welche bis an den Ellenbogen herabreichten, standen nicht immer mit einem Armzeuge in Verbindung, in vielen Fällen schützte den Arm lediglich der Panzerärmel, Hand und Unterarm der Handschuh, dessen lange Stulpen bis an den Ellenbogen reichten.
Diese Umänderung des Feldharnisches für den Söldner begann um 1530 und war um 1570 vollendet, der Anstoss dazu wurde von Italien gegeben, man nannte sie dort alleggiate, in Frankreich und England allecrets.
Um den Kragen mit den Spangeröls bequemer anziehen zu können, wurde die rechte Achsel nur rückwärts mittelst eines Riemens mit dem Kragen verbunden, ein zweiter Riemen wurde erst nach dem Umlegen mittelst eines Bolzens in ein Loch eingehakt, welches am Halsbleche des Kragens befindlich war. Vornehmere trugen zu den Spangeröls auch Armzeuge, die in Lederschleifen an ersteren hingen.
[Abbildung]
Fig. 61.
Kragen als Beigabe zur gewöhnlichen Tracht, in Kupfer getrieben und teils vergoldet. Vorne erblickt man Neptun, Amphitrite mit Amor. Anfang des 17. Jahrhunderts. Italienisch. Museum zu Zarskoe-Selo.
[Abbildung]
Fig. 62.
Kragen von einem Prunkharnische des kais. Generallieutenants Grafen Adolf Schwarzenberg (gefallen 1600) reich geätzt und vergoldet. Arbeit des Pompeo della Chiesa in Mai land um 1590.
Auch Schwebescheiben finden sich an Spangeröls häufig angehängt, um die Achselhöhlen zu decken. (Fig. 60.)
Um 1570 erhielt der Kragen an ritterlichen Harnischen dadurch eine Veränderung, dass er, nun der Mode entsprechend, hoch hinauf- gezogen erscheint. Über dem Rande tritt dabei anfänglich ein schmaler, später ein übermässig breiter und hoher, weisser, gefalteter Kragen, aus feiner, gestreifter Leinwand hervor, der in seiner höchsten Über- treibung als "Mühlsteinkragen" bekannt ist. Wir werden bei Gelegen-
Boeheim, Waffenkunde. 5
2. Der Harnischkragen.
welche bis an den Ellenbogen herabreichten, standen nicht immer mit einem Armzeuge in Verbindung, in vielen Fällen schützte den Arm lediglich der Panzerärmel, Hand und Unterarm der Handschuh, dessen lange Stulpen bis an den Ellenbogen reichten.
Diese Umänderung des Feldharnisches für den Söldner begann um 1530 und war um 1570 vollendet, der Anstoſs dazu wurde von Italien gegeben, man nannte sie dort alleggiate, in Frankreich und England allecrets.
Um den Kragen mit den Spangeröls bequemer anziehen zu können, wurde die rechte Achsel nur rückwärts mittelst eines Riemens mit dem Kragen verbunden, ein zweiter Riemen wurde erst nach dem Umlegen mittelst eines Bolzens in ein Loch eingehakt, welches am Halsbleche des Kragens befindlich war. Vornehmere trugen zu den Spangeröls auch Armzeuge, die in Lederschleifen an ersteren hingen.
[Abbildung]
Fig. 61.
Kragen als Beigabe zur gewöhnlichen Tracht, in Kupfer getrieben und teils vergoldet. Vorne erblickt man Neptun, Amphitrite mit Amor. Anfang des 17. Jahrhunderts. Italienisch. Museum zu Zarskoë-Selo.
[Abbildung]
Fig. 62.
Kragen von einem Prunkharnische des kais. Generallieutenants Grafen Adolf Schwarzenberg (gefallen 1600) reich geätzt und vergoldet. Arbeit des Pompeo della Chiesa in Mai land um 1590.
Auch Schwebescheiben finden sich an Spangeröls häufig angehängt, um die Achselhöhlen zu decken. (Fig. 60.)
