Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.Sänger, Donzelli und Zuchelli. Ich sage zum Sänger, Donzelli und Zuchelli. Ich ſage zum <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0233" n="219"/> Sänger, <hi rendition="#g">Donzelli</hi> und <hi rendition="#g">Zuchelli</hi>. Ich ſage zum<lb/><hi rendition="#g">Erſtenmal</hi>, ob zwar der eine im Barbier den Gra¬<lb/> fen, der Andere den Bartholo machte. Aber ich<lb/> hörte ſie damals nicht über die Malibran. Zuchelli,<lb/> der hochmüthige Vater der eitlen Töchter, hat ein<lb/> komiſches Duett mit Lablache, das Einen, der unter<lb/> dem chirurgiſchen Meſſer ſchmachtet, zum Lachen<lb/> bringen müßte. Welch ein Leben, welch ein hohes<lb/> Mienenſpiel, was wird da nicht alles eingeſetzt!<lb/> Ich hätte nicht geglaubt, daß das Menſchengeſicht ſo<lb/> reich an Zügen wäre. So ein italieniſcher Bouffon<lb/> iſt doch ganz anders, wie ein deutſcher oder franzöſi¬<lb/> ſcher. Letztere, ſelbſt in ihrer ausgelaſſenſten Laune,<lb/> auch wenn ſie ſich der Fröhlichkeit noch ſo keck und<lb/> unbedacht hingeben, verrathen doch eine verſteckte<lb/> Aengſtlichkeit. Es iſt als hätten ſie ein böſes Ge¬<lb/> wiſſen, als fühlten ſie, daß ſie etwas Unrechtes, et¬<lb/> was Unſchickliches begingen, indem ſie ſo fröhlich<lb/> ſind. Der Italiener aber hat den ächten katholiſchen<lb/> Glauben, er ſündigt getroſt fort und verläßt ſich<lb/> auf die Abſolution. Ich habe *** gefragt, wie ſich<lb/> die Sontag zur Malibran verhalte? Er ſagte mir:<lb/> Man dürfe die Sontag gar nicht nach dem beurthei¬<lb/> len, was ſie war, ehe ſie nach Frankreich gekom¬<lb/> men; ſie habe ſich in Paris ungemein entwickelt und<lb/> ausgebildet. Es iſt ſchade, daß ſie nicht alle ihre<lb/> deutſchen Bewunderer mit ſich hieher geführt, damit<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [219/0233]
Sänger, Donzelli und Zuchelli. Ich ſage zum
Erſtenmal, ob zwar der eine im Barbier den Gra¬
fen, der Andere den Bartholo machte. Aber ich
hörte ſie damals nicht über die Malibran. Zuchelli,
der hochmüthige Vater der eitlen Töchter, hat ein
komiſches Duett mit Lablache, das Einen, der unter
dem chirurgiſchen Meſſer ſchmachtet, zum Lachen
bringen müßte. Welch ein Leben, welch ein hohes
Mienenſpiel, was wird da nicht alles eingeſetzt!
Ich hätte nicht geglaubt, daß das Menſchengeſicht ſo
reich an Zügen wäre. So ein italieniſcher Bouffon
iſt doch ganz anders, wie ein deutſcher oder franzöſi¬
ſcher. Letztere, ſelbſt in ihrer ausgelaſſenſten Laune,
auch wenn ſie ſich der Fröhlichkeit noch ſo keck und
unbedacht hingeben, verrathen doch eine verſteckte
Aengſtlichkeit. Es iſt als hätten ſie ein böſes Ge¬
wiſſen, als fühlten ſie, daß ſie etwas Unrechtes, et¬
was Unſchickliches begingen, indem ſie ſo fröhlich
ſind. Der Italiener aber hat den ächten katholiſchen
Glauben, er ſündigt getroſt fort und verläßt ſich
auf die Abſolution. Ich habe *** gefragt, wie ſich
die Sontag zur Malibran verhalte? Er ſagte mir:
Man dürfe die Sontag gar nicht nach dem beurthei¬
len, was ſie war, ehe ſie nach Frankreich gekom¬
men; ſie habe ſich in Paris ungemein entwickelt und
ausgebildet. Es iſt ſchade, daß ſie nicht alle ihre
deutſchen Bewunderer mit ſich hieher geführt, damit
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