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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898.

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der Natur, in den du da schaust. Es ist dein Wahnsinn,
wenn es Wahnsinn ist. Wenn du aber an Licht glaubst --
Licht in der unendlichen Folge der Dinge, aus der die Welten
rinnen wie silberner Staub, Licht in dir, in deinem sonnen¬
haften Auge, das die Sonne trinkt, -- dann ist es dein
Licht, das auch dort schon leise wie ein bläuliches Sternchen
glimmt .....

Der Stachelinsky ist ein Fisch aus der Klasse der so¬
genannten Knochenfische. Wenig unterhalb dieser Klasse bog
der Stammbaum des Menschen vom Stammbaum der Fische
ab, um über Molchfisch, Amphibium und Reptil sich zum
Säugetier empor zu arbeiten. Der Fisch, zum Stachelinsky
entwickelt, blieb stehen. Das Säugetier wurde Mensch. Heute
prallen die entlegenen Äste des großen Stammbaumes wieder
zusammen. Und der eine ist Herr der Erde, sein Gutdünken
wird über kurz oder lang über den anderen entscheiden. Der
kleine Stachelfisch bietet dem Gaumen des Menschen nichts, --
manche halten ihn sogar für direkt ungesund. So wird der
Mensch ihn wohl eines Tages ausrotten, -- ihn mit samt
seiner seltsamen Liebestradition.

Unwillkürlich aber denkt man sich einen Moment einmal
hinein: wenn nun umgekehrt die Kette der Menschwerdung über
die Stachelinskys selber gegangen wäre? Wenn heute nicht
der Mensch, wie er jetzt ist, Herr der Erde wäre, sondern
irgend welche Nachkommen der Stachler aus dem Wassergrün?

Der Stachelinsky, zum Geistestier erster Ordnung um¬
geformt, hätte in aller sonstigen Wandlung doch vielleicht seine
abstruse Liebesart tief in die Kultur hinein bewahrt! Was
wäre das scheinbar für eine veränderte Situation geworden.

der Natur, in den du da ſchauſt. Es iſt dein Wahnſinn,
wenn es Wahnſinn iſt. Wenn du aber an Licht glaubſt —
Licht in der unendlichen Folge der Dinge, aus der die Welten
rinnen wie ſilberner Staub, Licht in dir, in deinem ſonnen¬
haften Auge, das die Sonne trinkt, — dann iſt es dein
Licht, das auch dort ſchon leiſe wie ein bläuliches Sternchen
glimmt .....

Der Stachelinsky iſt ein Fiſch aus der Klaſſe der ſo¬
genannten Knochenfiſche. Wenig unterhalb dieſer Klaſſe bog
der Stammbaum des Menſchen vom Stammbaum der Fiſche
ab, um über Molchfiſch, Amphibium und Reptil ſich zum
Säugetier empor zu arbeiten. Der Fiſch, zum Stachelinsky
entwickelt, blieb ſtehen. Das Säugetier wurde Menſch. Heute
prallen die entlegenen Äſte des großen Stammbaumes wieder
zuſammen. Und der eine iſt Herr der Erde, ſein Gutdünken
wird über kurz oder lang über den anderen entſcheiden. Der
kleine Stachelfiſch bietet dem Gaumen des Menſchen nichts, —
manche halten ihn ſogar für direkt ungeſund. So wird der
Menſch ihn wohl eines Tages ausrotten, — ihn mit ſamt
ſeiner ſeltſamen Liebestradition.

Unwillkürlich aber denkt man ſich einen Moment einmal
hinein: wenn nun umgekehrt die Kette der Menſchwerdung über
die Stachelinskys ſelber gegangen wäre? Wenn heute nicht
der Menſch, wie er jetzt iſt, Herr der Erde wäre, ſondern
irgend welche Nachkommen der Stachler aus dem Waſſergrün?

Der Stachelinsky, zum Geiſtestier erſter Ordnung um¬
geformt, hätte in aller ſonſtigen Wandlung doch vielleicht ſeine
abſtruſe Liebesart tief in die Kultur hinein bewahrt! Was
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[357/0373] der Natur, in den du da ſchauſt. Es iſt dein Wahnſinn, wenn es Wahnſinn iſt. Wenn du aber an Licht glaubſt — Licht in der unendlichen Folge der Dinge, aus der die Welten rinnen wie ſilberner Staub, Licht in dir, in deinem ſonnen¬ haften Auge, das die Sonne trinkt, — dann iſt es dein Licht, das auch dort ſchon leiſe wie ein bläuliches Sternchen glimmt ..... Der Stachelinsky iſt ein Fiſch aus der Klaſſe der ſo¬ genannten Knochenfiſche. Wenig unterhalb dieſer Klaſſe bog der Stammbaum des Menſchen vom Stammbaum der Fiſche ab, um über Molchfiſch, Amphibium und Reptil ſich zum Säugetier empor zu arbeiten. Der Fiſch, zum Stachelinsky entwickelt, blieb ſtehen. Das Säugetier wurde Menſch. Heute prallen die entlegenen Äſte des großen Stammbaumes wieder zuſammen. Und der eine iſt Herr der Erde, ſein Gutdünken wird über kurz oder lang über den anderen entſcheiden. Der kleine Stachelfiſch bietet dem Gaumen des Menſchen nichts, — manche halten ihn ſogar für direkt ungeſund. So wird der Menſch ihn wohl eines Tages ausrotten, — ihn mit ſamt ſeiner ſeltſamen Liebestradition. Unwillkürlich aber denkt man ſich einen Moment einmal hinein: wenn nun umgekehrt die Kette der Menſchwerdung über die Stachelinskys ſelber gegangen wäre? Wenn heute nicht der Menſch, wie er jetzt iſt, Herr der Erde wäre, ſondern irgend welche Nachkommen der Stachler aus dem Waſſergrün? Der Stachelinsky, zum Geiſtestier erſter Ordnung um¬ geformt, hätte in aller ſonſtigen Wandlung doch vielleicht ſeine abſtruſe Liebesart tief in die Kultur hinein bewahrt! Was wäre das ſcheinbar für eine veränderte Situation geworden.

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/373>, abgerufen am 22.11.2024.