Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.genommen worden zu seyn, und daß die Regierung Es wird Sie nicht überraschen, daß ich Ihnen genommen worden zu ſeyn, und daß die Regierung Es wird Sie nicht überraſchen, daß ich Ihnen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0149" n="135"/> genommen worden zu ſeyn, und daß die Regierung<lb/> ihn nicht nach Verdienſt behandelte, ſoll ſein Ende<lb/> beſchleunigt haben. Die letzten Worte vor ſeinem<lb/> Tode verriethen ſeine Gemüthsſtimmung. Er ſagte:<lb/><hi rendition="#aq">après une popularité de douze ans justement<lb/> acquise</hi> — <hi rendition="#aq">oui justement acquise</hi> — und mit<lb/> dem Worte <hi rendition="#aq">acquise</hi> hauchte er ſeine Seele aus. —<lb/> Die Geſchichte mit Polen macht die Leute hier wie<lb/> betrunken. Es war immer eine große Freundſchaft<lb/> zwiſchen beiden Nationen. Ein Pole in Uniform<lb/> mit einem langen Säbel hat eine Rede bei Benjamin<lb/> Conſtants Grabe gehalten. Ich bin ſehr begierig<lb/> auf die nächſte Revolution. Wo wird es zuerſt los¬<lb/> brechen?</p><lb/> <p>Es wird Sie nicht überraſchen, daß ich Ihnen<lb/> Victor Hugo's Gedichte ſchicke, welche Sie ge¬<lb/> wünſcht haben. Sie haben zwar nur von <hi rendition="#g">einem</hi><lb/> Bande Gedichte geſprochen, und ich ſchicke Ihnen<lb/> drei Bände, aber dafür kann ich nichts. Es iſt<lb/> nicht meine Schuld, daß Hugo drei Bände Gedichte<lb/> geſchrieben. Wer kann einem Dichter Einhalt thun?<lb/> Lieber in ein Mühlenrad greifen. Das koſtbarſte<lb/> aller Weihnachtsgeſchenke, ſo koſtbar, daß es kein<lb/> König bezahlen kann; koſtbarer als alles, was alle<lb/> Frauen der Welt erhalten, ſeitdem Chriſtus geboren,<lb/> wird dieſe Weihnachten eine Pariſerin bekommen:<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [135/0149]
genommen worden zu ſeyn, und daß die Regierung
ihn nicht nach Verdienſt behandelte, ſoll ſein Ende
beſchleunigt haben. Die letzten Worte vor ſeinem
Tode verriethen ſeine Gemüthsſtimmung. Er ſagte:
après une popularité de douze ans justement
acquise — oui justement acquise — und mit
dem Worte acquise hauchte er ſeine Seele aus. —
Die Geſchichte mit Polen macht die Leute hier wie
betrunken. Es war immer eine große Freundſchaft
zwiſchen beiden Nationen. Ein Pole in Uniform
mit einem langen Säbel hat eine Rede bei Benjamin
Conſtants Grabe gehalten. Ich bin ſehr begierig
auf die nächſte Revolution. Wo wird es zuerſt los¬
brechen?
Es wird Sie nicht überraſchen, daß ich Ihnen
Victor Hugo's Gedichte ſchicke, welche Sie ge¬
wünſcht haben. Sie haben zwar nur von einem
Bande Gedichte geſprochen, und ich ſchicke Ihnen
drei Bände, aber dafür kann ich nichts. Es iſt
nicht meine Schuld, daß Hugo drei Bände Gedichte
geſchrieben. Wer kann einem Dichter Einhalt thun?
Lieber in ein Mühlenrad greifen. Das koſtbarſte
aller Weihnachtsgeſchenke, ſo koſtbar, daß es kein
König bezahlen kann; koſtbarer als alles, was alle
Frauen der Welt erhalten, ſeitdem Chriſtus geboren,
wird dieſe Weihnachten eine Pariſerin bekommen:
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |