Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903.

Bild:
<< vorherige Seite

[Abbildung]

Bis hierher schließen sich die Sachen sehr nett aneinander,
nicht wahr? Jetzt mußt du aber eins wohl beachten.

Mit dieser Genesis, in der die menschliche Nacktheit so
hübsch herauskommt, muß notwendig verknüpft gedacht werden ein
zweites Buch Exodus, das je nachdem nicht jedem so ein¬
leuchten wird.

Wir haben heute auf der Erde ungeheure Gebiete, vor
allem der heißen Zone, mit Menschen erfüllt, die keinerlei
Affenpelz besitzen und dennoch sich nicht in Felle hüllen. Nackte
Menschen, die auch wirklich nackt gehen. Sie haben keinen
Gegensatz von daheim und draußen im Sinne von entkleidet
und künstlich bepelzt. Willst du jene Theorie also wirklich fest
durchführen, so mußt du annehmen, daß alle diese heutigen
Nackt-Völker Abkömmlinge sind von Urvölkern, die aus Kälte¬
gründen einmal bekleidet gingen und die auf Grund dieser Be¬
kleidung ihr Affenhaarkleid verloren hatten.

Der heutige nackte, enthaarte Wilde wäre nicht eine ur¬
sprüngliche, sondern schon eine zweite, nachträgliche Stufe. Er
wäre der ursprünglich bekleidete und unter den Kleidern ent¬
haarte Mensch, der nach Süden wandernd nachträglich wieder
in warme Gegenden kam, wo der künstliche Pelz nicht zu er¬
tragen war und der sich nun dauernd auch von diesem Kunstpelz
wieder entpelzte, also nackt ging, wobei aber jetzt die enthaarte


[Abbildung]

Bis hierher ſchließen ſich die Sachen ſehr nett aneinander,
nicht wahr? Jetzt mußt du aber eins wohl beachten.

Mit dieſer Geneſis, in der die menſchliche Nacktheit ſo
hübſch herauskommt, muß notwendig verknüpft gedacht werden ein
zweites Buch Exodus, das je nachdem nicht jedem ſo ein¬
leuchten wird.

Wir haben heute auf der Erde ungeheure Gebiete, vor
allem der heißen Zone, mit Menſchen erfüllt, die keinerlei
Affenpelz beſitzen und dennoch ſich nicht in Felle hüllen. Nackte
Menſchen, die auch wirklich nackt gehen. Sie haben keinen
Gegenſatz von daheim und draußen im Sinne von entkleidet
und künſtlich bepelzt. Willſt du jene Theorie alſo wirklich feſt
durchführen, ſo mußt du annehmen, daß alle dieſe heutigen
Nackt-Völker Abkömmlinge ſind von Urvölkern, die aus Kälte¬
gründen einmal bekleidet gingen und die auf Grund dieſer Be¬
kleidung ihr Affenhaarkleid verloren hatten.

Der heutige nackte, enthaarte Wilde wäre nicht eine ur¬
ſprüngliche, ſondern ſchon eine zweite, nachträgliche Stufe. Er
wäre der urſprünglich bekleidete und unter den Kleidern ent¬
haarte Menſch, der nach Süden wandernd nachträglich wieder
in warme Gegenden kam, wo der künſtliche Pelz nicht zu er¬
tragen war und der ſich nun dauernd auch von dieſem Kunſtpelz
wieder entpelzte, alſo nackt ging, wobei aber jetzt die enthaarte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0091" n="77"/>
        <figure/>
        <p><hi rendition="#in">B</hi>is hierher &#x017F;chließen &#x017F;ich die Sachen &#x017F;ehr nett aneinander,<lb/>
nicht wahr? Jetzt mußt du aber eins wohl beachten.</p><lb/>
        <p>Mit die&#x017F;er Gene&#x017F;is, in der die men&#x017F;chliche Nacktheit &#x017F;o<lb/>
hüb&#x017F;ch herauskommt, muß notwendig verknüpft gedacht werden ein<lb/>
zweites Buch Exodus, das je nachdem nicht jedem &#x017F;o ein¬<lb/>
leuchten wird.</p><lb/>
        <p>Wir haben heute auf der Erde ungeheure Gebiete, vor<lb/>
allem der heißen Zone, mit Men&#x017F;chen erfüllt, die keinerlei<lb/>
Affenpelz be&#x017F;itzen und dennoch &#x017F;ich nicht in Felle hüllen. Nackte<lb/>
Men&#x017F;chen, die auch wirklich nackt gehen. Sie haben keinen<lb/>
Gegen&#x017F;atz von daheim und draußen im Sinne von entkleidet<lb/>
und kün&#x017F;tlich bepelzt. Will&#x017F;t du jene Theorie al&#x017F;o wirklich fe&#x017F;t<lb/>
durchführen, &#x017F;o mußt du annehmen, daß alle die&#x017F;e heutigen<lb/>
Nackt-Völker Abkömmlinge &#x017F;ind von Urvölkern, die aus Kälte¬<lb/>
gründen einmal bekleidet gingen und die auf Grund die&#x017F;er Be¬<lb/>
kleidung ihr Affenhaarkleid verloren hatten.</p><lb/>
        <p>Der heutige nackte, enthaarte Wilde wäre nicht eine ur¬<lb/>
&#x017F;prüngliche, &#x017F;ondern &#x017F;chon eine zweite, nachträgliche Stufe. Er<lb/>
wäre der ur&#x017F;prünglich bekleidete und unter den Kleidern ent¬<lb/>
haarte Men&#x017F;ch, der nach Süden wandernd nachträglich wieder<lb/>
in warme Gegenden kam, wo der kün&#x017F;tliche Pelz nicht zu er¬<lb/>
tragen war und der &#x017F;ich nun dauernd auch von die&#x017F;em Kun&#x017F;tpelz<lb/>
wieder entpelzte, al&#x017F;o nackt ging, wobei aber jetzt die enthaarte<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0091] [Abbildung] Bis hierher ſchließen ſich die Sachen ſehr nett aneinander, nicht wahr? Jetzt mußt du aber eins wohl beachten. Mit dieſer Geneſis, in der die menſchliche Nacktheit ſo hübſch herauskommt, muß notwendig verknüpft gedacht werden ein zweites Buch Exodus, das je nachdem nicht jedem ſo ein¬ leuchten wird. Wir haben heute auf der Erde ungeheure Gebiete, vor allem der heißen Zone, mit Menſchen erfüllt, die keinerlei Affenpelz beſitzen und dennoch ſich nicht in Felle hüllen. Nackte Menſchen, die auch wirklich nackt gehen. Sie haben keinen Gegenſatz von daheim und draußen im Sinne von entkleidet und künſtlich bepelzt. Willſt du jene Theorie alſo wirklich feſt durchführen, ſo mußt du annehmen, daß alle dieſe heutigen Nackt-Völker Abkömmlinge ſind von Urvölkern, die aus Kälte¬ gründen einmal bekleidet gingen und die auf Grund dieſer Be¬ kleidung ihr Affenhaarkleid verloren hatten. Der heutige nackte, enthaarte Wilde wäre nicht eine ur¬ ſprüngliche, ſondern ſchon eine zweite, nachträgliche Stufe. Er wäre der urſprünglich bekleidete und unter den Kleidern ent¬ haarte Menſch, der nach Süden wandernd nachträglich wieder in warme Gegenden kam, wo der künſtliche Pelz nicht zu er¬ tragen war und der ſich nun dauernd auch von dieſem Kunſtpelz wieder entpelzte, alſo nackt ging, wobei aber jetzt die enthaarte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/91
Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/91>, abgerufen am 20.05.2024.