Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

macht man weis, die Kinder, und den Fürsten,
die Revolutionen kämen aus den Brunnen. Jetzt
denken sie, sie brauchten den Brunnen nur zu¬
zuschütten und dann wäre alles aus. Wer giebt
mir Geduld genug, mit Narren zu raisoniren?
Ich muß wohl selbst ein Narr seyn. Frankreich
war seit vierzig Jahren der Krater Europa's.
Wenn der einmal aufhört Feuer zu werfen, wenn
der einmal aufhört zu rauchen, dann wehe den
Naturpfuschern, dann ist kein Thron der Welt
auf eine Nacht sicher. Sie zittern, wenn einige
Franzosen mit liberalen Reden in ihrer Maul¬
tasche durch Deutschland reisen und schreien ent¬
setzt: Propaganda, Propaganda! Und sie wollen
ganze Völker-Theile von Frankreich mit ihren
alten Ländern vereinigen! Sie denken: mit ih¬
ren alten abgeschmackten Regierungskünsten, mit
ihren Taschenspieler-Streichen, womit man kein
Kind mehr betrügt, würde es gelingen, ihre
neuen wilden Unterthanen zahm zu machen! --

macht man weis, die Kinder, und den Fuͤrſten,
die Revolutionen kaͤmen aus den Brunnen. Jetzt
denken ſie, ſie brauchten den Brunnen nur zu¬
zuſchuͤtten und dann waͤre alles aus. Wer giebt
mir Geduld genug, mit Narren zu raiſoniren?
Ich muß wohl ſelbſt ein Narr ſeyn. Frankreich
war ſeit vierzig Jahren der Krater Europa's.
Wenn der einmal aufhoͤrt Feuer zu werfen, wenn
der einmal aufhoͤrt zu rauchen, dann wehe den
Naturpfuſchern, dann iſt kein Thron der Welt
auf eine Nacht ſicher. Sie zittern, wenn einige
Franzoſen mit liberalen Reden in ihrer Maul¬
taſche durch Deutſchland reiſen und ſchreien ent¬
ſetzt: Propaganda, Propaganda! Und ſie wollen
ganze Voͤlker-Theile von Frankreich mit ihren
alten Laͤndern vereinigen! Sie denken: mit ih¬
ren alten abgeſchmackten Regierungskuͤnſten, mit
ihren Taſchenſpieler-Streichen, womit man kein
Kind mehr betruͤgt, wuͤrde es gelingen, ihre
neuen wilden Unterthanen zahm zu machen! —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0224" n="210"/>
macht man weis, die Kinder, und den Fu&#x0364;r&#x017F;ten,<lb/>
die Revolutionen ka&#x0364;men aus den Brunnen. Jetzt<lb/>
denken &#x017F;ie, &#x017F;ie brauchten den Brunnen nur zu¬<lb/>
zu&#x017F;chu&#x0364;tten und dann wa&#x0364;re alles aus. Wer giebt<lb/>
mir Geduld genug, mit Narren zu rai&#x017F;oniren?<lb/>
Ich muß wohl &#x017F;elb&#x017F;t ein Narr &#x017F;eyn. Frankreich<lb/>
war &#x017F;eit vierzig Jahren der Krater Europa's.<lb/>
Wenn der einmal aufho&#x0364;rt Feuer zu werfen, wenn<lb/>
der einmal aufho&#x0364;rt zu rauchen, dann wehe den<lb/>
Naturpfu&#x017F;chern, dann i&#x017F;t kein Thron der Welt<lb/>
auf eine Nacht &#x017F;icher. Sie zittern, wenn einige<lb/>
Franzo&#x017F;en mit liberalen Reden in ihrer Maul¬<lb/>
ta&#x017F;che durch Deut&#x017F;chland rei&#x017F;en und &#x017F;chreien ent¬<lb/>
&#x017F;etzt: Propaganda, Propaganda! Und &#x017F;ie wollen<lb/>
ganze Vo&#x0364;lker-Theile von Frankreich mit ihren<lb/>
alten La&#x0364;ndern vereinigen! Sie denken: mit ih¬<lb/>
ren alten abge&#x017F;chmackten Regierungsku&#x0364;n&#x017F;ten, mit<lb/>
ihren Ta&#x017F;chen&#x017F;pieler-Streichen, womit man kein<lb/>
Kind mehr betru&#x0364;gt, wu&#x0364;rde es gelingen, ihre<lb/>
neuen wilden Unterthanen zahm zu machen! &#x2014;<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[210/0224] macht man weis, die Kinder, und den Fuͤrſten, die Revolutionen kaͤmen aus den Brunnen. Jetzt denken ſie, ſie brauchten den Brunnen nur zu¬ zuſchuͤtten und dann waͤre alles aus. Wer giebt mir Geduld genug, mit Narren zu raiſoniren? Ich muß wohl ſelbſt ein Narr ſeyn. Frankreich war ſeit vierzig Jahren der Krater Europa's. Wenn der einmal aufhoͤrt Feuer zu werfen, wenn der einmal aufhoͤrt zu rauchen, dann wehe den Naturpfuſchern, dann iſt kein Thron der Welt auf eine Nacht ſicher. Sie zittern, wenn einige Franzoſen mit liberalen Reden in ihrer Maul¬ taſche durch Deutſchland reiſen und ſchreien ent¬ ſetzt: Propaganda, Propaganda! Und ſie wollen ganze Voͤlker-Theile von Frankreich mit ihren alten Laͤndern vereinigen! Sie denken: mit ih¬ ren alten abgeſchmackten Regierungskuͤnſten, mit ihren Taſchenſpieler-Streichen, womit man kein Kind mehr betruͤgt, wuͤrde es gelingen, ihre neuen wilden Unterthanen zahm zu machen! —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/224
Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/224>, abgerufen am 26.04.2024.