pflanzten sich fort, erhielten sich gegenüber dem ewigen Sterben des Individuums genau so wie der Mensch heute durch das große Unsterblichkeitsprinzip der Liebe. Im Laufe von Jahr¬ millionen brachten sie es bis zur Menschengestalt. Und diese war es dann, die fortan durch Zeugung weiter erhalten wurde.
Wir kehren auf einen Moment zu jener einfachen Szene zurück, die oben als der typische Ausgangspunkt aller Liebes¬ philosophie bezeichnet wurde. Ein sterbender Vater, der sein Kind segnet, -- die Menschheit, durch Liebe gerettet über den Tod des Einzelnen hinaus. Denke dich in die Situation ganz hinein. Blicke dem Kinde ins Antlitz und dem Vater. Sind sie sich völlig gleich? Beide sind Menschen. Aber es waltet ein Unterschied. Und nicht bloß der von Jugend und Alter. Das Kind wird Mann werden und doch in gewissen Zügen anders sein als der Vater. Auch als die Mutter. Als die Eltern, die Ahnen überhaupt. Es ist eben nicht bloß ein neues Individuum in dem Sinne, daß es auf eigenen zwei Beinen läuft, anstatt mit den Eltern zeitlebens verwachsen zu bleiben wie ein Glied, -- und daß es noch in Kraft, ja in Zeugungs¬ kraft fortlebt, wenn der Vater als morscher Greis stirbt.
Es ist Individuum überhaupt, schlechtweg einzig noch wieder innerhalb der ganzen Menschheit vor ihm, nach ihm, neben ihm.
Und doch sagen wir: die Menschheit lebt auch in ihm fort und seine Individualität ist ein Glied in der Kette jener durch Liebe garantierten Unsterblichkeit.
Dieses Kind wird nun wieder Kinder haben, die abermals anders sind. Noch bleiben diese Kinder vielleicht in ähnlicher Umgebung und diese wird trotz aller Differenz den Enkeln eine gewisse engere Zugehörigkeit zu den Vorfahren, von der andere Menschen gar nichts haben, erhalten. Aber die Enkel sollen auswandern, in ganz neue Verhältnisse treten.
Wir haben geschichtlich gesehen, wie neue Völker ent¬ standen sind, aus dem Gemisch alter.
pflanzten ſich fort, erhielten ſich gegenüber dem ewigen Sterben des Individuums genau ſo wie der Menſch heute durch das große Unſterblichkeitsprinzip der Liebe. Im Laufe von Jahr¬ millionen brachten ſie es bis zur Menſchengeſtalt. Und dieſe war es dann, die fortan durch Zeugung weiter erhalten wurde.
Wir kehren auf einen Moment zu jener einfachen Szene zurück, die oben als der typiſche Ausgangspunkt aller Liebes¬ philoſophie bezeichnet wurde. Ein ſterbender Vater, der ſein Kind ſegnet, — die Menſchheit, durch Liebe gerettet über den Tod des Einzelnen hinaus. Denke dich in die Situation ganz hinein. Blicke dem Kinde ins Antlitz und dem Vater. Sind ſie ſich völlig gleich? Beide ſind Menſchen. Aber es waltet ein Unterſchied. Und nicht bloß der von Jugend und Alter. Das Kind wird Mann werden und doch in gewiſſen Zügen anders ſein als der Vater. Auch als die Mutter. Als die Eltern, die Ahnen überhaupt. Es iſt eben nicht bloß ein neues Individuum in dem Sinne, daß es auf eigenen zwei Beinen läuft, anſtatt mit den Eltern zeitlebens verwachſen zu bleiben wie ein Glied, — und daß es noch in Kraft, ja in Zeugungs¬ kraft fortlebt, wenn der Vater als morſcher Greis ſtirbt.
Es iſt Individuum überhaupt, ſchlechtweg einzig noch wieder innerhalb der ganzen Menſchheit vor ihm, nach ihm, neben ihm.
Und doch ſagen wir: die Menſchheit lebt auch in ihm fort und ſeine Individualität iſt ein Glied in der Kette jener durch Liebe garantierten Unſterblichkeit.
Dieſes Kind wird nun wieder Kinder haben, die abermals anders ſind. Noch bleiben dieſe Kinder vielleicht in ähnlicher Umgebung und dieſe wird trotz aller Differenz den Enkeln eine gewiſſe engere Zugehörigkeit zu den Vorfahren, von der andere Menſchen gar nichts haben, erhalten. Aber die Enkel ſollen auswandern, in ganz neue Verhältniſſe treten.
Wir haben geſchichtlich geſehen, wie neue Völker ent¬ ſtanden ſind, aus dem Gemiſch alter.
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pflanzten ſich fort, erhielten ſich gegenüber dem ewigen Sterben
des Individuums genau ſo wie der Menſch heute durch das
große Unſterblichkeitsprinzip der Liebe. Im Laufe von Jahr¬
millionen brachten ſie es bis zur Menſchengeſtalt. Und dieſe
war es dann, die fortan durch Zeugung weiter erhalten wurde.
Wir kehren auf einen Moment zu jener einfachen Szene
zurück, die oben als der typiſche Ausgangspunkt aller Liebes¬
philoſophie bezeichnet wurde. Ein ſterbender Vater, der ſein
Kind ſegnet, — die Menſchheit, durch Liebe gerettet über den
Tod des Einzelnen hinaus. Denke dich in die Situation ganz
hinein. Blicke dem Kinde ins Antlitz und dem Vater. Sind
ſie ſich völlig gleich? Beide ſind Menſchen. Aber es waltet
ein Unterſchied. Und nicht bloß der von Jugend und Alter.
Das Kind wird Mann werden und doch in gewiſſen Zügen
anders ſein als der Vater. Auch als die Mutter. Als die
Eltern, die Ahnen überhaupt. Es iſt eben nicht bloß ein neues
Individuum in dem Sinne, daß es auf eigenen zwei Beinen
läuft, anſtatt mit den Eltern zeitlebens verwachſen zu bleiben
wie ein Glied, — und daß es noch in Kraft, ja in Zeugungs¬
kraft fortlebt, wenn der Vater als morſcher Greis ſtirbt.
Es iſt Individuum überhaupt, ſchlechtweg einzig noch
wieder innerhalb der ganzen Menſchheit vor ihm, nach ihm,
neben ihm.
Und doch ſagen wir: die Menſchheit lebt auch in ihm
fort und ſeine Individualität iſt ein Glied in der Kette jener
durch Liebe garantierten Unſterblichkeit.
Dieſes Kind wird nun wieder Kinder haben, die abermals
anders ſind. Noch bleiben dieſe Kinder vielleicht in ähnlicher
Umgebung und dieſe wird trotz aller Differenz den Enkeln
eine gewiſſe engere Zugehörigkeit zu den Vorfahren, von der
andere Menſchen gar nichts haben, erhalten. Aber die Enkel
ſollen auswandern, in ganz neue Verhältniſſe treten.
Wir haben geſchichtlich geſehen, wie neue Völker ent¬
ſtanden ſind, aus dem Gemiſch alter.
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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/109>, abgerufen am 26.11.2024.
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