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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903.

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Es ist der ganze Begriff der "Sünde", dieser uralte Menschheits¬
dämon, der hier Kraft gesogen hat wie aus dem Zauberkessel der
Medea: Geistesbazillen auszustreuen in die gequälten Gehirne,
verheerender noch als die wandernden Einzeller der Syphilis.

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Wenn die Not am größten, ist Gottes Hilfe am nächsten.
Der Gott im Menschen läßt sich nur von sich selber nieder¬
kriegen, nicht von einem koboldhaften "Objekt".

Wenn irgend etwas heute schon für unser Liebesleben in
den Sternen steht, so ist es die Überwindung der Syphilis
durch unsere aufsteigende Wissenschaft. Seit wir auch nur
annähernd wissen, um welche Art Feind es sich überhaupt
handelt, ist auch die Direktive dahin absolut sicher gegeben.

Die Syphilis werden nicht Philosophie und Moral, auch
nicht direkt soziale Faktoren vernichten: sie stirbt an den ein¬
fachsten Fortschritten unserer Medizin. Stirbt, wie die Lungen¬
schwindsucht, die Pest, die Cholera, Diphtheritis, Malaria
sterben werden.

Schon heute sehen wir, wie sie zu töten wäre durch einen
Zwangsakt zum Aussterben ihrer Bazillusart. Wenn von allen
fünfzehnhundert Millionen der Menschen alle Individuen unter¬
sucht und alle geschlechtlich Kranken eine Weile abgesondert und
auskuriert würden, so wäre der Bazillus, auf den Menschen
beschränkt, wie er zu sein scheint, als solcher tot. Er wäre
heimgeführt zu den fossilen Tieren, den Dronten, Mammuten,
Ichthyosauriern. Zu solchen Sozialakten haben wir noch keine
Macht, aber die Zukunft muß sie haben, wenn "Menschheit"
ein echtes Ideal ist. Wahrscheinlich wird aber die direktere
Heilmethode lange vorher gefunden sein und wenn sie da ist,
sorgt das Leiden selbst in jedem individuellen Falle dafür, daß

Es iſt der ganze Begriff der „Sünde“, dieſer uralte Menſchheits¬
dämon, der hier Kraft geſogen hat wie aus dem Zauberkeſſel der
Medea: Geiſtesbazillen auszuſtreuen in die gequälten Gehirne,
verheerender noch als die wandernden Einzeller der Syphilis.

[Abbildung]

Wenn die Not am größten, iſt Gottes Hilfe am nächſten.
Der Gott im Menſchen läßt ſich nur von ſich ſelber nieder¬
kriegen, nicht von einem koboldhaften „Objekt“.

Wenn irgend etwas heute ſchon für unſer Liebesleben in
den Sternen ſteht, ſo iſt es die Überwindung der Syphilis
durch unſere aufſteigende Wiſſenſchaft. Seit wir auch nur
annähernd wiſſen, um welche Art Feind es ſich überhaupt
handelt, iſt auch die Direktive dahin abſolut ſicher gegeben.

Die Syphilis werden nicht Philoſophie und Moral, auch
nicht direkt ſoziale Faktoren vernichten: ſie ſtirbt an den ein¬
fachſten Fortſchritten unſerer Medizin. Stirbt, wie die Lungen¬
ſchwindſucht, die Peſt, die Cholera, Diphtheritis, Malaria
ſterben werden.

Schon heute ſehen wir, wie ſie zu töten wäre durch einen
Zwangsakt zum Ausſterben ihrer Bazillusart. Wenn von allen
fünfzehnhundert Millionen der Menſchen alle Individuen unter¬
ſucht und alle geſchlechtlich Kranken eine Weile abgeſondert und
auskuriert würden, ſo wäre der Bazillus, auf den Menſchen
beſchränkt, wie er zu ſein ſcheint, als ſolcher tot. Er wäre
heimgeführt zu den foſſilen Tieren, den Dronten, Mammuten,
Ichthyoſauriern. Zu ſolchen Sozialakten haben wir noch keine
Macht, aber die Zukunft muß ſie haben, wenn „Menſchheit“
ein echtes Ideal iſt. Wahrſcheinlich wird aber die direktere
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[349/0363] Es iſt der ganze Begriff der „Sünde“, dieſer uralte Menſchheits¬ dämon, der hier Kraft geſogen hat wie aus dem Zauberkeſſel der Medea: Geiſtesbazillen auszuſtreuen in die gequälten Gehirne, verheerender noch als die wandernden Einzeller der Syphilis. [Abbildung] Wenn die Not am größten, iſt Gottes Hilfe am nächſten. Der Gott im Menſchen läßt ſich nur von ſich ſelber nieder¬ kriegen, nicht von einem koboldhaften „Objekt“. Wenn irgend etwas heute ſchon für unſer Liebesleben in den Sternen ſteht, ſo iſt es die Überwindung der Syphilis durch unſere aufſteigende Wiſſenſchaft. Seit wir auch nur annähernd wiſſen, um welche Art Feind es ſich überhaupt handelt, iſt auch die Direktive dahin abſolut ſicher gegeben. Die Syphilis werden nicht Philoſophie und Moral, auch nicht direkt ſoziale Faktoren vernichten: ſie ſtirbt an den ein¬ fachſten Fortſchritten unſerer Medizin. Stirbt, wie die Lungen¬ ſchwindſucht, die Peſt, die Cholera, Diphtheritis, Malaria ſterben werden. Schon heute ſehen wir, wie ſie zu töten wäre durch einen Zwangsakt zum Ausſterben ihrer Bazillusart. Wenn von allen fünfzehnhundert Millionen der Menſchen alle Individuen unter¬ ſucht und alle geſchlechtlich Kranken eine Weile abgeſondert und auskuriert würden, ſo wäre der Bazillus, auf den Menſchen beſchränkt, wie er zu ſein ſcheint, als ſolcher tot. Er wäre heimgeführt zu den foſſilen Tieren, den Dronten, Mammuten, Ichthyoſauriern. Zu ſolchen Sozialakten haben wir noch keine Macht, aber die Zukunft muß ſie haben, wenn „Menſchheit“ ein echtes Ideal iſt. Wahrſcheinlich wird aber die direktere Heilmethode lange vorher gefunden ſein und wenn ſie da iſt, ſorgt das Leiden ſelbſt in jedem individuellen Falle dafür, daß

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/363>, abgerufen am 24.11.2024.