſich eine maskirte Dame. Man hat vor uns<lb/> keine Geheimniſſe mehr: es iſt Lucrecia Borgia.<lb/> Dieſe hat ihren geliebten Sohn ſeit ſeiner Geburt<lb/> nicht aus ihren mütterlichen Augen verloren. Sie<lb/> ſorgte im Stillen für ihn, ließ ihn bewachen, ihre<lb/> Späher folgten ihm auf allen ſeinen Lebenswegen.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0136]
deine Mutter! und ſtirbt. Sie war ſeine wirk¬
liche Mutter; ſie war aber auch ſeine Tante; ſie
war aber auch ſeine Großmutter. Die Genealogie
der päpſtlichen und fürſtlichen Familie Borgia, war
ein wunderliches, verwirrtes und künſtliches Räthſel¬
ſpiel. Aber der Teufel konnte daraus klug werden.
Was der letzten Scene alles vorhergeht, iſt
jetzt für Sie von keiner großen Bedeutung mehr,
doch will ich es kurz erzählen. Der erſte Act
ſpielt in Venedig, auf der Gartenteraſſe hinter dem
Palaſte eines Nobile, der ein Nachtfeſt gab. Einige
der Ballgäſte, junge Ritter, ſind im Freien und
erzählen ſich ihre Abentheuer. Es ſind die nämlichen
Edelleute, die ſpäter in Ferrara von Lucrecia ver¬
giftet worden. Unter ihnen zeichnet ſich durch ſein
ſtilles und ſchwärmeriſches Weſen der junge Gennaro
aus, den wir als Sohn der Borgia auch ſchon
kennen. Er iſt in venetianiſchen Kriegsdienſten, kennt
ſeine Herkunft nicht, und ſchwärmt liebevoll mit
dem Gedankenbilde ſeiner Mutter, die er nie geſehen.
Er ſetzt ſich auf eine Bank und ſchläft ein. Da
naht ſich eine maskirte Dame. Man hat vor uns
keine Geheimniſſe mehr: es iſt Lucrecia Borgia.
Dieſe hat ihren geliebten Sohn ſeit ſeiner Geburt
nicht aus ihren mütterlichen Augen verloren. Sie
ſorgte im Stillen für ihn, ließ ihn bewachen, ihre
Späher folgten ihm auf allen ſeinen Lebenswegen.
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