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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900.

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das Weib sie ebenso sorglos bei sich aufnehme zu trostloser
Kerkerhaft und elendem Hungertod. Bis auf jene künstliche
Wand einer Fischblase. Und doch die Prämie ausgezahlt in
tausend und tausend Fällen, mit voller Kraft, der Blitz des
Gefühls losstürmend auf seiner Bahn, der Rausch triumphierend,
allgewaltig, Herr über zwei ganze Menschen, daß ihr Denken
zerbricht und ihre Seelen hinströmen als seien sie plötzlich
Sonne geworden, Licht, Naturkraft, Sphärenharmonie, das All
selber, das sich in einem Höheren genießt, als bloß Seele und
Leib in Zeit und Raum .....
Credo, quia absurdum.

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Und dann Buddha auf seinem Königslager, dann mag
er träumen, was an diesen Dingen noch wieder hängt. Einmal
die Wollust ins Blaue hinaus befreit von dem echten Zeugungs¬
akt, setzt die ganze pedantische Folgerichtigkeit der Natur ja
auch hier ein, -- die Logik, die, wenn schon einmal Berge
eine Maus gebären sollen, jetzt auch einen Gaurisankar in
Mäusen auszahlt. Ein unermeßliches Sehnen nach Wollust
rauscht durch den großen grünen Blätterwald der Menschheit,
durch jeden Frühlingswald einer neuen Generation neu, durch
die Jahrtausende so und die Jahrtausende. Aber diese Wollust
peitscht auch nun wirklich Milliarden und aber Milliarden von
Liebespaaren zu einander, bei denen jeder Gedanke an wahre
Zeugung Absurdität ist. Unfruchtbare, Schwangere, durch
Zufall der Stunde Versagende bei den Weibern, über alle
rauscht doch der Sturm. Sie alle reißt der Taumel der Sehn¬
sucht allein nach jenem anderen hin, das auch ohne Zeugung
zu gewinnen ist, nach der Wollust. Und in diesen Wirbel
hinein entlädt sich jetzt jene wahnsinnige Überproduktion der

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das Weib ſie ebenſo ſorglos bei ſich aufnehme zu troſtloſer
Kerkerhaft und elendem Hungertod. Bis auf jene künſtliche
Wand einer Fiſchblaſe. Und doch die Prämie ausgezahlt in
tauſend und tauſend Fällen, mit voller Kraft, der Blitz des
Gefühls losſtürmend auf ſeiner Bahn, der Rauſch triumphierend,
allgewaltig, Herr über zwei ganze Menſchen, daß ihr Denken
zerbricht und ihre Seelen hinſtrömen als ſeien ſie plötzlich
Sonne geworden, Licht, Naturkraft, Sphärenharmonie, das All
ſelber, das ſich in einem Höheren genießt, als bloß Seele und
Leib in Zeit und Raum .....
Credo, quia absurdum.

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Und dann Buddha auf ſeinem Königslager, dann mag
er träumen, was an dieſen Dingen noch wieder hängt. Einmal
die Wolluſt ins Blaue hinaus befreit von dem echten Zeugungs¬
akt, ſetzt die ganze pedantiſche Folgerichtigkeit der Natur ja
auch hier ein, — die Logik, die, wenn ſchon einmal Berge
eine Maus gebären ſollen, jetzt auch einen Gauriſankar in
Mäuſen auszahlt. Ein unermeßliches Sehnen nach Wolluſt
rauſcht durch den großen grünen Blätterwald der Menſchheit,
durch jeden Frühlingswald einer neuen Generation neu, durch
die Jahrtauſende ſo und die Jahrtauſende. Aber dieſe Wolluſt
peitſcht auch nun wirklich Milliarden und aber Milliarden von
Liebespaaren zu einander, bei denen jeder Gedanke an wahre
Zeugung Abſurdität iſt. Unfruchtbare, Schwangere, durch
Zufall der Stunde Verſagende bei den Weibern, über alle
rauſcht doch der Sturm. Sie alle reißt der Taumel der Sehn¬
ſucht allein nach jenem anderen hin, das auch ohne Zeugung
zu gewinnen iſt, nach der Wolluſt. Und in dieſen Wirbel
hinein entlädt ſich jetzt jene wahnſinnige Überproduktion der

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[179/0195] das Weib ſie ebenſo ſorglos bei ſich aufnehme zu troſtloſer Kerkerhaft und elendem Hungertod. Bis auf jene künſtliche Wand einer Fiſchblaſe. Und doch die Prämie ausgezahlt in tauſend und tauſend Fällen, mit voller Kraft, der Blitz des Gefühls losſtürmend auf ſeiner Bahn, der Rauſch triumphierend, allgewaltig, Herr über zwei ganze Menſchen, daß ihr Denken zerbricht und ihre Seelen hinſtrömen als ſeien ſie plötzlich Sonne geworden, Licht, Naturkraft, Sphärenharmonie, das All ſelber, das ſich in einem Höheren genießt, als bloß Seele und Leib in Zeit und Raum ..... Credo, quia absurdum. [Abbildung] Und dann Buddha auf ſeinem Königslager, dann mag er träumen, was an dieſen Dingen noch wieder hängt. Einmal die Wolluſt ins Blaue hinaus befreit von dem echten Zeugungs¬ akt, ſetzt die ganze pedantiſche Folgerichtigkeit der Natur ja auch hier ein, — die Logik, die, wenn ſchon einmal Berge eine Maus gebären ſollen, jetzt auch einen Gauriſankar in Mäuſen auszahlt. Ein unermeßliches Sehnen nach Wolluſt rauſcht durch den großen grünen Blätterwald der Menſchheit, durch jeden Frühlingswald einer neuen Generation neu, durch die Jahrtauſende ſo und die Jahrtauſende. Aber dieſe Wolluſt peitſcht auch nun wirklich Milliarden und aber Milliarden von Liebespaaren zu einander, bei denen jeder Gedanke an wahre Zeugung Abſurdität iſt. Unfruchtbare, Schwangere, durch Zufall der Stunde Verſagende bei den Weibern, über alle rauſcht doch der Sturm. Sie alle reißt der Taumel der Sehn¬ ſucht allein nach jenem anderen hin, das auch ohne Zeugung zu gewinnen iſt, nach der Wolluſt. Und in dieſen Wirbel hinein entlädt ſich jetzt jene wahnſinnige Überproduktion der 12*

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/195>, abgerufen am 22.11.2024.