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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

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Die neuen Machthaber warfen auch nach Be¬
ranger ihre goldene Angel aus; doch er ließ sich
nicht ködern und schwieg, und dieses stumme
Lied schalt lauter gegen die Tyrannei, als es
irgend eines seiner frühern Lieder gethan.

Ich habe Ihnen schon gesagt, daß ich an¬
fange mich mit der bildenden Kunst zu beschäf¬
tigen, und wie ernst es mir damit ist, habe ich
neulich an meinem ersten Besuche im Museum
selbst erprobt. Ich habe zum erstenmale in mei¬
nem Leben alles so bedächtig, so genau betrach¬
tet, daß ich nach zwei Stunden nicht über das
erste Zimmer hinausgekommen, obzwar wenig
Bedeutendes und Erfreuliches an Kunstwerken
darin aufbewahrt wird. Es ist etwas, meinen
alten Geist aufzufrischen, ihm einen neuen
Standpunkt für alte Betrachtungen zu verschaf¬
fen. Das Licht wird mir mit der Zeit wohl
aufgehen, und ich mache mich jetzt schon über
mich selbst lustig, wie ich mich einmal später

III. 5

Die neuen Machthaber warfen auch nach Be¬
ranger ihre goldene Angel aus; doch er ließ ſich
nicht koͤdern und ſchwieg, und dieſes ſtumme
Lied ſchalt lauter gegen die Tyrannei, als es
irgend eines ſeiner fruͤhern Lieder gethan.

Ich habe Ihnen ſchon geſagt, daß ich an¬
fange mich mit der bildenden Kunſt zu beſchaͤf¬
tigen, und wie ernſt es mir damit iſt, habe ich
neulich an meinem erſten Beſuche im Muſeum
ſelbſt erprobt. Ich habe zum erſtenmale in mei¬
nem Leben alles ſo bedaͤchtig, ſo genau betrach¬
tet, daß ich nach zwei Stunden nicht uͤber das
erſte Zimmer hinausgekommen, obzwar wenig
Bedeutendes und Erfreuliches an Kunſtwerken
darin aufbewahrt wird. Es iſt etwas, meinen
alten Geiſt aufzufriſchen, ihm einen neuen
Standpunkt fuͤr alte Betrachtungen zu verſchaf¬
fen. Das Licht wird mir mit der Zeit wohl
aufgehen, und ich mache mich jetzt ſchon uͤber
mich ſelbſt luſtig, wie ich mich einmal ſpaͤter

III. 5
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[65/0079] Die neuen Machthaber warfen auch nach Be¬ ranger ihre goldene Angel aus; doch er ließ ſich nicht koͤdern und ſchwieg, und dieſes ſtumme Lied ſchalt lauter gegen die Tyrannei, als es irgend eines ſeiner fruͤhern Lieder gethan. Ich habe Ihnen ſchon geſagt, daß ich an¬ fange mich mit der bildenden Kunſt zu beſchaͤf¬ tigen, und wie ernſt es mir damit iſt, habe ich neulich an meinem erſten Beſuche im Muſeum ſelbſt erprobt. Ich habe zum erſtenmale in mei¬ nem Leben alles ſo bedaͤchtig, ſo genau betrach¬ tet, daß ich nach zwei Stunden nicht uͤber das erſte Zimmer hinausgekommen, obzwar wenig Bedeutendes und Erfreuliches an Kunſtwerken darin aufbewahrt wird. Es iſt etwas, meinen alten Geiſt aufzufriſchen, ihm einen neuen Standpunkt fuͤr alte Betrachtungen zu verſchaf¬ fen. Das Licht wird mir mit der Zeit wohl aufgehen, und ich mache mich jetzt ſchon uͤber mich ſelbſt luſtig, wie ich mich einmal ſpaͤter III. 5

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/79>, abgerufen am 25.11.2024.