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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.

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Die auf diesen Zweck berechneten Schritte müssen
zwar gemeinschaftlich verabredet, aber nur abwechselnd
von Einem dieser beiden Staaten allein und sehr
nach und nach gemacht werden, damit nicht andere
als die angegriffenen sich in ihrer Würde gefährdet
glauben mögen. Deshalb darf man die Epuration
auch nicht beim Freiherrn von Aretin anfangen,
obwohl seine Entfernung, weil er vor allen Andern
der Verstockteste und daher der Gefährlichste ist, am
wünschenswerthesten wäre. Bayern hält am meisten
auf seine Unabhängigkeit, würde also am ersten Lärm
blasen, und nicht ohne großen Anhang bleiben. Da¬
her muß das bayerische Gouvernement nicht gereizt,
sondern ins Interesse gezogen und für die Epuration
gewonnen werden. Dies ist zum Glück gar nicht so
schwer, da der Minister Rechberg das bayerische
anti-österreichische System vergißt, sobald man ihn
in irgend einen magischen Spiegel die Revolution
und den Fürsten Metternich als deren Bändiger
zeigt.

Nicht ohne Erfolg hat Preußen in seinen Cir¬
kular-Bemerkungen über die Köthensche Streit-An¬
gelegenheit den Freiherrn von Aretin nicht nur ge¬
schont, sondern sogar gelobt. Rechberg findet diese
Bemerkungen vortrefflich, das Benehmen der Mehr¬
zahl der Bundesgesandten abscheulich. Gelingt es,
das bayerische Gouvernement in dieser Stimmung zu
erhalten, so wird der Epuration kein großes Hinder¬

Die auf dieſen Zweck berechneten Schritte müſſen
zwar gemeinſchaftlich verabredet, aber nur abwechſelnd
von Einem dieſer beiden Staaten allein und ſehr
nach und nach gemacht werden, damit nicht andere
als die angegriffenen ſich in ihrer Würde gefährdet
glauben mögen. Deshalb darf man die Epuration
auch nicht beim Freiherrn von Aretin anfangen,
obwohl ſeine Entfernung, weil er vor allen Andern
der Verſtockteſte und daher der Gefährlichſte iſt, am
wünſchenswertheſten wäre. Bayern hält am meiſten
auf ſeine Unabhängigkeit, würde alſo am erſten Lärm
blaſen, und nicht ohne großen Anhang bleiben. Da¬
her muß das bayeriſche Gouvernement nicht gereizt,
ſondern ins Intereſſe gezogen und für die Epuration
gewonnen werden. Dies iſt zum Glück gar nicht ſo
ſchwer, da der Miniſter Rechberg das bayeriſche
anti-öſterreichiſche Syſtem vergißt, ſobald man ihn
in irgend einen magiſchen Spiegel die Revolution
und den Fürſten Metternich als deren Bändiger
zeigt.

Nicht ohne Erfolg hat Preußen in ſeinen Cir¬
kular-Bemerkungen über die Köthenſche Streit-An¬
gelegenheit den Freiherrn von Aretin nicht nur ge¬
ſchont, ſondern ſogar gelobt. Rechberg findet dieſe
Bemerkungen vortrefflich, das Benehmen der Mehr¬
zahl der Bundesgeſandten abſcheulich. Gelingt es,
das bayeriſche Gouvernement in dieſer Stimmung zu
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[255/0269] Die auf dieſen Zweck berechneten Schritte müſſen zwar gemeinſchaftlich verabredet, aber nur abwechſelnd von Einem dieſer beiden Staaten allein und ſehr nach und nach gemacht werden, damit nicht andere als die angegriffenen ſich in ihrer Würde gefährdet glauben mögen. Deshalb darf man die Epuration auch nicht beim Freiherrn von Aretin anfangen, obwohl ſeine Entfernung, weil er vor allen Andern der Verſtockteſte und daher der Gefährlichſte iſt, am wünſchenswertheſten wäre. Bayern hält am meiſten auf ſeine Unabhängigkeit, würde alſo am erſten Lärm blaſen, und nicht ohne großen Anhang bleiben. Da¬ her muß das bayeriſche Gouvernement nicht gereizt, ſondern ins Intereſſe gezogen und für die Epuration gewonnen werden. Dies iſt zum Glück gar nicht ſo ſchwer, da der Miniſter Rechberg das bayeriſche anti-öſterreichiſche Syſtem vergißt, ſobald man ihn in irgend einen magiſchen Spiegel die Revolution und den Fürſten Metternich als deren Bändiger zeigt. Nicht ohne Erfolg hat Preußen in ſeinen Cir¬ kular-Bemerkungen über die Köthenſche Streit-An¬ gelegenheit den Freiherrn von Aretin nicht nur ge¬ ſchont, ſondern ſogar gelobt. Rechberg findet dieſe Bemerkungen vortrefflich, das Benehmen der Mehr¬ zahl der Bundesgeſandten abſcheulich. Gelingt es, das bayeriſche Gouvernement in dieſer Stimmung zu erhalten, ſo wird der Epuration kein großes Hinder¬

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/269>, abgerufen am 28.11.2024.