Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

Bild:
<< vorherige Seite

lich, zu niederträchtig! Daß Herr von Quaita
gleich nach Erscheinen meiner Briefe geäußert,
man werde mir meine Pension entziehen, das
war natürlich. Er konnte es früher wissen,
als der Senat, denn er ist das Sprachrohr
der lispelnden Diplomatik, und was man in
Wien flüstert, schreit er den alten Bürgern
im Römer zu. Den Senator von Heiden, ich
kenne ihn. Ja ich sehe ihn roth werden; er
ist ein edler Mensch. Ich selbst erröthete dar¬
über, ich, den doch die Schandthat getroffen,
der sie nicht begangen. Ruhen lassen will
ich die Sache gerade nicht. Helfen wird mir
keine Klage; der Bundestag, der hier entschei¬
det, ist selbst Parthei. Zuerst wäre abzuwar¬
ten, daß mir der Senat ein Dekret seines
Beschlusses zukommen läßt. Reden Sie mit
*** darüber, ob ein solches zu erwarten, wenn
nicht, wie ich eine solche Mittheilung erzwin¬
gen kann. Er möge mir auf jeden Fall eine

21*

lich, zu niedertraͤchtig! Daß Herr von Quaita
gleich nach Erſcheinen meiner Briefe geaͤußert,
man werde mir meine Penſion entziehen, das
war natuͤrlich. Er konnte es fruͤher wiſſen,
als der Senat, denn er iſt das Sprachrohr
der lispelnden Diplomatik, und was man in
Wien fluͤſtert, ſchreit er den alten Buͤrgern
im Roͤmer zu. Den Senator von Heiden, ich
kenne ihn. Ja ich ſehe ihn roth werden; er
iſt ein edler Menſch. Ich ſelbſt erroͤthete dar¬
uͤber, ich, den doch die Schandthat getroffen,
der ſie nicht begangen. Ruhen laſſen will
ich die Sache gerade nicht. Helfen wird mir
keine Klage; der Bundestag, der hier entſchei¬
det, iſt ſelbſt Parthei. Zuerſt waͤre abzuwar¬
ten, daß mir der Senat ein Dekret ſeines
Beſchluſſes zukommen laͤßt. Reden Sie mit
*** daruͤber, ob ein ſolches zu erwarten, wenn
nicht, wie ich eine ſolche Mittheilung erzwin¬
gen kann. Er moͤge mir auf jeden Fall eine

21*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <p><pb facs="#f0337" n="323"/>
lich, zu niedertra&#x0364;chtig! Daß Herr von Quaita<lb/>
gleich nach Er&#x017F;cheinen meiner Briefe gea&#x0364;ußert,<lb/>
man werde mir meine Pen&#x017F;ion entziehen, das<lb/>
war natu&#x0364;rlich. Er konnte es fru&#x0364;her wi&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
als der Senat, denn er i&#x017F;t das Sprachrohr<lb/>
der lispelnden Diplomatik, und was man in<lb/>
Wien flu&#x0364;&#x017F;tert, &#x017F;chreit er den alten Bu&#x0364;rgern<lb/>
im Ro&#x0364;mer zu. Den Senator von Heiden, ich<lb/>
kenne ihn. Ja ich &#x017F;ehe ihn roth werden; er<lb/>
i&#x017F;t ein edler Men&#x017F;ch. Ich &#x017F;elb&#x017F;t erro&#x0364;thete dar¬<lb/>
u&#x0364;ber, ich, den doch die Schandthat getroffen,<lb/>
der &#x017F;ie nicht begangen. Ruhen la&#x017F;&#x017F;en will<lb/>
ich die Sache gerade nicht. Helfen wird mir<lb/>
keine Klage; der Bundestag, der hier ent&#x017F;chei¬<lb/>
det, i&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t Parthei. Zuer&#x017F;t wa&#x0364;re abzuwar¬<lb/>
ten, daß mir der Senat ein Dekret &#x017F;eines<lb/>
Be&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;es zukommen la&#x0364;ßt. Reden Sie mit<lb/>
*** daru&#x0364;ber, ob ein &#x017F;olches zu erwarten, wenn<lb/>
nicht, wie ich eine &#x017F;olche Mittheilung erzwin¬<lb/>
gen kann. Er mo&#x0364;ge mir auf jeden Fall eine<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">21*<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[323/0337] lich, zu niedertraͤchtig! Daß Herr von Quaita gleich nach Erſcheinen meiner Briefe geaͤußert, man werde mir meine Penſion entziehen, das war natuͤrlich. Er konnte es fruͤher wiſſen, als der Senat, denn er iſt das Sprachrohr der lispelnden Diplomatik, und was man in Wien fluͤſtert, ſchreit er den alten Buͤrgern im Roͤmer zu. Den Senator von Heiden, ich kenne ihn. Ja ich ſehe ihn roth werden; er iſt ein edler Menſch. Ich ſelbſt erroͤthete dar¬ uͤber, ich, den doch die Schandthat getroffen, der ſie nicht begangen. Ruhen laſſen will ich die Sache gerade nicht. Helfen wird mir keine Klage; der Bundestag, der hier entſchei¬ det, iſt ſelbſt Parthei. Zuerſt waͤre abzuwar¬ ten, daß mir der Senat ein Dekret ſeines Beſchluſſes zukommen laͤßt. Reden Sie mit *** daruͤber, ob ein ſolches zu erwarten, wenn nicht, wie ich eine ſolche Mittheilung erzwin¬ gen kann. Er moͤge mir auf jeden Fall eine 21*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/337
Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/337>, abgerufen am 26.04.2024.