Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.Herren, welche die Stuttgarter Hofzeitung schreiben, Herren, welche die Stuttgarter Hofzeitung ſchreiben, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <div n="3"> <p><pb facs="#f0208" n="194"/> Herren, welche die Stuttgarter Hofzeitung ſchreiben,<lb/> bekommen einen jährlichen Gehalt von dreitauſend<lb/> Gulden und für dreitauſend Gulden kann man ſchon<lb/> fein ſeyn, aber wir armen Schlucker, womit ſollen<lb/> wir die Artigkeit beſtreiten? Das ſind leere Ent¬<lb/> ſchuldigungen. Stehen nicht in dem nehmlichen<lb/> Wörterbuche die feinen Worte und Redensarten, wie<lb/> die groben? Was hält Euch ab ſie zu wählen?<lb/> Schlingels ſeyd Ihr. Bedenkt nur, welche gemeine<lb/> Schimpfreden Ihr gegen mich geführt, und vergleicht<lb/> damit die zarten Ausdrücke, deren ſich die Stuttgar¬<lb/> ter Hofzeitung bedient. <hi rendition="#g">Frivoler Jude</hi>, <hi rendition="#g">herz¬<lb/> loſer Spötter</hi>, <hi rendition="#g">elender Schwätzer</hi>, <hi rendition="#g">toller<lb/> Schwätzer</hi>, <hi rendition="#g">erbärmliche Judenſeele</hi>, <hi rendition="#g">ehrlos</hi>,<lb/><hi rendition="#g">ſchaamlos</hi>, <hi rendition="#g">ſeichtes Ge</hi>ſ<hi rendition="#g">chwätz</hi>, <hi rendition="#g">inhaltloſes<lb/> Geſchwätz</hi>, <hi rendition="#g">leichtfertiges Geſchwätz</hi>, <hi rendition="#g">armer<lb/> Revolutions-Jäger</hi>, <hi rendition="#g">ſchaamloſe Frechheit</hi>,<lb/><hi rendition="#g">ſeichte Frivolität</hi>, <hi rendition="#g">ungeheure Anmaßung</hi>,<lb/><hi rendition="#g">jüdiſche Anmaßung</hi>, <hi rendition="#g">ſchmutziges Buch</hi>, <hi rendition="#g">ekel¬<lb/> haftes Buch</hi>, <hi rendition="#g">niederträchtiges Buch</hi>, <hi rendition="#g">elende<lb/> Schmeisfliege</hi>. Stand Euch das nicht alles auch<lb/> zu Gebote? Schämt Euch! Und jetzt erſt die un¬<lb/> vergleichliche Syntax, mit welcher die artigen Worte<lb/> zuſammengeſetzt ſind! „Ueberall zeigt ſich der fri¬<lb/> „vole Jude, dem nichts heilig iſt, der herzloſe Spöt¬<lb/> „ter auf Geiſt und Charaktere <hi rendition="#g">der deutſchen Na¬</hi><lb/> „<hi rendition="#g">tion</hi>, der elende Schwätzer ins Blaue hinein, <hi rendition="#g">der</hi><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [194/0208]
Herren, welche die Stuttgarter Hofzeitung ſchreiben,
bekommen einen jährlichen Gehalt von dreitauſend
Gulden und für dreitauſend Gulden kann man ſchon
fein ſeyn, aber wir armen Schlucker, womit ſollen
wir die Artigkeit beſtreiten? Das ſind leere Ent¬
ſchuldigungen. Stehen nicht in dem nehmlichen
Wörterbuche die feinen Worte und Redensarten, wie
die groben? Was hält Euch ab ſie zu wählen?
Schlingels ſeyd Ihr. Bedenkt nur, welche gemeine
Schimpfreden Ihr gegen mich geführt, und vergleicht
damit die zarten Ausdrücke, deren ſich die Stuttgar¬
ter Hofzeitung bedient. Frivoler Jude, herz¬
loſer Spötter, elender Schwätzer, toller
Schwätzer, erbärmliche Judenſeele, ehrlos,
ſchaamlos, ſeichtes Geſchwätz, inhaltloſes
Geſchwätz, leichtfertiges Geſchwätz, armer
Revolutions-Jäger, ſchaamloſe Frechheit,
ſeichte Frivolität, ungeheure Anmaßung,
jüdiſche Anmaßung, ſchmutziges Buch, ekel¬
haftes Buch, niederträchtiges Buch, elende
Schmeisfliege. Stand Euch das nicht alles auch
zu Gebote? Schämt Euch! Und jetzt erſt die un¬
vergleichliche Syntax, mit welcher die artigen Worte
zuſammengeſetzt ſind! „Ueberall zeigt ſich der fri¬
„vole Jude, dem nichts heilig iſt, der herzloſe Spöt¬
„ter auf Geiſt und Charaktere der deutſchen Na¬
„tion, der elende Schwätzer ins Blaue hinein, der
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