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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.

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Talleyrands Hause; aber nicht als Musiker, sondern
als Attache! Er begleitet Talleyrand überall hin und
ist ihm auch jetzt nach England gefolgt. Es mag
recht angenehm seyn, in Talleyrands Nähe zu woh¬
nen. Bei uns gelangt man gar nicht zu so etwas.
Gerard sagte mir, daß er die Deutschen sehr liebe,
und hielt ihnen eine große Lobrede. Es war Mitter¬
nacht als man erst den Thee auftrug. Welche Le¬
bensart! Ich muß Ihnen doch die statistische Merk¬
würdigkeit mittheilen, daß man hier zum Thee keine
Serviette auflegt, sondern die Tassen und was dazu
gehört auf den nackten Tisch stellt. Gefällt Ihnen
das? Aber dem Liberalismus ist nichts heilig.


Talleyrands Hauſe; aber nicht als Muſiker, ſondern
als Attaché! Er begleitet Talleyrand überall hin und
iſt ihm auch jetzt nach England gefolgt. Es mag
recht angenehm ſeyn, in Talleyrands Nähe zu woh¬
nen. Bei uns gelangt man gar nicht zu ſo etwas.
Gerard ſagte mir, daß er die Deutſchen ſehr liebe,
und hielt ihnen eine große Lobrede. Es war Mitter¬
nacht als man erſt den Thee auftrug. Welche Le¬
bensart! Ich muß Ihnen doch die ſtatiſtiſche Merk¬
würdigkeit mittheilen, daß man hier zum Thee keine
Serviette auflegt, ſondern die Taſſen und was dazu
gehört auf den nackten Tiſch ſtellt. Gefällt Ihnen
das? Aber dem Liberalismus iſt nichts heilig.


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[89/0103] Talleyrands Hauſe; aber nicht als Muſiker, ſondern als Attaché! Er begleitet Talleyrand überall hin und iſt ihm auch jetzt nach England gefolgt. Es mag recht angenehm ſeyn, in Talleyrands Nähe zu woh¬ nen. Bei uns gelangt man gar nicht zu ſo etwas. Gerard ſagte mir, daß er die Deutſchen ſehr liebe, und hielt ihnen eine große Lobrede. Es war Mitter¬ nacht als man erſt den Thee auftrug. Welche Le¬ bensart! Ich muß Ihnen doch die ſtatiſtiſche Merk¬ würdigkeit mittheilen, daß man hier zum Thee keine Serviette auflegt, ſondern die Taſſen und was dazu gehört auf den nackten Tiſch ſtellt. Gefällt Ihnen das? Aber dem Liberalismus iſt nichts heilig.

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris01_1832/103>, abgerufen am 15.05.2024.