Seele an. Sie trägt an dem Tage eine Art Haube, die man damals Caleche nannte. Sie lächelt, sagt ihrem Vater, wie auf der Straße sie alle jungen Leute schön fänden, und wie ihr das Freude mache. "Ich will lieber Vielen ein wenig gefallen, als Ei¬ "nem viel." Der Vater weint vor Freude. Gott! wann ich eine solche Tochter hätte -- es käme auf die Jahreszeit an -- Sommers würde ich sie in das Wasser, Winters in den Kamin werfen. Doch ge¬ nug moralisirt. "Ich bin des trocknen Tones satt, muß wieder einmal den Teufel zeigen." Hören Sie. --
Damals kam ein König von Dänemark, blut¬ jung, erst neunzehen Jahre alt nach Paris. Les deux rois se sont vus. Ils se sont dit tout plein des choses douces: -- vous etes monte bien jeune sur le Trone! -- Sire, vos sujets ont encore ete plus heureux que les miens. -- Je n'ai point encore en l'honneur de voir votre famille. -- Cela ne se peut pas: vous ne nous restez pas assez de temps, ma famille est si nombreuse; ce sont mes sujets. -- Et puis tous les Crocodiles qui etaient la present se sont mis a pleurer. -- Ueber den Brutus! der König von Dänemark besuchte Diderot in seiner Wohnung
Seele an. Sie trägt an dem Tage eine Art Haube, die man damals Caleche nannte. Sie lächelt, ſagt ihrem Vater, wie auf der Straße ſie alle jungen Leute ſchön fänden, und wie ihr das Freude mache. „Ich will lieber Vielen ein wenig gefallen, als Ei¬ „nem viel.“ Der Vater weint vor Freude. Gott! wann ich eine ſolche Tochter hätte — es käme auf die Jahreszeit an — Sommers würde ich ſie in das Waſſer, Winters in den Kamin werfen. Doch ge¬ nug moraliſirt. „Ich bin des trocknen Tones ſatt, muß wieder einmal den Teufel zeigen.“ Hören Sie. —
Damals kam ein König von Dänemark, blut¬ jung, erſt neunzehen Jahre alt nach Paris. Les deux rois se sont vus. Ils se sont dit tout plein des choses douces: — vous êtes monté bien jeune sur le Trône! — Sire, vos sujets ont encore été plus heureux que les miens. — Je n'ai point encore en l'honneur de voir votre famille. — Cela ne se peut pas: vous ne nous restez pas assez de temps, ma famille est si nombreuse; ce sont mes sujets. — Et puis tous les Crocodiles qui étaient là présent se sont mis à pleurer. — Ueber den Brutus! der König von Dänemark beſuchte Diderot in ſeiner Wohnung
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Seele an. Sie trägt an dem Tage eine Art Haube,
die man damals Caleche nannte. Sie lächelt, ſagt
ihrem Vater, wie auf der Straße ſie alle jungen
Leute ſchön fänden, und wie ihr das Freude mache.
„Ich will lieber Vielen ein wenig gefallen, als Ei¬
„nem viel.“ Der Vater weint vor Freude. Gott!
wann ich eine ſolche Tochter hätte — es käme auf
die Jahreszeit an — Sommers würde ich ſie in das
Waſſer, Winters in den Kamin werfen. Doch ge¬
nug moraliſirt. „Ich bin des trocknen Tones
ſatt, muß wieder einmal den Teufel zeigen.“
Hören Sie. —
Damals kam ein König von Dänemark, blut¬
jung, erſt neunzehen Jahre alt nach Paris. Les
deux rois se sont vus. Ils se sont dit tout
plein des choses douces: — vous êtes monté
bien jeune sur le Trône! — Sire, vos sujets
ont encore été plus heureux que les miens. —
Je n'ai point encore en l'honneur de voir votre
famille. — Cela ne se peut pas: vous ne nous
restez pas assez de temps, ma famille est si
nombreuse; ce sont mes sujets. — Et puis tous
les Crocodiles qui étaient là présent se sont
mis à pleurer. — Ueber den Brutus! der König
von Dänemark beſuchte Diderot in ſeiner Wohnung
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/46>, abgerufen am 16.07.2024.
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