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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.

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und andere Kunstwerke die der Tempel enthielt, lagen
schon auf der Straße von Stroh umwickelt um ein¬
gepackt zu werden. Man fragte Herrn von Klenz
was diese Tollheit bedeuten solle? Er erwiederte:
seine Majestät der König haben zu beschließen geruht,
den Tempel der Minerva, das Parthenon, das Pom¬
pejon, die Phöcide, noch zwanzig andere Tempel und
mehrere hundert Statuen, allerhöchst ihrem königlichen
Vater nach Baiern zu schicken, zufolge eines mit
allerhöchst Demselben abgeschlossenen geheimen Ver¬
trags, und Hellas, übervölkert mit Tempeln, Sta¬
tuen und Gemälden, solle nach Baiern Kunstkolonien
schicken, und dafür von dort Naturkolonien erhalten
unter Anführung des Herrn von Halberg, des baieri¬
schen Cecrops, und das Alles gereiche zur Wolfahrt
beider Länder, und sey überhaupt sehr charmant.
Aber die Athenienser fanden dieses gar nicht char¬
mant, sondern ergriffen einige der schönsten antiken
Steine mit Bas-Reliefs verziert und warfen sie dem
armen Herrn von Klenz an den Kopf, bis er todt
blieb. Dann stürzten sie die Akropolis hinauf, er¬
griffen den König Otto, der gerade mit seinem Früh¬
stücke beschäftigt war, und dabei Saphirs deutschen
Horizont las, bei dem Arme, setzte ihn in eine
Sänfte, und ließen ihn an den Hafen tragen, und
übergaben ihn dort dem Admiral Nicias, daß er ihn
zu Schiffe nach Corcyra bringe. Die baierischen

und andere Kunſtwerke die der Tempel enthielt, lagen
ſchon auf der Straße von Stroh umwickelt um ein¬
gepackt zu werden. Man fragte Herrn von Klenz
was dieſe Tollheit bedeuten ſolle? Er erwiederte:
ſeine Majeſtät der König haben zu beſchließen geruht,
den Tempel der Minerva, das Parthenon, das Pom¬
pejon, die Phöcide, noch zwanzig andere Tempel und
mehrere hundert Statuen, allerhöchſt ihrem königlichen
Vater nach Baiern zu ſchicken, zufolge eines mit
allerhöchſt Demſelben abgeſchloſſenen geheimen Ver¬
trags, und Hellas, übervölkert mit Tempeln, Sta¬
tuen und Gemälden, ſolle nach Baiern Kunſtkolonien
ſchicken, und dafür von dort Naturkolonien erhalten
unter Anführung des Herrn von Halberg, des baieri¬
ſchen Cecrops, und das Alles gereiche zur Wolfahrt
beider Länder, und ſey überhaupt ſehr charmant.
Aber die Athenienſer fanden dieſes gar nicht char¬
mant, ſondern ergriffen einige der ſchönſten antiken
Steine mit Bas-Reliefs verziert und warfen ſie dem
armen Herrn von Klenz an den Kopf, bis er todt
blieb. Dann ſtürzten ſie die Akropolis hinauf, er¬
griffen den König Otto, der gerade mit ſeinem Früh¬
ſtücke beſchäftigt war, und dabei Saphirs deutſchen
Horizont las, bei dem Arme, ſetzte ihn in eine
Sänfte, und ließen ihn an den Hafen tragen, und
übergaben ihn dort dem Admiral Nicias, daß er ihn
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[102/0114] und andere Kunſtwerke die der Tempel enthielt, lagen ſchon auf der Straße von Stroh umwickelt um ein¬ gepackt zu werden. Man fragte Herrn von Klenz was dieſe Tollheit bedeuten ſolle? Er erwiederte: ſeine Majeſtät der König haben zu beſchließen geruht, den Tempel der Minerva, das Parthenon, das Pom¬ pejon, die Phöcide, noch zwanzig andere Tempel und mehrere hundert Statuen, allerhöchſt ihrem königlichen Vater nach Baiern zu ſchicken, zufolge eines mit allerhöchſt Demſelben abgeſchloſſenen geheimen Ver¬ trags, und Hellas, übervölkert mit Tempeln, Sta¬ tuen und Gemälden, ſolle nach Baiern Kunſtkolonien ſchicken, und dafür von dort Naturkolonien erhalten unter Anführung des Herrn von Halberg, des baieri¬ ſchen Cecrops, und das Alles gereiche zur Wolfahrt beider Länder, und ſey überhaupt ſehr charmant. Aber die Athenienſer fanden dieſes gar nicht char¬ mant, ſondern ergriffen einige der ſchönſten antiken Steine mit Bas-Reliefs verziert und warfen ſie dem armen Herrn von Klenz an den Kopf, bis er todt blieb. Dann ſtürzten ſie die Akropolis hinauf, er¬ griffen den König Otto, der gerade mit ſeinem Früh¬ ſtücke beſchäftigt war, und dabei Saphirs deutſchen Horizont las, bei dem Arme, ſetzte ihn in eine Sänfte, und ließen ihn an den Hafen tragen, und übergaben ihn dort dem Admiral Nicias, daß er ihn zu Schiffe nach Corcyra bringe. Die baieriſchen

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/114>, abgerufen am 30.04.2024.