Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Der Helm.
häufiger und zuletzt um 1400 allenthalben an den Beckenhauben
getroffen wird. Ist es am Stirnteile an einem Scharniere befestigt,
dann heisst es Klappvisier, (Fig. 19), oder an den Seiten unbeweg-
lich, aber durch Entfernung von Stiften abzulegen, dann benennt
man es Absteckvisier, oder, um seitlich angebrachte Bolzen laufend,
auf- oder abschlächtig. Auf dem Grabmale des Aymer de Valence,
Earl of Pembrocke, von 1323 in der Westminsterabtei finden wir den
Visierhelm bereits vollständig ausgebildet.

In der Mitte des 14. Jahrhunderts kommt für die mit Visier
versehenen Beckenhauben die von der damaligen Kopftracht her-
geleitete Bezeichnung Gugel auf. Solche des leichteren Atmens
halber mit spitz vorgetriebenen Visieren, welche eine der Hunds-

[Abbildung]
[Abbildung] [Abbildung] Fig. 19.

Beckenhaube mit Kloben für die Helmbrünne und
schnauzenförmig vorgetriebenem Klappvisier. Der Unterrand des Seh-
spaltes ist gezahnt, um ein Hineingreifen zu erschweren. Italienisch.
Ende des 14. Jahrhunderts. Sammlung J. H. von Hefner-Alteneck in
München.


[Abbildung] Fig. 20.

Hundsgugel mit Absteckvisier aus der Wende des
14. Jahrhunderts. Schweizerisch.

schnauze ähnliche Form besassen, wurden darum Hundsgugeln
genannt. Sie erscheinen von ca. 1350 bis in den Anfang des
15. Jahrhunderts. (Fig. 20.) Bekannt ist der sogenannte Gugler-
krieg 1375, in welchem Ingram von Conzi mit 18000, mit Becken-
hauben (Gugeln) ausgerüsteten Knechten die althabsburgischen Erb-
güter zu Aargau angriff. Und in den fasti Limpurgenses heisst es
unter dem Jahre 1389: "Die hundskugeln fuhrten ritter und knecht,
burger und reisige leut." (Fig. 21.)


3*

1. Der Helm.
häufiger und zuletzt um 1400 allenthalben an den Beckenhauben
getroffen wird. Ist es am Stirnteile an einem Scharniere befestigt,
dann heiſst es Klappvisier, (Fig. 19), oder an den Seiten unbeweg-
lich, aber durch Entfernung von Stiften abzulegen, dann benennt
man es Absteckvisier, oder, um seitlich angebrachte Bolzen laufend,
auf- oder abschlächtig. Auf dem Grabmale des Aymer de Valence,
Earl of Pembrocke, von 1323 in der Westminsterabtei finden wir den
Visierhelm bereits vollständig ausgebildet.

In der Mitte des 14. Jahrhunderts kommt für die mit Visier
versehenen Beckenhauben die von der damaligen Kopftracht her-
geleitete Bezeichnung Gugel auf. Solche des leichteren Atmens
halber mit spitz vorgetriebenen Visieren, welche eine der Hunds-

[Abbildung]
[Abbildung] [Abbildung] Fig. 19.

Beckenhaube mit Kloben für die Helmbrünne und
schnauzenförmig vorgetriebenem Klappvisier. Der Unterrand des Seh-
spaltes ist gezahnt, um ein Hineingreifen zu erschweren. Italienisch.
Ende des 14. Jahrhunderts. Sammlung J. H. von Hefner-Alteneck in
München.


[Abbildung] Fig. 20.

Hundsgugel mit Absteckvisier aus der Wende des
14. Jahrhunderts. Schweizerisch.

schnauze ähnliche Form besaſsen, wurden darum Hundsgugeln
genannt. Sie erscheinen von ca. 1350 bis in den Anfang des
15. Jahrhunderts. (Fig. 20.) Bekannt ist der sogenannte Gugler-
krieg 1375, in welchem Ingram von Conzi mit 18000, mit Becken-
hauben (Gugeln) ausgerüsteten Knechten die althabsburgischen Erb-
güter zu Aargau angriff. Und in den fasti Limpurgenses heiſst es
unter dem Jahre 1389: „Die hundskugeln fuhrten ritter und knecht,
burger und reisige leut.“ (Fig. 21.)


