behauptet worden. Meine Pension können sie mir nicht entziehen, denn sie haben mir sie nicht gutwillig zuerkannt, sondern waren durch einen Beschluß der deutschen Bundesversamm¬ lung dazu verpflichtet worden. Freilich würde ich in solcher Gefahr auf den Schutz der ho¬ hen deutschen Bundesversammlung nicht rech¬ nen dürfen, denn diese greift nie in die Un¬ gerechtigkeit eines einzelnen deutschen Staates ein, sondern nur in die Gerechtigkeit. Aber fürchten Sie doch nicht, daß sie mir in Frank¬ furt etwas zu Leide thun. Geschieht es, ge¬ schieht es ja nur aus Rache, und Menschen solcher Gesinnung würden mich nach sich selbst beurtheilen, und sich fragen, was gewinnen wir dabei, wenn wir ihm seine Pension ent¬ ziehen? Er würde uns dann erst recht feind¬ lich entgegen treten. Hat doch, wie sie be¬ haupten, die einzige Bockenheimer Zeitung Mord und Todschlag in Frankfurt erregt, was könn¬
behauptet worden. Meine Penſion koͤnnen ſie mir nicht entziehen, denn ſie haben mir ſie nicht gutwillig zuerkannt, ſondern waren durch einen Beſchluß der deutſchen Bundesverſamm¬ lung dazu verpflichtet worden. Freilich wuͤrde ich in ſolcher Gefahr auf den Schutz der ho¬ hen deutſchen Bundesverſammlung nicht rech¬ nen duͤrfen, denn dieſe greift nie in die Un¬ gerechtigkeit eines einzelnen deutſchen Staates ein, ſondern nur in die Gerechtigkeit. Aber fuͤrchten Sie doch nicht, daß ſie mir in Frank¬ furt etwas zu Leide thun. Geſchieht es, ge¬ ſchieht es ja nur aus Rache, und Menſchen ſolcher Geſinnung wuͤrden mich nach ſich ſelbſt beurtheilen, und ſich fragen, was gewinnen wir dabei, wenn wir ihm ſeine Penſion ent¬ ziehen? Er wuͤrde uns dann erſt recht feind¬ lich entgegen treten. Hat doch, wie ſie be¬ haupten, die einzige Bockenheimer Zeitung Mord und Todſchlag in Frankfurt erregt, was koͤnn¬
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behauptet worden. Meine Penſion koͤnnen ſie
mir nicht entziehen, denn ſie haben mir ſie
nicht gutwillig zuerkannt, ſondern waren durch
einen Beſchluß der deutſchen Bundesverſamm¬
lung dazu verpflichtet worden. Freilich wuͤrde
ich in ſolcher Gefahr auf den Schutz der ho¬
hen deutſchen Bundesverſammlung nicht rech¬
nen duͤrfen, denn dieſe greift nie in die Un¬
gerechtigkeit eines einzelnen deutſchen Staates
ein, ſondern nur in die Gerechtigkeit. Aber
fuͤrchten Sie doch nicht, daß ſie mir in Frank¬
furt etwas zu Leide thun. Geſchieht es, ge¬
ſchieht es ja nur aus Rache, und Menſchen
ſolcher Geſinnung wuͤrden mich nach ſich ſelbſt
beurtheilen, und ſich fragen, was gewinnen
wir dabei, wenn wir ihm ſeine Penſion ent¬
ziehen? Er wuͤrde uns dann erſt recht feind¬
lich entgegen treten. Hat doch, wie ſie be¬
haupten, die einzige Bockenheimer Zeitung Mord
und Todſchlag in Frankfurt erregt, was koͤnn¬
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/186>, abgerufen am 24.11.2024.
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