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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

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"Paris d'aujourd'hui ce que Mercier a fait
"pour le Paris de son temps, avec cette
"difference que cette fois les tableaux de
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jungen! Wahrhaftig, er sagt mehr in einer
einzigen Zeile, als die neuen auf einem ganzen
Bogen. Er malte in Oehl; Jouy und seine
Nachahmer malten mit Pastellfarben. Das sieht
freilich ganz artig aus, aber man kann es weg¬
blasen. Auch war Merciers Zeit günstiger zur
Sittenmalerei als die jetzige. Damals fingen
gerade die Stände an sich zu vereinigen, und
da konnte man eben am besten ihre Trennungen
kennen lernen; jetzt aber, da sie vereinigt sind,
kann man nur noch ihre Nacht zeichnen. Doch
lies't sich das Buch immer angenehm weiter; man
lernt daraus, man reist darin, und kömmt weiter.

Eines einzigen Artikels im ganzen Bande
muß ich als Ausnahme mit großem Lobe ge¬

Paris d'aujourd'hui ce que Mercier a fait
„pour le Paris de son temps, avec cette
„différence que cette fois les tableaux de
„moeurs seront rarement
ècrits sur la
borne.“ Mercier nennen ſie einen Gaſſen¬
jungen! Wahrhaftig, er ſagt mehr in einer
einzigen Zeile, als die neuen auf einem ganzen
Bogen. Er malte in Oehl; Jouy und ſeine
Nachahmer malten mit Paſtellfarben. Das ſieht
freilich ganz artig aus, aber man kann es weg¬
blaſen. Auch war Merciers Zeit guͤnſtiger zur
Sittenmalerei als die jetzige. Damals fingen
gerade die Staͤnde an ſich zu vereinigen, und
da konnte man eben am beſten ihre Trennungen
kennen lernen; jetzt aber, da ſie vereinigt ſind,
kann man nur noch ihre Nacht zeichnen. Doch
lieſ't ſich das Buch immer angenehm weiter; man
lernt daraus, man reiſt darin, und koͤmmt weiter.

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[112/0126] „Paris d'aujourd'hui ce que Mercier a fait „pour le Paris de son temps, avec cette „différence que cette fois les tableaux de „moeurs seront rarement ècrits sur la „borne.“ Mercier nennen ſie einen Gaſſen¬ jungen! Wahrhaftig, er ſagt mehr in einer einzigen Zeile, als die neuen auf einem ganzen Bogen. Er malte in Oehl; Jouy und ſeine Nachahmer malten mit Paſtellfarben. Das ſieht freilich ganz artig aus, aber man kann es weg¬ blaſen. Auch war Merciers Zeit guͤnſtiger zur Sittenmalerei als die jetzige. Damals fingen gerade die Staͤnde an ſich zu vereinigen, und da konnte man eben am beſten ihre Trennungen kennen lernen; jetzt aber, da ſie vereinigt ſind, kann man nur noch ihre Nacht zeichnen. Doch lieſ't ſich das Buch immer angenehm weiter; man lernt daraus, man reiſt darin, und koͤmmt weiter. Eines einzigen Artikels im ganzen Bande muß ich als Ausnahme mit großem Lobe ge¬

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/126>, abgerufen am 18.04.2024.