3*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0053" n="35"/><fw place="top" type="header">1. Der Helm.</fw><lb/>
häufiger und zuletzt um 1400 allenthalben an den Beckenhauben<lb/>
getroffen wird. Ist es am Stirnteile an einem Scharniere befestigt,<lb/>
dann hei&#x017F;st es <hi rendition="#g">Klappvisier</hi>, (Fig. 19), oder an den Seiten unbeweg-<lb/>
lich, aber durch Entfernung von Stiften abzulegen, dann benennt<lb/>
man es <hi rendition="#g">Absteckvisier</hi>, oder, um seitlich angebrachte Bolzen laufend,<lb/><hi rendition="#g">auf-</hi> oder <hi rendition="#g">abschlächtig</hi>. Auf dem Grabmale des Aymer de Valence,<lb/>
Earl of Pembrocke, von 1323 in der Westminsterabtei finden wir den<lb/>
Visierhelm bereits vollständig ausgebildet.</p><lb/>
          <p>In der Mitte des 14. Jahrhunderts kommt für die mit Visier<lb/>
versehenen Beckenhauben die von der damaligen Kopftracht her-<lb/>
geleitete Bezeichnung <hi rendition="#g">Gugel</hi> auf. Solche des leichteren Atmens<lb/>
halber mit spitz vorgetriebenen Visieren, welche eine der Hunds-<lb/><figure/> <figure/> <figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 19.</head><p><hi rendition="#g">Beckenhaube</hi> mit Kloben für die Helmbrünne und<lb/>
schnauzenförmig vorgetriebenem Klappvisier. Der Unterrand des Seh-<lb/>
spaltes ist gezahnt, um ein Hineingreifen zu erschweren. Italienisch.<lb/>
Ende des 14. Jahrhunderts. Sammlung J. H. von Hefner-Alteneck in<lb/>
München.</p></figure><lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 20.</head><p><hi rendition="#g">Hundsgugel</hi> mit Absteckvisier aus der Wende des<lb/>
14. Jahrhunderts. Schweizerisch.</p></figure><lb/>
schnauze ähnliche Form besa&#x017F;sen, wurden darum <hi rendition="#g">Hundsgugeln</hi><lb/>
genannt. Sie erscheinen von ca. 1350 bis in den Anfang des<lb/>
15. Jahrhunderts. (Fig. 20.) Bekannt ist der sogenannte Gugler-<lb/>
krieg 1375, in welchem Ingram von Conzi mit 18000, mit Becken-<lb/>
hauben (Gugeln) ausgerüsteten Knechten die althabsburgischen Erb-<lb/>
güter zu Aargau angriff. Und in den fasti Limpurgenses hei&#x017F;st es<lb/>
unter dem Jahre 1389: &#x201E;Die hundskugeln fuhrten ritter und knecht,<lb/>
burger und reisige leut.&#x201C; (Fig. 21.)</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">3*</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0053] 1. Der Helm. häufiger und zuletzt um 1400 allenthalben an den Beckenhauben getroffen wird. Ist es am Stirnteile an einem Scharniere befestigt, dann heiſst es Klappvisier, (Fig. 19), oder an den Seiten unbeweg- lich, aber durch Entfernung von Stiften abzulegen, dann benennt man es Absteckvisier, oder, um seitlich angebrachte Bolzen laufend, auf- oder abschlächtig. Auf dem Grabmale des Aymer de Valence, Earl of Pembrocke, von 1323 in der Westminsterabtei finden wir den Visierhelm bereits vollständig ausgebildet. In der Mitte des 14. Jahrhunderts kommt für die mit Visier versehenen Beckenhauben die von der damaligen Kopftracht her- geleitete Bezeichnung Gugel auf. Solche des leichteren Atmens halber mit spitz vorgetriebenen Visieren, welche eine der Hunds- [Abbildung] [Abbildung] [Abbildung Fig. 19. Beckenhaube mit Kloben für die Helmbrünne und schnauzenförmig vorgetriebenem Klappvisier. Der Unterrand des Seh- spaltes ist gezahnt, um ein Hineingreifen zu erschweren. Italienisch. Ende des 14. Jahrhunderts. Sammlung J. H. von Hefner-Alteneck in München.] [Abbildung Fig. 20. Hundsgugel mit Absteckvisier aus der Wende des 14. Jahrhunderts. Schweizerisch.] schnauze ähnliche Form besaſsen, wurden darum Hundsgugeln genannt. Sie erscheinen von ca. 1350 bis in den Anfang des 15. Jahrhunderts. (Fig. 20.) Bekannt ist der sogenannte Gugler- krieg 1375, in welchem Ingram von Conzi mit 18000, mit Becken- hauben (Gugeln) ausgerüsteten Knechten die althabsburgischen Erb- güter zu Aargau angriff. Und in den fasti Limpurgenses heiſst es unter dem Jahre 1389: „Die hundskugeln fuhrten ritter und knecht, burger und reisige leut.“ (Fig. 21.) 3*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/53
Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/53>, abgerufen am 25.11.2024.