Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

Jene beiden Stellen waren aber zwei besondere Leibes¬
öffnungen, zwei Pforten der Körper, durch die der Rogen und
die Milch aus dem Innern jener Körper herausgelangen.
Der Verschluß war also eigentlich ein Aufeinanderdrücken
zweier Öffnungen. Und so mußte für diese Station die Frage
nach Art und Lage gerade dieser Öffnungen, dieser Leibeslöcher
oder Pforten, entscheidende Bedeutung gewinnen. Das Wesen
dieser Station wäre also grob etwa zu bezeichnen als die Loch¬
frage oder Thürfrage
.

Aus dieser Problemstellung jetzt ergaben sich aber die
beiden weiteren Stationen mit zwingender Logik als Folgerung.
Ein noch vertiefteres Stellungsproblem. Und ein seelisches
Hilfsproblem.

Das vertieftere gymnastische Problem bestand darin,
daß das Aufeinanderpressen der beiden Leibeslöcher immer
raffinierter umgestaltet wurde. Es wurde ein wahres Inein¬
anderwurzeln der Hälften versucht. Der eine Lochrand ent¬
wickelte buchstäblich eine Hand, um sich in den anderen einzu¬
klammern, ein Glied, das schließlich röhrenartig eingepreßt
wurde. Eine wahre Liebesschraube enstand, mit der die großen
Körper sich an dieser Stelle für die Dauer des Aktes regel¬
recht aneinander schraubten. Dieses Problem kann also als das
Problem des Begattungsgliedes oder kurzweg als die Glied¬
frage
bezeichnet werden.

Das seelische Hilfsproblem aber gipfelte darin, daß die
beiden Liebeshälften durch einen ganz bestimmten Nervenreiz
gedrängt wurden, ihre Geschlechtslöcher überhaupt zu einander
zu drücken und, später, auch jenes Scharnier so fest wie
möglich einzuschrauben. Dieser Nervenreiz, der sich ausdrück¬
lich an den Lochrändern festsetzte, ist nichts anderes als die
Wollust. So erhältst du als Inbegriff der dritten Station
eine Lustfrage.

Jede dieser drei Fragen umschließt indessen nun im
engeren wieder ihren wahren Rattenkönig geschichtlicher Ver¬

15*

Jene beiden Stellen waren aber zwei beſondere Leibes¬
öffnungen, zwei Pforten der Körper, durch die der Rogen und
die Milch aus dem Innern jener Körper herausgelangen.
Der Verſchluß war alſo eigentlich ein Aufeinanderdrücken
zweier Öffnungen. Und ſo mußte für dieſe Station die Frage
nach Art und Lage gerade dieſer Öffnungen, dieſer Leibeslöcher
oder Pforten, entſcheidende Bedeutung gewinnen. Das Weſen
dieſer Station wäre alſo grob etwa zu bezeichnen als die Loch¬
frage oder Thürfrage
.

Aus dieſer Problemſtellung jetzt ergaben ſich aber die
beiden weiteren Stationen mit zwingender Logik als Folgerung.
Ein noch vertiefteres Stellungsproblem. Und ein ſeeliſches
Hilfsproblem.

Das vertieftere gymnaſtiſche Problem beſtand darin,
daß das Aufeinanderpreſſen der beiden Leibeslöcher immer
raffinierter umgeſtaltet wurde. Es wurde ein wahres Inein¬
anderwurzeln der Hälften verſucht. Der eine Lochrand ent¬
wickelte buchſtäblich eine Hand, um ſich in den anderen einzu¬
klammern, ein Glied, das ſchließlich röhrenartig eingepreßt
wurde. Eine wahre Liebesſchraube enſtand, mit der die großen
Körper ſich an dieſer Stelle für die Dauer des Aktes regel¬
recht aneinander ſchraubten. Dieſes Problem kann alſo als das
Problem des Begattungsgliedes oder kurzweg als die Glied¬
frage
bezeichnet werden.

Das ſeeliſche Hilfsproblem aber gipfelte darin, daß die
beiden Liebeshälften durch einen ganz beſtimmten Nervenreiz
gedrängt wurden, ihre Geſchlechtslöcher überhaupt zu einander
zu drücken und, ſpäter, auch jenes Scharnier ſo feſt wie
möglich einzuſchrauben. Dieſer Nervenreiz, der ſich ausdrück¬
lich an den Lochrändern feſtſetzte, iſt nichts anderes als die
Wolluſt. So erhältſt du als Inbegriff der dritten Station
eine Luſtfrage.

Jede dieſer drei Fragen umſchließt indeſſen nun im
engeren wieder ihren wahren Rattenkönig geſchichtlicher Ver¬

