der höchsten Wirbeltiere auch das "Bebrüten" des reifen Eies sich endlich ganz dorthin verlegt. Die grüne Zaun-Eidechse legt ihre Eier noch äußerlich an einen feuchten Ort ab und überläßt sie ihrem Schicksal. Die Python-Schlange, der Riese Südasiens, ringelt sich schon über ihren fünfzehn Eiern wie ein aufgesteckter Mädchenzopf zusammen und entwickelt zu dieser Zeit ganz ausnahmsweise bereits eine gewisse eigene Körper¬ wärme, die brüten hilft. Der Truthahn Talegallus im australischen Busch häuft über seinen Eiern riesige Hügel aus Pilzen und Blätterwerk, die faulend auf chemischem Wege Wärme erzeugen wie unsere Heuschober und so als regelrechte Brutmaschine funktionieren. Verwandte Hühnervögel benutzen auf Celebes den warmen Sand am Ufer heißer Quellen und im Bismarck-Archipel gar die noch mollige Lava eines Vulkans zum gleichen Zweck. Die große Masse aber dieses Vogelvolks, dauernd warmblütig wie es schon ist, setzt sich einfach aufs Nest und bebrütet die Eier mit dem kleinen Brütofen des eigenen Bauches.
Aber das Nest steht am Fleck und läßt sich nicht herum¬ tragen. Wenn es nun der Mutter zu wandern, den Ort zu wechseln, Nahrung zu suchen gilt? Wohl schleppt der Kuckuck sein Ei, nachdem er es gelegt, im Rachen mit sich fort, um es einem fremden Vogel nach seiner bekannten Schwindelmanier ins Nest zu schmuggeln. Aber das ist eben nur der Notweg eines Einbrechers. Sinnreicher macht's schon der Pinguin, der aufgeschreckt sein einziges Ei zwischen die Oberschenkel klemmt und so mit ihm davon humpelt. Ja der patagonische Pinguin hätte das Problem nahezu noch als Vogel gelöst: er trägt sein Ei gewohnheitsmäßig in einer Fettfalte am Bauch wie in einem Säcklein mit. Doch die ganze, dauernd weiter leitende Erfüllung sollte nur dem Säugetier beschieden sein. Das Land-Schnabeltier stopft sein frisch abgelegtes Ei in eine warme Hauttasche des Unterleibes. Da kann das Junge reifen, kann die Eischale behaglich sprengen und gleich die
der höchſten Wirbeltiere auch das „Bebrüten“ des reifen Eies ſich endlich ganz dorthin verlegt. Die grüne Zaun-Eidechſe legt ihre Eier noch äußerlich an einen feuchten Ort ab und überläßt ſie ihrem Schickſal. Die Python-Schlange, der Rieſe Südaſiens, ringelt ſich ſchon über ihren fünfzehn Eiern wie ein aufgeſteckter Mädchenzopf zuſammen und entwickelt zu dieſer Zeit ganz ausnahmsweiſe bereits eine gewiſſe eigene Körper¬ wärme, die brüten hilft. Der Truthahn Talegallus im auſtraliſchen Buſch häuft über ſeinen Eiern rieſige Hügel aus Pilzen und Blätterwerk, die faulend auf chemiſchem Wege Wärme erzeugen wie unſere Heuſchober und ſo als regelrechte Brutmaſchine funktionieren. Verwandte Hühnervögel benutzen auf Celebes den warmen Sand am Ufer heißer Quellen und im Bismarck-Archipel gar die noch mollige Lava eines Vulkans zum gleichen Zweck. Die große Maſſe aber dieſes Vogelvolks, dauernd warmblütig wie es ſchon iſt, ſetzt ſich einfach aufs Neſt und bebrütet die Eier mit dem kleinen Brütofen des eigenen Bauches.
Aber das Neſt ſteht am Fleck und läßt ſich nicht herum¬ tragen. Wenn es nun der Mutter zu wandern, den Ort zu wechſeln, Nahrung zu ſuchen gilt? Wohl ſchleppt der Kuckuck ſein Ei, nachdem er es gelegt, im Rachen mit ſich fort, um es einem fremden Vogel nach ſeiner bekannten Schwindelmanier ins Neſt zu ſchmuggeln. Aber das iſt eben nur der Notweg eines Einbrechers. Sinnreicher macht's ſchon der Pinguin, der aufgeſchreckt ſein einziges Ei zwiſchen die Oberſchenkel klemmt und ſo mit ihm davon humpelt. Ja der patagoniſche Pinguin hätte das Problem nahezu noch als Vogel gelöſt: er trägt ſein Ei gewohnheitsmäßig in einer Fettfalte am Bauch wie in einem Säcklein mit. Doch die ganze, dauernd weiter leitende Erfüllung ſollte nur dem Säugetier beſchieden ſein. Das Land-Schnabeltier ſtopft ſein friſch abgelegtes Ei in eine warme Hauttaſche des Unterleibes. Da kann das Junge reifen, kann die Eiſchale behaglich ſprengen und gleich die
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der höchſten Wirbeltiere auch das „Bebrüten“ des reifen Eies
ſich endlich ganz dorthin verlegt. Die grüne Zaun-Eidechſe
legt ihre Eier noch äußerlich an einen feuchten Ort ab und
überläßt ſie ihrem Schickſal. Die Python-Schlange, der Rieſe
Südaſiens, ringelt ſich ſchon über ihren fünfzehn Eiern wie
ein aufgeſteckter Mädchenzopf zuſammen und entwickelt zu dieſer
Zeit ganz ausnahmsweiſe bereits eine gewiſſe eigene Körper¬
wärme, die brüten hilft. Der Truthahn Talegallus im
auſtraliſchen Buſch häuft über ſeinen Eiern rieſige Hügel aus
Pilzen und Blätterwerk, die faulend auf chemiſchem Wege
Wärme erzeugen wie unſere Heuſchober und ſo als regelrechte
Brutmaſchine funktionieren. Verwandte Hühnervögel benutzen
auf Celebes den warmen Sand am Ufer heißer Quellen und
im Bismarck-Archipel gar die noch mollige Lava eines Vulkans
zum gleichen Zweck. Die große Maſſe aber dieſes Vogelvolks,
dauernd warmblütig wie es ſchon iſt, ſetzt ſich einfach aufs
Neſt und bebrütet die Eier mit dem kleinen Brütofen des
eigenen Bauches.
Aber das Neſt ſteht am Fleck und läßt ſich nicht herum¬
tragen. Wenn es nun der Mutter zu wandern, den Ort zu
wechſeln, Nahrung zu ſuchen gilt? Wohl ſchleppt der Kuckuck
ſein Ei, nachdem er es gelegt, im Rachen mit ſich fort, um
es einem fremden Vogel nach ſeiner bekannten Schwindelmanier
ins Neſt zu ſchmuggeln. Aber das iſt eben nur der Notweg
eines Einbrechers. Sinnreicher macht's ſchon der Pinguin,
der aufgeſchreckt ſein einziges Ei zwiſchen die Oberſchenkel
klemmt und ſo mit ihm davon humpelt. Ja der patagoniſche
Pinguin hätte das Problem nahezu noch als Vogel gelöſt:
er trägt ſein Ei gewohnheitsmäßig in einer Fettfalte am Bauch
wie in einem Säcklein mit. Doch die ganze, dauernd weiter
leitende Erfüllung ſollte nur dem Säugetier beſchieden ſein.
Das Land-Schnabeltier ſtopft ſein friſch abgelegtes Ei in eine
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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/106>, abgerufen am 24.11.2024.
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