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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903.

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warmes Brütnest ist der warme Mutterleib. Aber darum
muß die tragende Mutter eben sich pflegen. Und auch so noch
kommen die Jungen gar schwach und hülflos zur Welt. Sie
müssen gesäugt und nachher noch durch zugeschleppte Nahrung
gefüttert werden. Da sorgen denn Mollmann und Mollfrau
in der rührendsten Weise solidarisch mit. Und erst wenn das
junge Volk eine gewisse Reife hat, dann ist es auf einmal, als
sei die Ehe der Alten jetzt ohne Zweck. Die Brunst ist noch
nicht wieder da. Im Alltagswerk sind sich die beiden aber
eigentlich bloß im Wege. Die Eremitensehnsucht regt sich von
neuem und eines Tages sitzt jedes wieder im eigenen Bau wie
die Spinne im Netz. Sie kennen sich nicht mehr wenn das
nächste Frühjahr eine neue Brunstperiode bringt.

Und doch: wie wenig wäre nötig, um auch diese Zeitehe
in eine Dauerehe zu verwandeln! Ich erzähle dir noch eine
Säugetiergeschichte gleich hinterdrein, die dich fast mathematisch
genau auf die Wende von der vierten zur fünften Station
mitten im heiß pulsierenden Liebesleben noch heute stellt.

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warmes Brütneſt iſt der warme Mutterleib. Aber darum
muß die tragende Mutter eben ſich pflegen. Und auch ſo noch
kommen die Jungen gar ſchwach und hülflos zur Welt. Sie
müſſen geſäugt und nachher noch durch zugeſchleppte Nahrung
gefüttert werden. Da ſorgen denn Mollmann und Mollfrau
in der rührendſten Weiſe ſolidariſch mit. Und erſt wenn das
junge Volk eine gewiſſe Reife hat, dann iſt es auf einmal, als
ſei die Ehe der Alten jetzt ohne Zweck. Die Brunſt iſt noch
nicht wieder da. Im Alltagswerk ſind ſich die beiden aber
eigentlich bloß im Wege. Die Eremitenſehnſucht regt ſich von
neuem und eines Tages ſitzt jedes wieder im eigenen Bau wie
die Spinne im Netz. Sie kennen ſich nicht mehr wenn das
nächſte Frühjahr eine neue Brunſtperiode bringt.

Und doch: wie wenig wäre nötig, um auch dieſe Zeitehe
in eine Dauerehe zu verwandeln! Ich erzähle dir noch eine
Säugetiergeſchichte gleich hinterdrein, die dich faſt mathematiſch
genau auf die Wende von der vierten zur fünften Station
mitten im heiß pulſierenden Liebesleben noch heute ſtellt.

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[171/0185] warmes Brütneſt iſt der warme Mutterleib. Aber darum muß die tragende Mutter eben ſich pflegen. Und auch ſo noch kommen die Jungen gar ſchwach und hülflos zur Welt. Sie müſſen geſäugt und nachher noch durch zugeſchleppte Nahrung gefüttert werden. Da ſorgen denn Mollmann und Mollfrau in der rührendſten Weiſe ſolidariſch mit. Und erſt wenn das junge Volk eine gewiſſe Reife hat, dann iſt es auf einmal, als ſei die Ehe der Alten jetzt ohne Zweck. Die Brunſt iſt noch nicht wieder da. Im Alltagswerk ſind ſich die beiden aber eigentlich bloß im Wege. Die Eremitenſehnſucht regt ſich von neuem und eines Tages ſitzt jedes wieder im eigenen Bau wie die Spinne im Netz. Sie kennen ſich nicht mehr wenn das nächſte Frühjahr eine neue Brunſtperiode bringt. Und doch: wie wenig wäre nötig, um auch dieſe Zeitehe in eine Dauerehe zu verwandeln! Ich erzähle dir noch eine Säugetiergeſchichte gleich hinterdrein, die dich faſt mathematiſch genau auf die Wende von der vierten zur fünften Station mitten im heiß pulſierenden Liebesleben noch heute ſtellt. [Abbildung]

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/185>, abgerufen am 23.11.2024.