15*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0243" n="227"/>
        <p>Jene beiden Stellen waren aber zwei be&#x017F;ondere Leibes¬<lb/>
öffnungen, zwei Pforten der Körper, durch die der Rogen und<lb/>
die Milch aus dem Innern jener Körper herausgelangen.<lb/>
Der Ver&#x017F;chluß war al&#x017F;o eigentlich ein Aufeinanderdrücken<lb/>
zweier Öffnungen. Und &#x017F;o mußte für die&#x017F;e Station die Frage<lb/>
nach Art und Lage gerade die&#x017F;er Öffnungen, die&#x017F;er Leibeslöcher<lb/>
oder Pforten, ent&#x017F;cheidende Bedeutung gewinnen. Das We&#x017F;en<lb/>
die&#x017F;er Station wäre al&#x017F;o grob etwa zu bezeichnen als die <hi rendition="#g">Loch¬<lb/>
frage oder Thürfrage</hi>.</p><lb/>
        <p>Aus die&#x017F;er Problem&#x017F;tellung jetzt ergaben &#x017F;ich aber die<lb/>
beiden weiteren Stationen mit zwingender Logik als Folgerung.<lb/>
Ein noch vertiefteres Stellungsproblem. Und ein &#x017F;eeli&#x017F;ches<lb/>
Hilfsproblem.</p><lb/>
        <p>Das vertieftere gymna&#x017F;ti&#x017F;che Problem be&#x017F;tand darin,<lb/>
daß das Aufeinanderpre&#x017F;&#x017F;en der beiden Leibeslöcher immer<lb/>
raffinierter umge&#x017F;taltet wurde. Es wurde ein wahres Inein¬<lb/>
anderwurzeln der Hälften ver&#x017F;ucht. Der eine Lochrand ent¬<lb/>
wickelte buch&#x017F;täblich eine Hand, um &#x017F;ich in den anderen einzu¬<lb/>
klammern, ein Glied, das &#x017F;chließlich röhrenartig eingepreßt<lb/>
wurde. Eine wahre Liebes&#x017F;chraube en&#x017F;tand, mit der die großen<lb/>
Körper &#x017F;ich an die&#x017F;er Stelle für die Dauer des Aktes regel¬<lb/>
recht aneinander &#x017F;chraubten. Die&#x017F;es Problem kann al&#x017F;o als das<lb/>
Problem des Begattungsgliedes oder kurzweg als die <hi rendition="#g">Glied¬<lb/>
frage</hi> bezeichnet werden.</p><lb/>
        <p>Das &#x017F;eeli&#x017F;che Hilfsproblem aber gipfelte darin, daß die<lb/>
beiden Liebeshälften durch einen ganz be&#x017F;timmten Nervenreiz<lb/>
gedrängt wurden, ihre Ge&#x017F;chlechtslöcher überhaupt zu einander<lb/>
zu drücken und, &#x017F;päter, auch jenes Scharnier &#x017F;o fe&#x017F;t wie<lb/>
möglich einzu&#x017F;chrauben. Die&#x017F;er Nervenreiz, der &#x017F;ich ausdrück¬<lb/>
lich an den Lochrändern fe&#x017F;t&#x017F;etzte, i&#x017F;t nichts anderes als die<lb/>
Wollu&#x017F;t. So erhält&#x017F;t du als Inbegriff der dritten Station<lb/>
eine <hi rendition="#g">Lu&#x017F;tfrage</hi>.</p><lb/>
        <p>Jede die&#x017F;er drei Fragen um&#x017F;chließt inde&#x017F;&#x017F;en nun im<lb/>
engeren wieder ihren wahren Rattenkönig ge&#x017F;chichtlicher Ver¬<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">15*<lb/></fw>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0243] Jene beiden Stellen waren aber zwei beſondere Leibes¬ öffnungen, zwei Pforten der Körper, durch die der Rogen und die Milch aus dem Innern jener Körper herausgelangen. Der Verſchluß war alſo eigentlich ein Aufeinanderdrücken zweier Öffnungen. Und ſo mußte für dieſe Station die Frage nach Art und Lage gerade dieſer Öffnungen, dieſer Leibeslöcher oder Pforten, entſcheidende Bedeutung gewinnen. Das Weſen dieſer Station wäre alſo grob etwa zu bezeichnen als die Loch¬ frage oder Thürfrage. Aus dieſer Problemſtellung jetzt ergaben ſich aber die beiden weiteren Stationen mit zwingender Logik als Folgerung. Ein noch vertiefteres Stellungsproblem. Und ein ſeeliſches Hilfsproblem. Das vertieftere gymnaſtiſche Problem beſtand darin, daß das Aufeinanderpreſſen der beiden Leibeslöcher immer raffinierter umgeſtaltet wurde. Es wurde ein wahres Inein¬ anderwurzeln der Hälften verſucht. Der eine Lochrand ent¬ wickelte buchſtäblich eine Hand, um ſich in den anderen einzu¬ klammern, ein Glied, das ſchließlich röhrenartig eingepreßt wurde. Eine wahre Liebesſchraube enſtand, mit der die großen Körper ſich an dieſer Stelle für die Dauer des Aktes regel¬ recht aneinander ſchraubten. Dieſes Problem kann alſo als das Problem des Begattungsgliedes oder kurzweg als die Glied¬ frage bezeichnet werden. Das ſeeliſche Hilfsproblem aber gipfelte darin, daß die beiden Liebeshälften durch einen ganz beſtimmten Nervenreiz gedrängt wurden, ihre Geſchlechtslöcher überhaupt zu einander zu drücken und, ſpäter, auch jenes Scharnier ſo feſt wie möglich einzuſchrauben. Dieſer Nervenreiz, der ſich ausdrück¬ lich an den Lochrändern feſtſetzte, iſt nichts anderes als die Wolluſt. So erhältſt du als Inbegriff der dritten Station eine Luſtfrage. Jede dieſer drei Fragen umſchließt indeſſen nun im engeren wieder ihren wahren Rattenkönig geſchichtlicher Ver¬ 15*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/243
Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/243>, abgerufen am 06.05.2024.