burgundischen Helm, "der im kragen umbget", nicht selten auch den an die Brust geschraubten Helm (Fig. 620), aber in einer dem Kopfe des Trägers angepassten Grösse. Sowohl die Armbeugen als die Kniekehlen sind mit Folgen geschlossen. Verstärkungsstücke kommen gewöhnlich nur an den Achseln vor. (Fig. 621.)
Wie erwähnt, war die Ausrüstung für das Gestech ursprünglich dieselbe wie im Kriege. Erst im 14. Jahrhundert bemerkt man einige Vorkehrungen, namentlich an den Helmen und Schilden (Tartschen), die auf den besonderen Zweck des Turniers deuten. Eine solche besondere Ausstattung sehen wir in dem sogenannten Pranckher Helm
[Abbildung]
Fig. 620.
Geschlossener Helm zu einem Harnisch für den deutschen Fusskampf, blank mit geätzten und vergoldeten Strichen und Emblemen. Deutsche, vielleicht Augsburger Arbeit um 1560. Armeria Reale zu Turin.
aus der Mitte des 14. Jahrhunderts (Fig. 622), der an der linken Seite der Helmwand durch Filz und eine darübergenietete Eisen- platte verstärkt ist.
Vom Beginne des 15. Jahrhunderts an erfuhr der Harnisch für das Gestech eine vollständige Umänderung. Die Sorge für die Sicher- heit des Stechers (stickers), das Streben nach äusserlicher Wirkung und Erhöhung des Effektes waren die nächsten Anlässe dazu, sich
III. Die Turnierwaffen.
burgundischen Helm, „der im kragen umbget“, nicht selten auch den an die Brust geschraubten Helm (Fig. 620), aber in einer dem Kopfe des Trägers angepaſsten Gröſse. Sowohl die Armbeugen als die Kniekehlen sind mit Folgen geschlossen. Verstärkungsstücke kommen gewöhnlich nur an den Achseln vor. (Fig. 621.)
Wie erwähnt, war die Ausrüstung für das Gestech ursprünglich dieselbe wie im Kriege. Erst im 14. Jahrhundert bemerkt man einige Vorkehrungen, namentlich an den Helmen und Schilden (Tartschen), die auf den besonderen Zweck des Turniers deuten. Eine solche besondere Ausstattung sehen wir in dem sogenannten Pranckher Helm
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Fig. 620.
Geschlossener Helm zu einem Harnisch für den deutschen Fuſskampf, blank mit geätzten und vergoldeten Strichen und Emblemen. Deutsche, vielleicht Augsburger Arbeit um 1560. Armeria Reale zu Turin.
aus der Mitte des 14. Jahrhunderts (Fig. 622), der an der linken Seite der Helmwand durch Filz und eine darübergenietete Eisen- platte verstärkt ist.
Vom Beginne des 15. Jahrhunderts an erfuhr der Harnisch für das Gestech eine vollständige Umänderung. Die Sorge für die Sicher- heit des Stechers (stickers), das Streben nach äuſserlicher Wirkung und Erhöhung des Effektes waren die nächsten Anlässe dazu, sich
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III. Die Turnierwaffen.
burgundischen Helm, „der im kragen umbget“, nicht selten auch den
an die Brust geschraubten Helm (Fig. 620), aber in einer dem Kopfe
des Trägers angepaſsten Gröſse. Sowohl die Armbeugen als die
Kniekehlen sind mit Folgen geschlossen. Verstärkungsstücke kommen
gewöhnlich nur an den Achseln vor. (Fig. 621.)
Wie erwähnt, war die Ausrüstung für das Gestech ursprünglich
dieselbe wie im Kriege. Erst im 14. Jahrhundert bemerkt man einige
Vorkehrungen, namentlich an den Helmen und Schilden (Tartschen),
die auf den besonderen Zweck des Turniers deuten. Eine solche
besondere Ausstattung sehen wir in dem sogenannten Pranckher Helm
[Abbildung Fig. 620. Geschlossener Helm zu einem Harnisch für den
deutschen Fuſskampf, blank mit geätzten und vergoldeten Strichen und
Emblemen. Deutsche, vielleicht Augsburger Arbeit um 1560. Armeria
Reale zu Turin.]
aus der Mitte des 14. Jahrhunderts (Fig. 622), der an der linken
Seite der Helmwand durch Filz und eine darübergenietete Eisen-
platte verstärkt ist.
Vom Beginne des 15. Jahrhunderts an erfuhr der Harnisch für
das Gestech eine vollständige Umänderung. Die Sorge für die Sicher-
heit des Stechers (stickers), das Streben nach äuſserlicher Wirkung
und Erhöhung des Effektes waren die nächsten Anlässe dazu, sich
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/552>, abgerufen am 22.11.2024.
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