Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.von der Schärfe des Essigs ganz aufgelößt. In Wien soll die Cholera schrecklich wüthen, von der Schaͤrfe des Eſſigs ganz aufgeloͤßt. In Wien ſoll die Cholera ſchrecklich wuͤthen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0021" n="7"/> von der Schaͤrfe des Eſſigs ganz aufgeloͤßt.<lb/> Es war ein ſchwarzes Meer. Doch konnte ich<lb/> ihn deutlich leſen.</p><lb/> <p>In Wien ſoll die Cholera ſchrecklich wuͤthen,<lb/> auch unter den hoͤhern Staͤnden. Sie iſt dort<lb/> ganz jakobiniſch und ruft: <hi rendition="#aq">à bas les aristocra¬<lb/> tes!</hi> Das hat man von keinem andern Orte<lb/> gehoͤrt und an dieſer Boͤsartigkeit mag wohl die<lb/> bekannte Schlemmerei der Wiener Schuld ſeyn.<lb/> Zwar wird ſie die Furcht maͤßig gemacht haben;<lb/> aber die Maͤßigkeit eines Wiener Magenmen¬<lb/> ſchen iſt immer noch eine halbe Indigeſtion.<lb/> Auch geſtehen ſie dort ſelbſt, daß ihre Kranken¬<lb/> anſtalten noch nicht vollendet geweſen, als ſie<lb/> von der Cholera uͤberraſcht worden. Ich aber<lb/> bin uͤberzeugt, daß die verdammte Scheu der<lb/> Oeſtreichiſchen Regierung vor jeder Oeffentlich¬<lb/> keit, die Cholera in Wien verheerender gemacht<lb/> hat als ſonſt uͤberall. Der Oeſtreichiſche Beob¬<lb/> achter, den ich erſt geſtern geleſen, erzaͤhlt kein<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [7/0021]
von der Schaͤrfe des Eſſigs ganz aufgeloͤßt.
Es war ein ſchwarzes Meer. Doch konnte ich
ihn deutlich leſen.
In Wien ſoll die Cholera ſchrecklich wuͤthen,
auch unter den hoͤhern Staͤnden. Sie iſt dort
ganz jakobiniſch und ruft: à bas les aristocra¬
tes! Das hat man von keinem andern Orte
gehoͤrt und an dieſer Boͤsartigkeit mag wohl die
bekannte Schlemmerei der Wiener Schuld ſeyn.
Zwar wird ſie die Furcht maͤßig gemacht haben;
aber die Maͤßigkeit eines Wiener Magenmen¬
ſchen iſt immer noch eine halbe Indigeſtion.
Auch geſtehen ſie dort ſelbſt, daß ihre Kranken¬
anſtalten noch nicht vollendet geweſen, als ſie
von der Cholera uͤberraſcht worden. Ich aber
bin uͤberzeugt, daß die verdammte Scheu der
Oeſtreichiſchen Regierung vor jeder Oeffentlich¬
keit, die Cholera in Wien verheerender gemacht
hat als ſonſt uͤberall. Der Oeſtreichiſche Beob¬
achter, den ich erſt geſtern geleſen, erzaͤhlt kein
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