Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

Bild:
<< vorherige Seite

"sprochen: ""Die Fürsten -- mag sie nun Gott
"oder der Teufel, oder mögen sie sich selbst,
"mag die weise Vorsehung, oder mag der Narr
"Zufall sie eingesetzt haben -- sind bestimmt,
"die Völker, welche ihnen anheim gefallen, nicht
"blos mit Gerechtigkeit, sondern auch mit Weis¬
"heit, nicht blos mit Weisheit, sondern auch
"mit Stärke, nicht blos mit Stärke, sondern
"auch mit Milde zu regieren. Wo sie dieses
"nicht thun, oder nicht vermögen; wo sie das
"Recht schmählich verletzen, ihren eignen Sün¬
"den, oder denen ihrer Lustgesellen zu fröhnen;
"wenn sie statt der ernsten Stimme der Klug¬
"heit, den Possenliedern der Thorheit ihr Ohr
"hingeben; wenn sie zu schwach oder zu feige
"sind, den Verführungen oder Drohungen frem¬
"der Fürsten zu widerstehen; wenn sie jedes
"Vergehen als eine Beleidigung ihrer Macht
"blutig und tückisch rächen -- ein so mishan¬
"deltes, so mit Füßen getretenes Volk darf

17 *

„ſprochen: „„Die Fuͤrſten — mag ſie nun Gott
„oder der Teufel, oder moͤgen ſie ſich ſelbſt,
„mag die weiſe Vorſehung, oder mag der Narr
„Zufall ſie eingeſetzt haben — ſind beſtimmt,
„die Voͤlker, welche ihnen anheim gefallen, nicht
„blos mit Gerechtigkeit, ſondern auch mit Weis¬
„heit, nicht blos mit Weisheit, ſondern auch
„mit Staͤrke, nicht blos mit Staͤrke, ſondern
„auch mit Milde zu regieren. Wo ſie dieſes
„nicht thun, oder nicht vermoͤgen; wo ſie das
„Recht ſchmaͤhlich verletzen, ihren eignen Suͤn¬
„den, oder denen ihrer Luſtgeſellen zu froͤhnen;
„wenn ſie ſtatt der ernſten Stimme der Klug¬
„heit, den Poſſenliedern der Thorheit ihr Ohr
„hingeben; wenn ſie zu ſchwach oder zu feige
„ſind, den Verfuͤhrungen oder Drohungen frem¬
„der Fuͤrſten zu widerſtehen; wenn ſie jedes
„Vergehen als eine Beleidigung ihrer Macht
„blutig und tuͤckiſch raͤchen — ein ſo mishan¬
„deltes, ſo mit Fuͤßen getretenes Volk darf

17 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0279" n="265"/>
&#x201E;&#x017F;prochen: &#x201E;&#x201E;Die Fu&#x0364;r&#x017F;ten &#x2014; mag &#x017F;ie nun Gott<lb/>
&#x201E;oder der Teufel, oder mo&#x0364;gen &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
&#x201E;mag die wei&#x017F;e Vor&#x017F;ehung, oder mag der Narr<lb/>
&#x201E;Zufall &#x017F;ie einge&#x017F;etzt haben &#x2014; &#x017F;ind be&#x017F;timmt,<lb/>
&#x201E;die Vo&#x0364;lker, welche ihnen anheim gefallen, nicht<lb/>
&#x201E;blos mit Gerechtigkeit, &#x017F;ondern auch mit Weis¬<lb/>
&#x201E;heit, nicht blos mit Weisheit, &#x017F;ondern auch<lb/>
&#x201E;mit Sta&#x0364;rke, nicht blos mit Sta&#x0364;rke, &#x017F;ondern<lb/>
&#x201E;auch mit Milde zu regieren. Wo &#x017F;ie die&#x017F;es<lb/>
&#x201E;nicht thun, oder nicht vermo&#x0364;gen; wo &#x017F;ie das<lb/>
&#x201E;Recht &#x017F;chma&#x0364;hlich verletzen, ihren eignen Su&#x0364;<lb/>
&#x201E;den, oder denen ihrer Lu&#x017F;tge&#x017F;ellen zu fro&#x0364;hnen;<lb/>
&#x201E;wenn &#x017F;ie &#x017F;tatt der ern&#x017F;ten Stimme der Klug¬<lb/>
&#x201E;heit, den Po&#x017F;&#x017F;enliedern der Thorheit ihr Ohr<lb/>
&#x201E;hingeben; wenn &#x017F;ie zu &#x017F;chwach oder zu feige<lb/>
&#x201E;&#x017F;ind, den Verfu&#x0364;hrungen oder Drohungen frem¬<lb/>
&#x201E;der Fu&#x0364;r&#x017F;ten zu wider&#x017F;tehen; wenn &#x017F;ie jedes<lb/>
&#x201E;Vergehen als eine Beleidigung ihrer Macht<lb/>
&#x201E;blutig und tu&#x0364;cki&#x017F;ch ra&#x0364;chen &#x2014; ein &#x017F;o mishan¬<lb/>
&#x201E;deltes, &#x017F;o mit Fu&#x0364;ßen getretenes Volk darf<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">17 *<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[265/0279] „ſprochen: „„Die Fuͤrſten — mag ſie nun Gott „oder der Teufel, oder moͤgen ſie ſich ſelbſt, „mag die weiſe Vorſehung, oder mag der Narr „Zufall ſie eingeſetzt haben — ſind beſtimmt, „die Voͤlker, welche ihnen anheim gefallen, nicht „blos mit Gerechtigkeit, ſondern auch mit Weis¬ „heit, nicht blos mit Weisheit, ſondern auch „mit Staͤrke, nicht blos mit Staͤrke, ſondern „auch mit Milde zu regieren. Wo ſie dieſes „nicht thun, oder nicht vermoͤgen; wo ſie das „Recht ſchmaͤhlich verletzen, ihren eignen Suͤn¬ „den, oder denen ihrer Luſtgeſellen zu froͤhnen; „wenn ſie ſtatt der ernſten Stimme der Klug¬ „heit, den Poſſenliedern der Thorheit ihr Ohr „hingeben; wenn ſie zu ſchwach oder zu feige „ſind, den Verfuͤhrungen oder Drohungen frem¬ „der Fuͤrſten zu widerſtehen; wenn ſie jedes „Vergehen als eine Beleidigung ihrer Macht „blutig und tuͤckiſch raͤchen — ein ſo mishan¬ „deltes, ſo mit Fuͤßen getretenes Volk darf 17 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/279
Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/279>, abgerufen am 25.11.2024.