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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898.

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Wir bleiben noch einen Moment bei den Plattwürmern,
also ganz unten. Seltsame Liebesgeschichten giebt es da
noch genug.

Da ist das Doppeltier oder Diplozoon, ein kleines Mon¬
strum, das auf den Kiemen von Karpfen schmarotzt. Denke
dir, natürlich ganz im winzigen, zwei Gurken kreuzweise mit¬
einander verwachsen. Jede Gurke ist eigentlich ein Wurm
für sich. Jeder hat sich auch vorher eine Weile allein umher¬
getrieben. Damals hatte er noch keine Andeutung von Ge¬
schlechtsteilen. Und doch faßte ihn eines Tages ein selt¬
sames Begehren. Er gesellte sich zu einem zweiten seiner Art.
Jeder packte den anderen mit einem kleinen Saugloch seines
Bauches bei einem beiderseitig vorhandenen kleinen Zapfen im
Rücken, und siamesisch-zwillingshaft verschmolzen schienen beide
fortan gewissermaßen nur noch ein einziges Tier zu bilden.
Jetzt erst, als "Doppeltier", werden sie geschlechtsreif, und
zwar jede Hälfte sowohl männlich wie weiblich: ein Liebes¬
monstrum, ein erotischer Briareus mit im ganzen vier Geschlechts¬
teilen, die sich übers Kreuz am Doppelleibe begatten .....

Da ist ein anderer nah verwandter Plattwurm, der mit
Recht Gynäkophorus oder Weibträger heißt. Er ist ausnahms¬
weise einmal ganz getrennt geschlechtig, zur Sicherheit bleibt
das Weibchen aber auch hier gleich an dem Männchen hängen
und schmiegt sich dauernd bei dem Beschützer in eine besondere
Rinne an dessen Bauchseite, so daß man fast sagen möchte: das
Männchen stellt eine Art Känguruh dar, das seine eigene Ehe¬
liebste wie ein Junges im Beutel trägt. Dieses treue Tier
hängt, saugenderweise wie alle diese Schmarotzerwürmer, mit
Liebhaberei in der Harnblase der kleinen Negerknaben und er¬
zeugt hier die bösesten Blutungen.

Wir bleiben noch einen Moment bei den Plattwürmern,
alſo ganz unten. Seltſame Liebesgeſchichten giebt es da
noch genug.

Da iſt das Doppeltier oder Diplozoon, ein kleines Mon¬
ſtrum, das auf den Kiemen von Karpfen ſchmarotzt. Denke
dir, natürlich ganz im winzigen, zwei Gurken kreuzweiſe mit¬
einander verwachſen. Jede Gurke iſt eigentlich ein Wurm
für ſich. Jeder hat ſich auch vorher eine Weile allein umher¬
getrieben. Damals hatte er noch keine Andeutung von Ge¬
ſchlechtsteilen. Und doch faßte ihn eines Tages ein ſelt¬
ſames Begehren. Er geſellte ſich zu einem zweiten ſeiner Art.
Jeder packte den anderen mit einem kleinen Saugloch ſeines
Bauches bei einem beiderſeitig vorhandenen kleinen Zapfen im
Rücken, und ſiameſiſch-zwillingshaft verſchmolzen ſchienen beide
fortan gewiſſermaßen nur noch ein einziges Tier zu bilden.
Jetzt erſt, als „Doppeltier“, werden ſie geſchlechtsreif, und
zwar jede Hälfte ſowohl männlich wie weiblich: ein Liebes¬
monſtrum, ein erotiſcher Briareus mit im ganzen vier Geſchlechts¬
teilen, die ſich übers Kreuz am Doppelleibe begatten .....

Da iſt ein anderer nah verwandter Plattwurm, der mit
Recht Gynäkophorus oder Weibträger heißt. Er iſt ausnahms¬
weiſe einmal ganz getrennt geſchlechtig, zur Sicherheit bleibt
das Weibchen aber auch hier gleich an dem Männchen hängen
und ſchmiegt ſich dauernd bei dem Beſchützer in eine beſondere
Rinne an deſſen Bauchſeite, ſo daß man faſt ſagen möchte: das
Männchen ſtellt eine Art Känguruh dar, das ſeine eigene Ehe¬
liebſte wie ein Junges im Beutel trägt. Dieſes treue Tier
hängt, ſaugenderweiſe wie alle dieſe Schmarotzerwürmer, mit
Liebhaberei in der Harnblaſe der kleinen Negerknaben und er¬
zeugt hier die böſeſten Blutungen.

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[246/0262] Wir bleiben noch einen Moment bei den Plattwürmern, alſo ganz unten. Seltſame Liebesgeſchichten giebt es da noch genug. Da iſt das Doppeltier oder Diplozoon, ein kleines Mon¬ ſtrum, das auf den Kiemen von Karpfen ſchmarotzt. Denke dir, natürlich ganz im winzigen, zwei Gurken kreuzweiſe mit¬ einander verwachſen. Jede Gurke iſt eigentlich ein Wurm für ſich. Jeder hat ſich auch vorher eine Weile allein umher¬ getrieben. Damals hatte er noch keine Andeutung von Ge¬ ſchlechtsteilen. Und doch faßte ihn eines Tages ein ſelt¬ ſames Begehren. Er geſellte ſich zu einem zweiten ſeiner Art. Jeder packte den anderen mit einem kleinen Saugloch ſeines Bauches bei einem beiderſeitig vorhandenen kleinen Zapfen im Rücken, und ſiameſiſch-zwillingshaft verſchmolzen ſchienen beide fortan gewiſſermaßen nur noch ein einziges Tier zu bilden. Jetzt erſt, als „Doppeltier“, werden ſie geſchlechtsreif, und zwar jede Hälfte ſowohl männlich wie weiblich: ein Liebes¬ monſtrum, ein erotiſcher Briareus mit im ganzen vier Geſchlechts¬ teilen, die ſich übers Kreuz am Doppelleibe begatten ..... Da iſt ein anderer nah verwandter Plattwurm, der mit Recht Gynäkophorus oder Weibträger heißt. Er iſt ausnahms¬ weiſe einmal ganz getrennt geſchlechtig, zur Sicherheit bleibt das Weibchen aber auch hier gleich an dem Männchen hängen und ſchmiegt ſich dauernd bei dem Beſchützer in eine beſondere Rinne an deſſen Bauchſeite, ſo daß man faſt ſagen möchte: das Männchen ſtellt eine Art Känguruh dar, das ſeine eigene Ehe¬ liebſte wie ein Junges im Beutel trägt. Dieſes treue Tier hängt, ſaugenderweiſe wie alle dieſe Schmarotzerwürmer, mit Liebhaberei in der Harnblaſe der kleinen Negerknaben und er¬ zeugt hier die böſeſten Blutungen.

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/262>, abgerufen am 24.11.2024.