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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

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Guter Guter! Wenn man diese Menschen erst
persönlich kennt, dann ist man gar entwaffnet
und wehrlos. Dieser Willibald Alexis --
pfui, es ist mir, als sollte ich mit Rühreiern
Krieg führen. Ein platter, abgeschmackter Oster¬
fladen, eingeschrumpft und altbacken, wie er
am zweiten Pfingsttag aussehen und schmecken
würde ... Nun, wie gefalle ich Ihnen? Ha¬
be ich nicht schon viel profitirt von meinem
Eduard? Also den Häring schicken Sie mir.

Die schönen Frankfurter Mädchen werden
sich wohl zu trösten wissen, wenn sie in kei¬
ner Leihbibliothek meine Briefe werden bekom¬
men können. Clauren ersetzt mich ihnen vom
Samstag Abend bis Montag Morgen. Die
andern Leser werden Mittel finden, sich das
Buch auf andere Art zu verschaffen. Funfzig
Thaler Strafe! das ist ein starkes Lesegeld!
Mir fällt dabei nur immer ein, daß in Frank¬
furt, Hamburg und andern deutschen Landen,

Guter Guter! Wenn man dieſe Menſchen erſt
perſoͤnlich kennt, dann iſt man gar entwaffnet
und wehrlos. Dieſer Willibald Alexis —
pfui, es iſt mir, als ſollte ich mit Ruͤhreiern
Krieg fuͤhren. Ein platter, abgeſchmackter Oſter¬
fladen, eingeſchrumpft und altbacken, wie er
am zweiten Pfingſttag ausſehen und ſchmecken
wuͤrde ... Nun, wie gefalle ich Ihnen? Ha¬
be ich nicht ſchon viel profitirt von meinem
Eduard? Alſo den Haͤring ſchicken Sie mir.

Die ſchoͤnen Frankfurter Maͤdchen werden
ſich wohl zu troͤſten wiſſen, wenn ſie in kei¬
ner Leihbibliothek meine Briefe werden bekom¬
men koͤnnen. Clauren erſetzt mich ihnen vom
Samſtag Abend bis Montag Morgen. Die
andern Leſer werden Mittel finden, ſich das
Buch auf andere Art zu verſchaffen. Funfzig
Thaler Strafe! das iſt ein ſtarkes Leſegeld!
Mir faͤllt dabei nur immer ein, daß in Frank¬
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[253/0267] Guter Guter! Wenn man dieſe Menſchen erſt perſoͤnlich kennt, dann iſt man gar entwaffnet und wehrlos. Dieſer Willibald Alexis — pfui, es iſt mir, als ſollte ich mit Ruͤhreiern Krieg fuͤhren. Ein platter, abgeſchmackter Oſter¬ fladen, eingeſchrumpft und altbacken, wie er am zweiten Pfingſttag ausſehen und ſchmecken wuͤrde ... Nun, wie gefalle ich Ihnen? Ha¬ be ich nicht ſchon viel profitirt von meinem Eduard? Alſo den Haͤring ſchicken Sie mir. Die ſchoͤnen Frankfurter Maͤdchen werden ſich wohl zu troͤſten wiſſen, wenn ſie in kei¬ ner Leihbibliothek meine Briefe werden bekom¬ men koͤnnen. Clauren erſetzt mich ihnen vom Samſtag Abend bis Montag Morgen. Die andern Leſer werden Mittel finden, ſich das Buch auf andere Art zu verſchaffen. Funfzig Thaler Strafe! das iſt ein ſtarkes Leſegeld! Mir faͤllt dabei nur immer ein, daß in Frank¬ furt, Hamburg und andern deutſchen Landen,

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/267>, abgerufen am 25.11.2024.