Um 1570 erhielt der Kragen an ritterlichen Harnischen dadurch eine Veränderung, daſs er, nun der Mode entsprechend, hoch hinauf- gezogen erscheint. Über dem Rande tritt dabei anfänglich ein schmaler, später ein übermäſsig breiter und hoher, weiſser, gefalteter Kragen, aus feiner, gestreifter Leinwand hervor, der in seiner höchsten Über- treibung als „Mühlsteinkragen“ bekannt ist. Wir werden bei Gelegen-
Boeheim, Waffenkunde. 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0083"n="65"/><fwplace="top"type="header">2. Der Harnischkragen.</fw><lb/>
welche bis an den Ellenbogen herabreichten, standen nicht immer<lb/>
mit einem Armzeuge in Verbindung, in vielen Fällen schützte den<lb/>
Arm lediglich der Panzerärmel, Hand und Unterarm der Handschuh,<lb/>
dessen lange Stulpen bis an den Ellenbogen reichten.</p><lb/><p>Diese Umänderung des Feldharnisches für den Söldner begann<lb/>
um 1530 und war um 1570 vollendet, der Anstoſs dazu wurde von<lb/>
Italien gegeben, man nannte sie dort <hirendition="#g">alleggiate</hi>, in Frankreich und<lb/>
England <hirendition="#g">allecrets</hi>.</p><lb/><p>Um den Kragen mit den Spangeröls bequemer anziehen zu<lb/>
können, wurde die rechte Achsel nur rückwärts mittelst eines Riemens<lb/>
mit dem Kragen verbunden, ein zweiter Riemen wurde erst nach dem<lb/>
Umlegen mittelst eines Bolzens in ein Loch eingehakt, welches am<lb/>
Halsbleche des Kragens befindlich war. Vornehmere trugen zu den<lb/>
Spangeröls auch Armzeuge, die in Lederschleifen an ersteren hingen.<lb/><figure><head><hirendition="#g">Fig</hi>. 61.</head><p><hirendition="#g">Kragen</hi> als Beigabe zur gewöhnlichen Tracht, in<lb/>
Kupfer getrieben und teils vergoldet. Vorne erblickt man Neptun,<lb/>
Amphitrite mit Amor. Anfang des 17. Jahrhunderts. Italienisch.<lb/>
Museum zu Zarskoë-Selo.</p></figure><lb/><figure><head><hirendition="#g">Fig</hi>. 62.</head><p><hirendition="#g">Kragen von einem Prunkharnische</hi> des kais.<lb/>
Generallieutenants Grafen <hirendition="#g">Adolf Schwarzenberg</hi> (gefallen 1600)<lb/>
reich geätzt und vergoldet. Arbeit des <hirendition="#i">Pompeo della Chiesa</hi> in Mai<lb/>
land um 1590.</p></figure><lb/>
Auch Schwebescheiben finden sich an Spangeröls häufig angehängt,<lb/>
um die Achselhöhlen zu decken. (Fig. 60.)</p><lb/><p>Um 1570 erhielt der Kragen an ritterlichen Harnischen dadurch<lb/>
eine Veränderung, daſs er, nun der Mode entsprechend, hoch hinauf-<lb/>
gezogen erscheint. Über dem Rande tritt dabei anfänglich ein schmaler,<lb/>
später ein übermäſsig breiter und hoher, weiſser, gefalteter Kragen,<lb/>
aus feiner, gestreifter Leinwand hervor, der in seiner höchsten Über-<lb/>
treibung als „Mühlsteinkragen“ bekannt ist. Wir werden bei Gelegen-<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Boeheim</hi>, Waffenkunde. 5</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[65/0083]
2. Der Harnischkragen.
welche bis an den Ellenbogen herabreichten, standen nicht immer
mit einem Armzeuge in Verbindung, in vielen Fällen schützte den
Arm lediglich der Panzerärmel, Hand und Unterarm der Handschuh,
dessen lange Stulpen bis an den Ellenbogen reichten.
Diese Umänderung des Feldharnisches für den Söldner begann
um 1530 und war um 1570 vollendet, der Anstoſs dazu wurde von
Italien gegeben, man nannte sie dort alleggiate, in Frankreich und
England allecrets.
Um den Kragen mit den Spangeröls bequemer anziehen zu
können, wurde die rechte Achsel nur rückwärts mittelst eines Riemens
mit dem Kragen verbunden, ein zweiter Riemen wurde erst nach dem
Umlegen mittelst eines Bolzens in ein Loch eingehakt, welches am
Halsbleche des Kragens befindlich war. Vornehmere trugen zu den
Spangeröls auch Armzeuge, die in Lederschleifen an ersteren hingen.
[Abbildung Fig. 61. Kragen als Beigabe zur gewöhnlichen Tracht, in
Kupfer getrieben und teils vergoldet. Vorne erblickt man Neptun,
Amphitrite mit Amor. Anfang des 17. Jahrhunderts. Italienisch.
Museum zu Zarskoë-Selo.]
[Abbildung Fig. 62. Kragen von einem Prunkharnische des kais.
Generallieutenants Grafen Adolf Schwarzenberg (gefallen 1600)
reich geätzt und vergoldet. Arbeit des Pompeo della Chiesa in Mai
land um 1590.]
Auch Schwebescheiben finden sich an Spangeröls häufig angehängt,
um die Achselhöhlen zu decken. (Fig. 60.)
Um 1570 erhielt der Kragen an ritterlichen Harnischen dadurch
eine Veränderung, daſs er, nun der Mode entsprechend, hoch hinauf-
gezogen erscheint. Über dem Rande tritt dabei anfänglich ein schmaler,
später ein übermäſsig breiter und hoher, weiſser, gefalteter Kragen,
aus feiner, gestreifter Leinwand hervor, der in seiner höchsten Über-
treibung als „Mühlsteinkragen“ bekannt ist. Wir werden bei Gelegen-
Boeheim, Waffenkunde. 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/83>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.