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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900.

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Fragte sich jetzt nur in der großen aufsteigenden Linie
der Tiere noch, wo diese Gipfelstelle überall war. Und hier
ergiebt die wechselreiche Arabeske dessen, was ich dir vorher
erzählt habe, wahrscheinlich die nötigen Fortschrittsstufen
von selbst.

[Abbildung]

Der äußerste körperliche Liebesakt der vielzelligen Wesen,
dieser großen Zell-Pyramiden, unter deren Schutz und Deck¬
schild erst die kleinen Samen- und Eier-Maulwürfe ihre letzte
Arbeit vollziehen, ist kein Mischakt, sondern im günstigsten
Falle ein Berührungs-Akt.

Wir haben aber gesehen, wie lange selbst das in deiner
werten Ahnenschaft schwankte. Die liebenden Vielzell-Wesen
suchten sich, näherten sich, sahen sich, empfanden sich in weitester
Distance irgendwie, -- dann spritzten Samen wie Eier ins
Blaue los auf Gutfinden. Erst allmählich kommt die echte
körperliche Berührung als Bedingung hier hinzu. Fische, die
sich Leib zu Leib drücken. Die sich aneinander saugen, mit den
Flossen halten. Endlich ein festes Pressen Liebespforte zu
Liebespforte. Es ist lange Zeit die Afterpforte. Allmählich
wächst in dieser beiderseits das Scharnier. Es wird, einseitig
sich erhebend und endlich vom After befreit, zum Mannesgliede.
Mit ihm vernageln sich die Geschlechter schließlich im Akt.
Bis zu dir, wo's noch genau so ist.

Dieser klar zu Tage gelieferte Weg der äußeren möglichen
Distancenahme zwischen den großen Deck-Individuum Mann
und Weib ist nun offenbar mit allen seinen Stationen auch
der Weg der Wollust-Projektion dieser Individuen gewesen.

Die Wollust soll als höchster Lustmoment die gegebene
Liebeskette krönen. Es verschiebt sich nur eben von Stufe zu

Fragte ſich jetzt nur in der großen aufſteigenden Linie
der Tiere noch, wo dieſe Gipfelſtelle überall war. Und hier
ergiebt die wechſelreiche Arabeske deſſen, was ich dir vorher
erzählt habe, wahrſcheinlich die nötigen Fortſchrittsſtufen
von ſelbſt.

[Abbildung]

Der äußerſte körperliche Liebesakt der vielzelligen Weſen,
dieſer großen Zell-Pyramiden, unter deren Schutz und Deck¬
ſchild erſt die kleinen Samen- und Eier-Maulwürfe ihre letzte
Arbeit vollziehen, iſt kein Miſchakt, ſondern im günſtigſten
Falle ein Berührungs-Akt.

Wir haben aber geſehen, wie lange ſelbſt das in deiner
werten Ahnenſchaft ſchwankte. Die liebenden Vielzell-Weſen
ſuchten ſich, näherten ſich, ſahen ſich, empfanden ſich in weiteſter
Diſtance irgendwie, — dann ſpritzten Samen wie Eier ins
Blaue los auf Gutfinden. Erſt allmählich kommt die echte
körperliche Berührung als Bedingung hier hinzu. Fiſche, die
ſich Leib zu Leib drücken. Die ſich aneinander ſaugen, mit den
Floſſen halten. Endlich ein feſtes Preſſen Liebespforte zu
Liebespforte. Es iſt lange Zeit die Afterpforte. Allmählich
wächſt in dieſer beiderſeits das Scharnier. Es wird, einſeitig
ſich erhebend und endlich vom After befreit, zum Mannesgliede.
Mit ihm vernageln ſich die Geſchlechter ſchließlich im Akt.
Bis zu dir, wo's noch genau ſo iſt.

Dieſer klar zu Tage gelieferte Weg der äußeren möglichen
Diſtancenahme zwiſchen den großen Deck-Individuum Mann
und Weib iſt nun offenbar mit allen ſeinen Stationen auch
der Weg der Wolluſt-Projektion dieſer Individuen geweſen.

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[308/0324] Fragte ſich jetzt nur in der großen aufſteigenden Linie der Tiere noch, wo dieſe Gipfelſtelle überall war. Und hier ergiebt die wechſelreiche Arabeske deſſen, was ich dir vorher erzählt habe, wahrſcheinlich die nötigen Fortſchrittsſtufen von ſelbſt. [Abbildung] Der äußerſte körperliche Liebesakt der vielzelligen Weſen, dieſer großen Zell-Pyramiden, unter deren Schutz und Deck¬ ſchild erſt die kleinen Samen- und Eier-Maulwürfe ihre letzte Arbeit vollziehen, iſt kein Miſchakt, ſondern im günſtigſten Falle ein Berührungs-Akt. Wir haben aber geſehen, wie lange ſelbſt das in deiner werten Ahnenſchaft ſchwankte. Die liebenden Vielzell-Weſen ſuchten ſich, näherten ſich, ſahen ſich, empfanden ſich in weiteſter Diſtance irgendwie, — dann ſpritzten Samen wie Eier ins Blaue los auf Gutfinden. Erſt allmählich kommt die echte körperliche Berührung als Bedingung hier hinzu. Fiſche, die ſich Leib zu Leib drücken. Die ſich aneinander ſaugen, mit den Floſſen halten. Endlich ein feſtes Preſſen Liebespforte zu Liebespforte. Es iſt lange Zeit die Afterpforte. Allmählich wächſt in dieſer beiderſeits das Scharnier. Es wird, einſeitig ſich erhebend und endlich vom After befreit, zum Mannesgliede. Mit ihm vernageln ſich die Geſchlechter ſchließlich im Akt. Bis zu dir, wo's noch genau ſo iſt. Dieſer klar zu Tage gelieferte Weg der äußeren möglichen Diſtancenahme zwiſchen den großen Deck-Individuum Mann und Weib iſt nun offenbar mit allen ſeinen Stationen auch der Weg der Wolluſt-Projektion dieſer Individuen geweſen. Die Wolluſt ſoll als höchſter Luſtmoment die gegebene Liebeskette krönen. Es verſchiebt ſich nur eben von Stufe zu

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/324>, abgerufen am 22.11.2024.