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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900.

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am Weibeszäpflein zum Kanal wurde, dieser Kanal die ge¬
samte Ein- wie Ausfuhr allein übernahm und das ganze
übrige Loch hermetisch zuwuchs.

Im Gegenteil.

Das weibliche Gliedzäpfchen blieb ein einfaches solides
Fleischspitzchen ohne Kanaldurchbohrung. Es schmolz aber
gleichzeitig auf ein Minimum zusammen zu gunsten der großen
Gesamtpforte.

Diese Pforte blieb in ganzer Größe offen.

Alles disponible Material in der Nähe des alten Glied¬
fingerchens und auch dieses selbst wurde gleichsam zu Por¬
tieren dieser Generalpforte verarbeitet. Ein Teil des alten
Fingerchens zu einem Paar kleinerer, innerer Portieren. Ein
paar nebenliegende Falten (die beim Manne den Hodensack
schließen helfen) zu zwei großen dicken Außenportieren. Der
letzte Rest des Fingerchens, das Spitzchen gerade noch, blieb
bloß mehr wie eine Art oberer Dekorationsknoten in dem
inneren Portierenpaar schweben. Erst jenseits aller dieser
Portieren aber zeigten sich im innersten Heiligtum nach wie
vor die zwei echten Einzelpforten: oben der Wasserhahn des
Urin-Apparats, durch den der von den Nieren gespeiste Topf
der Harnblase von Zeit zu Zeit regelmäßig umgestülpt wurde;
und darunter das bedeutsame Thörlein zu dem eigentlichen
weiblichen Geschlechtsapparat, durch das der Mannessamen hin¬
ein mußte, dem Ei entgegen, -- und durch das dann später
dieses Ei, zum Kinde gereift, selber heraus mußte. Kam jetzt
nunmehr das straff gespannte und mit Samen geladene Mannes¬
glied heran, so ging es zunächst zwischen allen Portieren glatt
hindurch, trat dann selbst in den innersten Raum mit den zwei
Pforten ein und drängte sich in die untere, wichtigste Thür tief
genug ein, um endlich seine kostbare Samenkolonie genau da
abzusetzen, wo der Weg schlechterdings nicht mehr zu verfehlen
war. Einen unwichtigen kleinen Portierenansatz auch dieser
entscheidendsten Pforte noch, das sogenannte Jungfernhäutchen,

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am Weibeszäpflein zum Kanal wurde, dieſer Kanal die ge¬
ſamte Ein- wie Ausfuhr allein übernahm und das ganze
übrige Loch hermetiſch zuwuchs.

Im Gegenteil.

Das weibliche Gliedzäpfchen blieb ein einfaches ſolides
Fleiſchſpitzchen ohne Kanaldurchbohrung. Es ſchmolz aber
gleichzeitig auf ein Minimum zuſammen zu gunſten der großen
Geſamtpforte.

Dieſe Pforte blieb in ganzer Größe offen.

Alles disponible Material in der Nähe des alten Glied¬
fingerchens und auch dieſes ſelbſt wurde gleichſam zu Por¬
tieren dieſer Generalpforte verarbeitet. Ein Teil des alten
Fingerchens zu einem Paar kleinerer, innerer Portieren. Ein
paar nebenliegende Falten (die beim Manne den Hodenſack
ſchließen helfen) zu zwei großen dicken Außenportieren. Der
letzte Reſt des Fingerchens, das Spitzchen gerade noch, blieb
bloß mehr wie eine Art oberer Dekorationsknoten in dem
inneren Portierenpaar ſchweben. Erſt jenſeits aller dieſer
Portieren aber zeigten ſich im innerſten Heiligtum nach wie
vor die zwei echten Einzelpforten: oben der Waſſerhahn des
Urin-Apparats, durch den der von den Nieren geſpeiſte Topf
der Harnblaſe von Zeit zu Zeit regelmäßig umgeſtülpt wurde;
und darunter das bedeutſame Thörlein zu dem eigentlichen
weiblichen Geſchlechtsapparat, durch das der Mannesſamen hin¬
ein mußte, dem Ei entgegen, — und durch das dann ſpäter
dieſes Ei, zum Kinde gereift, ſelber heraus mußte. Kam jetzt
nunmehr das ſtraff geſpannte und mit Samen geladene Mannes¬
glied heran, ſo ging es zunächſt zwiſchen allen Portieren glatt
hindurch, trat dann ſelbſt in den innerſten Raum mit den zwei
Pforten ein und drängte ſich in die untere, wichtigſte Thür tief
genug ein, um endlich ſeine koſtbare Samenkolonie genau da
abzuſetzen, wo der Weg ſchlechterdings nicht mehr zu verfehlen
war. Einen unwichtigen kleinen Portierenanſatz auch dieſer
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[291/0307] am Weibeszäpflein zum Kanal wurde, dieſer Kanal die ge¬ ſamte Ein- wie Ausfuhr allein übernahm und das ganze übrige Loch hermetiſch zuwuchs. Im Gegenteil. Das weibliche Gliedzäpfchen blieb ein einfaches ſolides Fleiſchſpitzchen ohne Kanaldurchbohrung. Es ſchmolz aber gleichzeitig auf ein Minimum zuſammen zu gunſten der großen Geſamtpforte. Dieſe Pforte blieb in ganzer Größe offen. Alles disponible Material in der Nähe des alten Glied¬ fingerchens und auch dieſes ſelbſt wurde gleichſam zu Por¬ tieren dieſer Generalpforte verarbeitet. Ein Teil des alten Fingerchens zu einem Paar kleinerer, innerer Portieren. Ein paar nebenliegende Falten (die beim Manne den Hodenſack ſchließen helfen) zu zwei großen dicken Außenportieren. Der letzte Reſt des Fingerchens, das Spitzchen gerade noch, blieb bloß mehr wie eine Art oberer Dekorationsknoten in dem inneren Portierenpaar ſchweben. Erſt jenſeits aller dieſer Portieren aber zeigten ſich im innerſten Heiligtum nach wie vor die zwei echten Einzelpforten: oben der Waſſerhahn des Urin-Apparats, durch den der von den Nieren geſpeiſte Topf der Harnblaſe von Zeit zu Zeit regelmäßig umgeſtülpt wurde; und darunter das bedeutſame Thörlein zu dem eigentlichen weiblichen Geſchlechtsapparat, durch das der Mannesſamen hin¬ ein mußte, dem Ei entgegen, — und durch das dann ſpäter dieſes Ei, zum Kinde gereift, ſelber heraus mußte. Kam jetzt nunmehr das ſtraff geſpannte und mit Samen geladene Mannes¬ glied heran, ſo ging es zunächſt zwiſchen allen Portieren glatt hindurch, trat dann ſelbſt in den innerſten Raum mit den zwei Pforten ein und drängte ſich in die untere, wichtigſte Thür tief genug ein, um endlich ſeine koſtbare Samenkolonie genau da abzuſetzen, wo der Weg ſchlechterdings nicht mehr zu verfehlen war. Einen unwichtigen kleinen Portierenanſatz auch dieſer entſcheidendſten Pforte noch, das ſogenannte Jungfernhäutchen, 19*

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/307>, abgerufen am 13.05.2024.