Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.Haß und Abscheu sprechen, welche sie jetzt verehren O Berliner! O Hasenpasteten! O Kuchen¬ Haß und Abſcheu ſprechen, welche ſie jetzt verehren O Berliner! O Haſenpaſteten! O Kuchen¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <div n="3"> <p><pb facs="#f0202" n="188"/> Haß und Abſcheu ſprechen, welche ſie jetzt verehren<lb/> und vergöttern.</p><lb/> <p>O Berliner! O Haſenpaſteten! O Kuchen¬<lb/> freſſer! O Ihr dreizehn Bühnendichter, welchen erſt<lb/> die Knochen wieder hart geworden, und die Ihr, ſeit<lb/> die Katze nicht zu Hauſe iſt, ganz luſtig auf den<lb/> Tiſchen herumſpringt! — wenn ich jetzt unter Euch<lb/> erſchiene, mit meinem alten Herzen zu Eurem alten<lb/> Herzen träte, würdet Ihr nicht entſetzt vor mir flie¬<lb/> hen, wie vor dem Dämon der Cholera, und mit<lb/> thränenden Augen vor Eurem Pilatus wimmern:<lb/> O wir Unglücklichen! Wir kennen den Mann gar<lb/> nicht? Ich komme! Wenn Ihr nicht artig ſeyd,<lb/> komme ich. Wahrhaftig, ich muß nach Berlin; das<lb/> Herz hüpft mir vor Freude, wenn ich daran denke.<lb/> Ich muß dieſe Menſchen in Angſtſchweiß verwandeln,<lb/> daß ihr ganzes Daſeyn in den Goſſen abfließe. Den<lb/> Einen ſuchte ich in dem Buchladen auf, wo nichts<lb/> geheim bleibt, fiele ihm um den Hals und ſpräche:<lb/> „Du ſiehſt, theurer Freund, ich habe Wort gehalten<lb/> „und kam, ſobald mich Preußens Söhne riefen!“<lb/> An den Andern drängte ich mich in der Oper, zeigte<lb/> ihm den Meſſager und ſagte ganz laut: „Du biſt<lb/> „ein Schelm, dein Styl iſt gar nicht zu verkennen.“<lb/> Dem Dritten ſchrie ich bei Rehäly zu: „Deine<lb/> „geſtrige Nachricht, daß der König abdanke, beſtätigt<lb/> „ſich; um deſto beſſer.“ Meinem vertrauteſten Freunde<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [188/0202]
Haß und Abſcheu ſprechen, welche ſie jetzt verehren
und vergöttern.
O Berliner! O Haſenpaſteten! O Kuchen¬
freſſer! O Ihr dreizehn Bühnendichter, welchen erſt
die Knochen wieder hart geworden, und die Ihr, ſeit
die Katze nicht zu Hauſe iſt, ganz luſtig auf den
Tiſchen herumſpringt! — wenn ich jetzt unter Euch
erſchiene, mit meinem alten Herzen zu Eurem alten
Herzen träte, würdet Ihr nicht entſetzt vor mir flie¬
hen, wie vor dem Dämon der Cholera, und mit
thränenden Augen vor Eurem Pilatus wimmern:
O wir Unglücklichen! Wir kennen den Mann gar
nicht? Ich komme! Wenn Ihr nicht artig ſeyd,
komme ich. Wahrhaftig, ich muß nach Berlin; das
Herz hüpft mir vor Freude, wenn ich daran denke.
Ich muß dieſe Menſchen in Angſtſchweiß verwandeln,
daß ihr ganzes Daſeyn in den Goſſen abfließe. Den
Einen ſuchte ich in dem Buchladen auf, wo nichts
geheim bleibt, fiele ihm um den Hals und ſpräche:
„Du ſiehſt, theurer Freund, ich habe Wort gehalten
„und kam, ſobald mich Preußens Söhne riefen!“
An den Andern drängte ich mich in der Oper, zeigte
ihm den Meſſager und ſagte ganz laut: „Du biſt
„ein Schelm, dein Styl iſt gar nicht zu verkennen.“
Dem Dritten ſchrie ich bei Rehäly zu: „Deine
„geſtrige Nachricht, daß der König abdanke, beſtätigt
„ſich; um deſto beſſer.“ Meinem vertrauteſten Freunde
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |