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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903.

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auch in diesem seinen Thun, der als solcher aus dem Sym¬
bolischen selber herausfällt, gleichwohl aber in tiefstem Kontakt
mit dem Liebesleben bleibt, -- ein unblutiges Seitenstück zur
Beschneidung.

Bei einem verwandten Indianerstamm desselben Landes
hast du sogar den direkten Eskimobrauch in Permanenz: die
Trumais schnüren einfach auch die Vorhaut wie einen Wurst¬
zipfel durch einen roten Baumwollfaden zusammen. Noch ein
anderes dieser Indianervölker hat wie jene Betschuanen einen
regelrechten Stulp in Brauch, eine trichterförmige Schlinge
aus sprödem gelbem Palmstroh. Sie wird so über das Glied
gestülpt, daß die Vorhaut unten aus dem Schleifenloch schaut
und auch hier allmählich hygienisch scharf abgeschnürt wird.

Auch die Bakairi-Frau ist bis auf ihr Symbol absolut nackt.
Auch sie hat mit Sorgfalt ihr Schamhaar entfernt. Auch bei
ihr ist das Symbol, wenn man es mit irgend etwas vergleichen
soll, unbedingt viel eher ein Verschluß, als eine Verdeckung.
Und auch bei ihr mischt sich in den symbolischen Zweck ein
ebenfalls eng dem Liebesleben angeschmiegter hygienischer Zweck.

Bei dem einen Stamme trägt die Frau eine weiche,
grauweiße Bastbinde. Sie hat die Dicke eines Strickes. Eine
eigentliche Verhüllung der Geschlechtsgegend konnte, wie Steinen,
der treffliche Erforscher dieses Volkes, mit Recht betont, un¬
möglich dabei beabsichtigt sein, "da man den Streifen nur
hätte breiter zu nehmen brauchen. Sie rollten einen langen,
schmal zusammengefalteten Baststreifen an einem Ende ein
wenig auf, hielten dieses Röllchen mit der einen Hand gegen
den unteren Winkel des Schambergs angedrückt, drehten mit
der anderen Hand den freien Streifen einige Male um sich
selbst und führten ihn zwischen den Beinen nach hinten hinauf,
kamen wieder nach vorn zu dem Röllchen, drückten es mit
dem quer darüberweg gespannten Streifen an und wandten
sich über die andere Hüfte zum Kreuz zurück, wo sie das freie
Ende einschlangen und festbanden."

auch in dieſem ſeinen Thun, der als ſolcher aus dem Sym¬
boliſchen ſelber herausfällt, gleichwohl aber in tiefſtem Kontakt
mit dem Liebesleben bleibt, — ein unblutiges Seitenſtück zur
Beſchneidung.

Bei einem verwandten Indianerſtamm desſelben Landes
haſt du ſogar den direkten Eskimobrauch in Permanenz: die
Trumaís ſchnüren einfach auch die Vorhaut wie einen Wurſt¬
zipfel durch einen roten Baumwollfaden zuſammen. Noch ein
anderes dieſer Indianervölker hat wie jene Betſchuanen einen
regelrechten Stulp in Brauch, eine trichterförmige Schlinge
aus ſprödem gelbem Palmſtroh. Sie wird ſo über das Glied
geſtülpt, daß die Vorhaut unten aus dem Schleifenloch ſchaut
und auch hier allmählich hygieniſch ſcharf abgeſchnürt wird.

Auch die Bakaïrí-Frau iſt bis auf ihr Symbol abſolut nackt.
Auch ſie hat mit Sorgfalt ihr Schamhaar entfernt. Auch bei
ihr iſt das Symbol, wenn man es mit irgend etwas vergleichen
ſoll, unbedingt viel eher ein Verſchluß, als eine Verdeckung.
Und auch bei ihr miſcht ſich in den ſymboliſchen Zweck ein
ebenfalls eng dem Liebesleben angeſchmiegter hygieniſcher Zweck.

Bei dem einen Stamme trägt die Frau eine weiche,
grauweiße Baſtbinde. Sie hat die Dicke eines Strickes. Eine
eigentliche Verhüllung der Geſchlechtsgegend konnte, wie Steinen,
der treffliche Erforſcher dieſes Volkes, mit Recht betont, un¬
möglich dabei beabſichtigt ſein, „da man den Streifen nur
hätte breiter zu nehmen brauchen. Sie rollten einen langen,
ſchmal zuſammengefalteten Baſtſtreifen an einem Ende ein
wenig auf, hielten dieſes Röllchen mit der einen Hand gegen
den unteren Winkel des Schambergs angedrückt, drehten mit
der anderen Hand den freien Streifen einige Male um ſich
ſelbſt und führten ihn zwiſchen den Beinen nach hinten hinauf,
kamen wieder nach vorn zu dem Röllchen, drückten es mit
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Ende einſchlangen und feſtbanden.“

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[123/0137] auch in dieſem ſeinen Thun, der als ſolcher aus dem Sym¬ boliſchen ſelber herausfällt, gleichwohl aber in tiefſtem Kontakt mit dem Liebesleben bleibt, — ein unblutiges Seitenſtück zur Beſchneidung. Bei einem verwandten Indianerſtamm desſelben Landes haſt du ſogar den direkten Eskimobrauch in Permanenz: die Trumaís ſchnüren einfach auch die Vorhaut wie einen Wurſt¬ zipfel durch einen roten Baumwollfaden zuſammen. Noch ein anderes dieſer Indianervölker hat wie jene Betſchuanen einen regelrechten Stulp in Brauch, eine trichterförmige Schlinge aus ſprödem gelbem Palmſtroh. Sie wird ſo über das Glied geſtülpt, daß die Vorhaut unten aus dem Schleifenloch ſchaut und auch hier allmählich hygieniſch ſcharf abgeſchnürt wird. Auch die Bakaïrí-Frau iſt bis auf ihr Symbol abſolut nackt. Auch ſie hat mit Sorgfalt ihr Schamhaar entfernt. Auch bei ihr iſt das Symbol, wenn man es mit irgend etwas vergleichen ſoll, unbedingt viel eher ein Verſchluß, als eine Verdeckung. Und auch bei ihr miſcht ſich in den ſymboliſchen Zweck ein ebenfalls eng dem Liebesleben angeſchmiegter hygieniſcher Zweck. Bei dem einen Stamme trägt die Frau eine weiche, grauweiße Baſtbinde. Sie hat die Dicke eines Strickes. Eine eigentliche Verhüllung der Geſchlechtsgegend konnte, wie Steinen, der treffliche Erforſcher dieſes Volkes, mit Recht betont, un¬ möglich dabei beabſichtigt ſein, „da man den Streifen nur hätte breiter zu nehmen brauchen. Sie rollten einen langen, ſchmal zuſammengefalteten Baſtſtreifen an einem Ende ein wenig auf, hielten dieſes Röllchen mit der einen Hand gegen den unteren Winkel des Schambergs angedrückt, drehten mit der anderen Hand den freien Streifen einige Male um ſich ſelbſt und führten ihn zwiſchen den Beinen nach hinten hinauf, kamen wieder nach vorn zu dem Röllchen, drückten es mit dem quer darüberweg geſpannten Streifen an und wandten ſich über die andere Hüfte zum Kreuz zurück, wo ſie das freie Ende einſchlangen und feſtbanden.“

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/137>, abgerufen am 22.11.2024.