Sie kommen hauptsächlich nur in österreichischen Sammlungen vor. (Fig. 539.)
Schon vor der Mitte des 16. Jahrhunderts und zuerst an Faust- rohren, kommen jene Systeme vor, welche wir heute als Revolver benennen; sie gehören eigentlich ihrer Konstruktion nach in die Wendersysteme. Sie entwickeln sich im 17. Jahrhundert zu grosser Vollkommenheit und kranken nur an der ungeeigneten Zün- dungsmethode. Aus diesem Umstande erklärt sich die Erscheinung, dass alle diese Systeme nur vereinzelt auftreten und sogar gänzlich verschwinden. Die Armeria Reale in Turin bewahrt eine Revolver- pistole mit den Emblemen und dem Wahlspruch Karls V.: "Plus ultra". Es ist die älteste Feuerwaffe dieser Konstruktionen, welche bekannt ist.
Bis zum Auftreten des französischen Flintenschlosses, um 1650, hatte die Form der Schäfte und besonders jene der Kolben ver- schiedene charakteristische Wandlungen durchgemacht, und es haben hierzu alle Nationen beigetragen. Wir haben bereits gesehen, dass aus den ältesten klotzähnlichen geraden Schäften der sogenannte "deutsche Schaft" mit geradem, zuweilen auch sich rückwärts etwas verjüngenden Kolben hervorgegangen ist. Am Anfange des 16. Jahrhunderts tragen die spanischen, später auch die niederlän- dischen und französischen Hakenschützen Gewehre mit nach abwärts gebogenen Kolben (culata castellana). (Fig. 540.) Später kommen aus Italien Gewehre mit geraden, rückwärts in einer Schnecke endigenden Kolben (Fig. 541); sie werden auch in Deutschland viel- fach nachgeahmt. Alle diese Kolbenformen erlaubten aber nicht das Ansetzen an die Achsel. Da treten um 1560, vermutlich aus Italien kommend, die alten Musketenkolben auf, welche bereits einen etwas abwärts gebogenen Kolbenhals und ein Lager für den rechten Daumen (Daumengriff) besitzen, ferner rückwärts abgeplattet sind, um ein Anlegen an die Achsel zu erlauben. (Fig. 542, 543.) Diese Kolbenform wird nun um 1570 die allgemeine in allen Heeren, sie erhält sich bis um die Mitte des 17. Jahrhunderts, bei einigen nor- dischen Heeren noch länger. Die Verbindung des Laufes mit dem Schafte erfolgte von der ältesten Zeit an mittels Stiften, welche quer durch den Vorderschaft gesteckt wurden. Die Verbindung beider durch sogenannte Laufringe, die gegen das Ende des 16. Jahrhun- derts zuerst bei orientalischen Gewehren bemerkt wird, kommt in Westeuropa erst um die Mitte des Jahrhunderts, anfänglich in Italien, später auch in Frankreich und den Niederlanden in Aufnahme.
Hier wäre weiter noch der Gewehre zum Schiessen von Brand- zeug oder auch von Handgranaten, der sogenannten Katzenköpfe, zu gedenken. Ihr Lauf ist meistens aus Bronze gefertigt und ge- meiniglich von einer 30 Zentimeter nicht überschreitenden Länge. Ihre Bohrung hat einen Durchmesser von 6--7 Zentimeter, Schaft
D. Die Fernwaffen. 4. Die Feuerwaffen.
Sie kommen hauptsächlich nur in österreichischen Sammlungen vor. (Fig. 539.)
Schon vor der Mitte des 16. Jahrhunderts und zuerst an Faust- rohren, kommen jene Systeme vor, welche wir heute als Revolver benennen; sie gehören eigentlich ihrer Konstruktion nach in die Wendersysteme. Sie entwickeln sich im 17. Jahrhundert zu groſser Vollkommenheit und kranken nur an der ungeeigneten Zün- dungsmethode. Aus diesem Umstande erklärt sich die Erscheinung, daſs alle diese Systeme nur vereinzelt auftreten und sogar gänzlich verschwinden. Die Armeria Reale in Turin bewahrt eine Revolver- pistole mit den Emblemen und dem Wahlspruch Karls V.: „Plus ultra“. Es ist die älteste Feuerwaffe dieser Konstruktionen, welche bekannt ist.
Bis zum Auftreten des französischen Flintenschlosses, um 1650, hatte die Form der Schäfte und besonders jene der Kolben ver- schiedene charakteristische Wandlungen durchgemacht, und es haben hierzu alle Nationen beigetragen. Wir haben bereits gesehen, daſs aus den ältesten klotzähnlichen geraden Schäften der sogenannte „deutsche Schaft“ mit geradem, zuweilen auch sich rückwärts etwas verjüngenden Kolben hervorgegangen ist. Am Anfange des 16. Jahrhunderts tragen die spanischen, später auch die niederlän- dischen und französischen Hakenschützen Gewehre mit nach abwärts gebogenen Kolben (culata castellana). (Fig. 540.) Später kommen aus Italien Gewehre mit geraden, rückwärts in einer Schnecke endigenden Kolben (Fig. 541); sie werden auch in Deutschland viel- fach nachgeahmt. Alle diese Kolbenformen erlaubten aber nicht das Ansetzen an die Achsel. Da treten um 1560, vermutlich aus Italien kommend, die alten Musketenkolben auf, welche bereits einen etwas abwärts gebogenen Kolbenhals und ein Lager für den rechten Daumen (Daumengriff) besitzen, ferner rückwärts abgeplattet sind, um ein Anlegen an die Achsel zu erlauben. (Fig. 542, 543.) Diese Kolbenform wird nun um 1570 die allgemeine in allen Heeren, sie erhält sich bis um die Mitte des 17. Jahrhunderts, bei einigen nor- dischen Heeren noch länger. Die Verbindung des Laufes mit dem Schafte erfolgte von der ältesten Zeit an mittels Stiften, welche quer durch den Vorderschaft gesteckt wurden. Die Verbindung beider durch sogenannte Laufringe, die gegen das Ende des 16. Jahrhun- derts zuerst bei orientalischen Gewehren bemerkt wird, kommt in Westeuropa erst um die Mitte des Jahrhunderts, anfänglich in Italien, später auch in Frankreich und den Niederlanden in Aufnahme.
Hier wäre weiter noch der Gewehre zum Schieſsen von Brand- zeug oder auch von Handgranaten, der sogenannten Katzenköpfe, zu gedenken. Ihr Lauf ist meistens aus Bronze gefertigt und ge- meiniglich von einer 30 Zentimeter nicht überschreitenden Länge. Ihre Bohrung hat einen Durchmesser von 6—7 Zentimeter, Schaft
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D. Die Fernwaffen. 4. Die Feuerwaffen.
Sie kommen hauptsächlich nur in österreichischen Sammlungen vor.
(Fig. 539.)
Schon vor der Mitte des 16. Jahrhunderts und zuerst an Faust-
rohren, kommen jene Systeme vor, welche wir heute als Revolver
benennen; sie gehören eigentlich ihrer Konstruktion nach in die
Wendersysteme. Sie entwickeln sich im 17. Jahrhundert zu
groſser Vollkommenheit und kranken nur an der ungeeigneten Zün-
dungsmethode. Aus diesem Umstande erklärt sich die Erscheinung,
daſs alle diese Systeme nur vereinzelt auftreten und sogar gänzlich
verschwinden. Die Armeria Reale in Turin bewahrt eine Revolver-
pistole mit den Emblemen und dem Wahlspruch Karls V.: „Plus
ultra“. Es ist die älteste Feuerwaffe dieser Konstruktionen, welche
bekannt ist.
Bis zum Auftreten des französischen Flintenschlosses, um 1650,
hatte die Form der Schäfte und besonders jene der Kolben ver-
schiedene charakteristische Wandlungen durchgemacht, und es haben
hierzu alle Nationen beigetragen. Wir haben bereits gesehen, daſs
aus den ältesten klotzähnlichen geraden Schäften der sogenannte
„deutsche Schaft“ mit geradem, zuweilen auch sich rückwärts
etwas verjüngenden Kolben hervorgegangen ist. Am Anfange des
16. Jahrhunderts tragen die spanischen, später auch die niederlän-
dischen und französischen Hakenschützen Gewehre mit nach abwärts
gebogenen Kolben (culata castellana). (Fig. 540.) Später kommen
aus Italien Gewehre mit geraden, rückwärts in einer Schnecke
endigenden Kolben (Fig. 541); sie werden auch in Deutschland viel-
fach nachgeahmt. Alle diese Kolbenformen erlaubten aber nicht das
Ansetzen an die Achsel. Da treten um 1560, vermutlich aus Italien
kommend, die alten Musketenkolben auf, welche bereits einen
etwas abwärts gebogenen Kolbenhals und ein Lager für den rechten
Daumen (Daumengriff) besitzen, ferner rückwärts abgeplattet sind,
um ein Anlegen an die Achsel zu erlauben. (Fig. 542, 543.) Diese
Kolbenform wird nun um 1570 die allgemeine in allen Heeren, sie
erhält sich bis um die Mitte des 17. Jahrhunderts, bei einigen nor-
dischen Heeren noch länger. Die Verbindung des Laufes mit dem
Schafte erfolgte von der ältesten Zeit an mittels Stiften, welche quer
durch den Vorderschaft gesteckt wurden. Die Verbindung beider
durch sogenannte Laufringe, die gegen das Ende des 16. Jahrhun-
derts zuerst bei orientalischen Gewehren bemerkt wird, kommt in
Westeuropa erst um die Mitte des Jahrhunderts, anfänglich in Italien,
später auch in Frankreich und den Niederlanden in Aufnahme.
Hier wäre weiter noch der Gewehre zum Schieſsen von Brand-
zeug oder auch von Handgranaten, der sogenannten Katzenköpfe,
zu gedenken. Ihr Lauf ist meistens aus Bronze gefertigt und ge-
meiniglich von einer 30 Zentimeter nicht überschreitenden Länge.
Ihre Bohrung hat einen Durchmesser von 6—7 Zentimeter, Schaft
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/479>, abgerufen am 23.11.2024.
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