Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.Polen wird es schlecht gehen. Der Kaiser Nicolaus Polen wird es ſchlecht gehen. Der Kaiſer Nicolaus <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0168" n="154"/> Polen wird es ſchlecht gehen. Der Kaiſer Nicolaus<lb/> ziehet ihnen mit Macht entgegen, und ich weiß nicht,<lb/> wie ſie widerſtehen können. Doch verlaſſe ich mich<lb/> auf Gott. — — — Gemüthsbewegung! nein.<lb/> Das iſt nicht wie früher, wo wir in einer ſchweren<lb/> Kutſche ſaßen, und mit der guten Sache langſam<lb/> fortrollten, geſtoßen wurden, langſam den Berg hin¬<lb/> aufſchleichen mußten, auch manchmal umgeworfen<lb/> wurden — jetzt trägt uns ein großes Schiff ſchla¬<lb/> fend über das Meer, und der Wind treibt ſchnell.<lb/> Kein Staub, kein Rütteln, keine Müdigkeit. Stürme<lb/> können kommen, Klippen; aber das macht mich erſt<lb/> recht munter. Die kleinen Zänkereien, das weibiſche<lb/> Keifen des Schickſals, nur das konnte mir Gemüths¬<lb/> bewegung geben. Die Tyrannei kann uns noch ein¬<lb/> mal beſiegen; aber dann wird es doch im offnen<lb/> Kampfe geſchehen, nachdem wir uns gewehrt haben.<lb/> Uns wie Hunde prügeln und an die Kette legen,<lb/> damit iſt es aus. Nur nicht wehrlos fallen. Ich<lb/> bin ſehr ruhig, und ſchwimme vergnügt wie ein un¬<lb/> geſalzener Häring im Weltmeer herum.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [154/0168]
Polen wird es ſchlecht gehen. Der Kaiſer Nicolaus
ziehet ihnen mit Macht entgegen, und ich weiß nicht,
wie ſie widerſtehen können. Doch verlaſſe ich mich
auf Gott. — — — Gemüthsbewegung! nein.
Das iſt nicht wie früher, wo wir in einer ſchweren
Kutſche ſaßen, und mit der guten Sache langſam
fortrollten, geſtoßen wurden, langſam den Berg hin¬
aufſchleichen mußten, auch manchmal umgeworfen
wurden — jetzt trägt uns ein großes Schiff ſchla¬
fend über das Meer, und der Wind treibt ſchnell.
Kein Staub, kein Rütteln, keine Müdigkeit. Stürme
können kommen, Klippen; aber das macht mich erſt
recht munter. Die kleinen Zänkereien, das weibiſche
Keifen des Schickſals, nur das konnte mir Gemüths¬
bewegung geben. Die Tyrannei kann uns noch ein¬
mal beſiegen; aber dann wird es doch im offnen
Kampfe geſchehen, nachdem wir uns gewehrt haben.
Uns wie Hunde prügeln und an die Kette legen,
damit iſt es aus. Nur nicht wehrlos fallen. Ich
bin ſehr ruhig, und ſchwimme vergnügt wie ein un¬
geſalzener Häring im Weltmeer herum.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |