von Geschützarten namentlich in Frankreich und Italien; wie in der Marine die Cardinales, Berches. In den Landheeren die Cour- tans, Boites, Veugliaires, Crapaudeaus, Flageollets, Cerba- tanas (aus dem Spanischen: Blasrohr), Emerillons, Mouches und hundert andere Arten, denen oft nur der Soldatenwitz einen Namen verlieh.
Eigentümlich ist der vom 14. Jahrhundert sich herschreibende Gebrauch, die Geschütze mit Namen zu benennen. In Deutschland zuerst wahrnehmbar, erklärt er sich aus der urgermanischen Neigung der Krieger, die Waffe zu personifizieren und als lebendiges Wesen aufzufassen. So finden wir deutschen Geschützen des 15. und 16. Jahr- hunderts die sonderbarsten Namen beigelegt, wie der Purlepaus, der Schnurrhindurch, die Lauerpfeiff, die Buhlerin, der gestreifte Löw u. dgl. Nicht selten treten auch unflätige Namen zu Tage. Diese Benennungen verschwinden in Deutschland erst um 1710. In Frankreich war eine Namenverleihung bei Geschützen nicht immer
[Abbildung]
Fig. 520.
Falkonetlein in sogenannter Gabellafette. 15. Jahr- hundert. Aus den Zeugbüchern Maximilians I. Zeug Österr. Land.
in Gebrauch. Unter Ludwig XII. findet sich ausnahmslos nur das Stachelschwein (porc-epic, das Sinnbild des Königs), unter Franz I. der Salamander u. s. w. Die spätere französische Artillerie hatte zwar auch Benennungen für Geschütze, wie l'invincible, le monstrueux, l'aigle, le dragon u. dgl., diese hatten aber weniger eine allegorische Bedeutung, als vielmehr einen praktischen Zweck. In Italien, wo sich vom 14. Jahrhundert an meist von der Mythologie hergenommene Namen für Geschütze finden, steht dieser Brauch mit dem Geiste der Zeit, der alles zu antikisieren suchte, im Zusammenhange.
Das Pulver wurde anfänglich in Mehlform hergestellt, wie sie sich aus dem Gemenge der pulverisierten Substanzen ergab. Erst um die Mitte des 15. Jahrhunderts begann man es zu körnen und, wie aus
II. Die Angriffswaffen.
von Geschützarten namentlich in Frankreich und Italien; wie in der Marine die Cardinales, Berches. In den Landheeren die Cour- tans, Boites, Veugliaires, Crapaudeaus, Flageollets, Cerba- tanas (aus dem Spanischen: Blasrohr), Emerillons, Mouches und hundert andere Arten, denen oft nur der Soldatenwitz einen Namen verlieh.
Eigentümlich ist der vom 14. Jahrhundert sich herschreibende Gebrauch, die Geschütze mit Namen zu benennen. In Deutschland zuerst wahrnehmbar, erklärt er sich aus der urgermanischen Neigung der Krieger, die Waffe zu personifizieren und als lebendiges Wesen aufzufassen. So finden wir deutschen Geschützen des 15. und 16. Jahr- hunderts die sonderbarsten Namen beigelegt, wie der Purlepaus, der Schnurrhindurch, die Lauerpfeiff, die Buhlerin, der gestreifte Löw u. dgl. Nicht selten treten auch unflätige Namen zu Tage. Diese Benennungen verschwinden in Deutschland erst um 1710. In Frankreich war eine Namenverleihung bei Geschützen nicht immer
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Fig. 520.
Falkonetlein in sogenannter Gabellafette. 15. Jahr- hundert. Aus den Zeugbüchern Maximilians I. Zeug Österr. Land.
in Gebrauch. Unter Ludwig XII. findet sich ausnahmslos nur das Stachelschwein (porc-épic, das Sinnbild des Königs), unter Franz I. der Salamander u. s. w. Die spätere französische Artillerie hatte zwar auch Benennungen für Geschütze, wie l’invincible, le monstrueux, l’aigle, le dragon u. dgl., diese hatten aber weniger eine allegorische Bedeutung, als vielmehr einen praktischen Zweck. In Italien, wo sich vom 14. Jahrhundert an meist von der Mythologie hergenommene Namen für Geschütze finden, steht dieser Brauch mit dem Geiste der Zeit, der alles zu antikisieren suchte, im Zusammenhange.
Das Pulver wurde anfänglich in Mehlform hergestellt, wie sie sich aus dem Gemenge der pulverisierten Substanzen ergab. Erst um die Mitte des 15. Jahrhunderts begann man es zu körnen und, wie aus
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II. Die Angriffswaffen.
von Geschützarten namentlich in Frankreich und Italien; wie in der
Marine die Cardinales, Berches. In den Landheeren die Cour-
tans, Boites, Veugliaires, Crapaudeaus, Flageollets, Cerba-
tanas (aus dem Spanischen: Blasrohr), Emerillons, Mouches und
hundert andere Arten, denen oft nur der Soldatenwitz einen Namen
verlieh.
Eigentümlich ist der vom 14. Jahrhundert sich herschreibende
Gebrauch, die Geschütze mit Namen zu benennen. In Deutschland
zuerst wahrnehmbar, erklärt er sich aus der urgermanischen Neigung
der Krieger, die Waffe zu personifizieren und als lebendiges Wesen
aufzufassen. So finden wir deutschen Geschützen des 15. und 16. Jahr-
hunderts die sonderbarsten Namen beigelegt, wie der Purlepaus,
der Schnurrhindurch, die Lauerpfeiff, die Buhlerin, der gestreifte
Löw u. dgl. Nicht selten treten auch unflätige Namen zu Tage.
Diese Benennungen verschwinden in Deutschland erst um 1710. In
Frankreich war eine Namenverleihung bei Geschützen nicht immer
[Abbildung Fig. 520. Falkonetlein in sogenannter Gabellafette. 15. Jahr-
hundert. Aus den Zeugbüchern Maximilians I. Zeug Österr. Land.]
in Gebrauch. Unter Ludwig XII. findet sich ausnahmslos nur das
Stachelschwein (porc-épic, das Sinnbild des Königs), unter Franz I.
der Salamander u. s. w. Die spätere französische Artillerie hatte
zwar auch Benennungen für Geschütze, wie l’invincible, le monstrueux,
l’aigle, le dragon u. dgl., diese hatten aber weniger eine allegorische
Bedeutung, als vielmehr einen praktischen Zweck. In Italien, wo
sich vom 14. Jahrhundert an meist von der Mythologie hergenommene
Namen für Geschütze finden, steht dieser Brauch mit dem Geiste der
Zeit, der alles zu antikisieren suchte, im Zusammenhange.
Das Pulver wurde anfänglich in Mehlform hergestellt, wie sie sich
aus dem Gemenge der pulverisierten Substanzen ergab. Erst um die
Mitte des 15. Jahrhunderts begann man es zu körnen und, wie aus
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/460>, abgerufen am 22.11.2024.
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