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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.

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"schaamlos ausgesprochen sieht, wie in diesem Buche
"des Herrn Baruch Börne .... dann kann er auch,
"tief empört über solche Schändlichkeit, gegen den
"Juden auftreten. Auch er muß am Ende überzeugt
"werden, daß solcher schaamlosen Frechheit und seich¬
"ten Frivolität nur der Jude fähig ist." Seht Ihr,
Ihr gemeinen bürgerlichen Rezensenten! Ihr habt
Euch gegen mich, den Juden, ereifert; aber Ihr
habt es mit Eurer gewöhnlichen tölpelhaften Art ge¬
than. Lernet von diesem Hofzeitungs-Schreiber, wie
man mit Hofmanier grob sey. Als er gegen den
Baruch in Börne losziehen wollte, durch welche
Theilung er nichts gewann, als was Göthe's Zau¬
berlehrling durch Spaltung des Besenstiels gewonnen:
daß er von zweien bedient wird, statt früher von ei¬
nem -- bedachte er: Halt! Dem Herrn von
Moses bin ich Geld schuldig; von Herrn von Aa¬
ron will ich Geld borgen; bei Herrn von Jakob
werde ich oft zu Tische geladen, Herr von Abraham
zahlt mir meine russischen Gelder aus; Herr von
Isaak hinterbringt mir, was am Münchner Hof vor¬
geht; Herr von Joseph besorgt mir meine Wiener
Korrespondenz -- ich muß diese kostbaren Leute scho¬
nen, und nun sagen, die Juden wären brave schar¬
mante Leute, und der Baruch Börne mache eine
Ausnahme. Von dem lernt, Ihr Flegel. Und fragt
Ihr mich, wie viele Dukaten und Flaschen Cham¬

„ſchaamlos ausgeſprochen ſieht, wie in dieſem Buche
„des Herrn Baruch Börne .... dann kann er auch,
„tief empört über ſolche Schändlichkeit, gegen den
„Juden auftreten. Auch er muß am Ende überzeugt
„werden, daß ſolcher ſchaamloſen Frechheit und ſeich¬
„ten Frivolität nur der Jude fähig iſt.“ Seht Ihr,
Ihr gemeinen bürgerlichen Rezenſenten! Ihr habt
Euch gegen mich, den Juden, ereifert; aber Ihr
habt es mit Eurer gewöhnlichen tölpelhaften Art ge¬
than. Lernet von dieſem Hofzeitungs-Schreiber, wie
man mit Hofmanier grob ſey. Als er gegen den
Baruch in Börne losziehen wollte, durch welche
Theilung er nichts gewann, als was Göthe's Zau¬
berlehrling durch Spaltung des Beſenſtiels gewonnen:
daß er von zweien bedient wird, ſtatt früher von ei¬
nem — bedachte er: Halt! Dem Herrn von
Moſes bin ich Geld ſchuldig; von Herrn von Aa¬
ron will ich Geld borgen; bei Herrn von Jakob
werde ich oft zu Tiſche geladen, Herr von Abraham
zahlt mir meine ruſſiſchen Gelder aus; Herr von
Iſaak hinterbringt mir, was am Münchner Hof vor¬
geht; Herr von Joſeph beſorgt mir meine Wiener
Korreſpondenz — ich muß dieſe koſtbaren Leute ſcho¬
nen, und nun ſagen, die Juden wären brave ſchar¬
mante Leute, und der Baruch Börne mache eine
Ausnahme. Von dem lernt, Ihr Flegel. Und fragt
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[197/0211] „ſchaamlos ausgeſprochen ſieht, wie in dieſem Buche „des Herrn Baruch Börne .... dann kann er auch, „tief empört über ſolche Schändlichkeit, gegen den „Juden auftreten. Auch er muß am Ende überzeugt „werden, daß ſolcher ſchaamloſen Frechheit und ſeich¬ „ten Frivolität nur der Jude fähig iſt.“ Seht Ihr, Ihr gemeinen bürgerlichen Rezenſenten! Ihr habt Euch gegen mich, den Juden, ereifert; aber Ihr habt es mit Eurer gewöhnlichen tölpelhaften Art ge¬ than. Lernet von dieſem Hofzeitungs-Schreiber, wie man mit Hofmanier grob ſey. Als er gegen den Baruch in Börne losziehen wollte, durch welche Theilung er nichts gewann, als was Göthe's Zau¬ berlehrling durch Spaltung des Beſenſtiels gewonnen: daß er von zweien bedient wird, ſtatt früher von ei¬ nem — bedachte er: Halt! Dem Herrn von Moſes bin ich Geld ſchuldig; von Herrn von Aa¬ ron will ich Geld borgen; bei Herrn von Jakob werde ich oft zu Tiſche geladen, Herr von Abraham zahlt mir meine ruſſiſchen Gelder aus; Herr von Iſaak hinterbringt mir, was am Münchner Hof vor¬ geht; Herr von Joſeph beſorgt mir meine Wiener Korreſpondenz — ich muß dieſe koſtbaren Leute ſcho¬ nen, und nun ſagen, die Juden wären brave ſchar¬ mante Leute, und der Baruch Börne mache eine Ausnahme. Von dem lernt, Ihr Flegel. Und fragt Ihr mich, wie viele Dukaten und Flaſchen Cham¬

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/211>, abgerufen am 05.05.2024.