feinem Bast belegt und mit Pergament überzogen wurden, um den schädlichen Einfluss der Witterung auf die Schnellkraft des Bogens hintanzuhalten.
Die sichere Verbindung des Bogens mit der Säule, eine wesent- liche Bedingung für den Gebrauch der Armrust, erfolgte ursprünglich mittelst Tauwerk oder Lederriemen, welche in dichter Schnürung nicht nur Säule und Bogen umfassten, sondern noch einen ringförmigen eisernen Bügel festhielten, welcher, wie wir sogleich sehen werden, in älterer Zeit zum Spannen der Armrust nötig war, später nur einen Ziergegenstand bildete. Am Ende des 15. Jahrhunderts erscheinen in Spanien und Italien zuerst die sogenannten Verankerungen, welche in zwei an der Seite der Säule befestigten eisernen Schienen bestanden, welche oberhalb viereckig gelocht waren. Durch diese Öffnungen wurde der Bogen eingeschoben und mittelst Keilen be- festigt. Bei Jagdarmrüsten mit schwachen Bogen laufen letztere zu- weilen auch durch eine Öffnung in der Säule.
Zunächst an der Verankerung an der unteren Seite der Säule ist zuweilen ein eiserner Haken angeschraubt, welcher dazu diente, die Armrust beim Nichtgebrauche an dem Gürtel oder am Sattel hängend zu tragen. (Fig. 483 G.) In der Seitenansicht steht der Bogen immer derart schief zur Säule, dass die auf den Querschnitt D (Fig. 483) geführte Kapitallinie N L genau die Sehnenlage der Nuss trifft. An dem von uns gewählten Beispiele sind die beiden Schienen- fortsätze B rückwärts in E nicht an die Säule geschraubt, sondern es wurde gerade dieser Punkt zu der Verkeilung benutzt, durch welche der Bogen mit der Säule verbunden ist. An anderen Exemplaren erscheint diese oberhalb in C.
Stahlbogen, welche selbst bei geringer Dicke eine verhältnis- mässig grosse Schnellkraft besitzen, bedurften keiner bedeutenden Auf- zugdimension; anders war es bei Holz- oder Hornbogen, da musste die Spannkraft bis auf das möglichste ausgenutzt werden. Solche Bogen sind auch derart gebildet, dass sie, ehe noch die Sehne an ihnen befestigt wird, eine gegen die Säule zu konvexe Richtung haben. (Fig. 484.) Wird die Sehne angelegt, dann ist der Bogen eigentlich zur guten Hälfte schon gespannt. Die Aufzugdimension ist somit eine doppelte, von der konvexen Stellung in die gerade und von da in die konkave. Die Sehnen leiden daher bei Holzbogen ungleich mehr.
Die weitgehendsten Veränderungen von der einfachsten Art bis zur sinnreichsten hat die Abzugsvorrichtung erfahren, wiewohl sich nahezu alle auf das ursprüngliche System zurückführen lassen.
Die älteste Vorrichtung beschreiben wir in folgendem: Genau auf dem Punkte der Aufzugshöhe wurde ein Scheibchen aus Bein oder Hirschhorn an der oberen Fläche der Säule derart eingelassen, dass dasselbe etwas hervorragte und in der Einkerbung sich nur in der Richtung der Rundung bewegen konnte. Diese Scheibe, Nuss,
II. Die Angriffswaffen.
feinem Bast belegt und mit Pergament überzogen wurden, um den schädlichen Einfluſs der Witterung auf die Schnellkraft des Bogens hintanzuhalten.
Die sichere Verbindung des Bogens mit der Säule, eine wesent- liche Bedingung für den Gebrauch der Armrust, erfolgte ursprünglich mittelst Tauwerk oder Lederriemen, welche in dichter Schnürung nicht nur Säule und Bogen umfaſsten, sondern noch einen ringförmigen eisernen Bügel festhielten, welcher, wie wir sogleich sehen werden, in älterer Zeit zum Spannen der Armrust nötig war, später nur einen Ziergegenstand bildete. Am Ende des 15. Jahrhunderts erscheinen in Spanien und Italien zuerst die sogenannten Verankerungen, welche in zwei an der Seite der Säule befestigten eisernen Schienen bestanden, welche oberhalb viereckig gelocht waren. Durch diese Öffnungen wurde der Bogen eingeschoben und mittelst Keilen be- festigt. Bei Jagdarmrüsten mit schwachen Bogen laufen letztere zu- weilen auch durch eine Öffnung in der Säule.
Zunächst an der Verankerung an der unteren Seite der Säule ist zuweilen ein eiserner Haken angeschraubt, welcher dazu diente, die Armrust beim Nichtgebrauche an dem Gürtel oder am Sattel hängend zu tragen. (Fig. 483 G.) In der Seitenansicht steht der Bogen immer derart schief zur Säule, daſs die auf den Querschnitt D (Fig. 483) geführte Kapitallinie N L genau die Sehnenlage der Nuſs trifft. An dem von uns gewählten Beispiele sind die beiden Schienen- fortsätze B rückwärts in E nicht an die Säule geschraubt, sondern es wurde gerade dieser Punkt zu der Verkeilung benutzt, durch welche der Bogen mit der Säule verbunden ist. An anderen Exemplaren erscheint diese oberhalb in C.
Stahlbogen, welche selbst bei geringer Dicke eine verhältnis- mäſsig groſse Schnellkraft besitzen, bedurften keiner bedeutenden Auf- zugdimension; anders war es bei Holz- oder Hornbogen, da muſste die Spannkraft bis auf das möglichste ausgenutzt werden. Solche Bogen sind auch derart gebildet, daſs sie, ehe noch die Sehne an ihnen befestigt wird, eine gegen die Säule zu konvexe Richtung haben. (Fig. 484.) Wird die Sehne angelegt, dann ist der Bogen eigentlich zur guten Hälfte schon gespannt. Die Aufzugdimension ist somit eine doppelte, von der konvexen Stellung in die gerade und von da in die konkave. Die Sehnen leiden daher bei Holzbogen ungleich mehr.
Die weitgehendsten Veränderungen von der einfachsten Art bis zur sinnreichsten hat die Abzugsvorrichtung erfahren, wiewohl sich nahezu alle auf das ursprüngliche System zurückführen lassen.
Die älteste Vorrichtung beschreiben wir in folgendem: Genau auf dem Punkte der Aufzugshöhe wurde ein Scheibchen aus Bein oder Hirschhorn an der oberen Fläche der Säule derart eingelassen, daſs dasselbe etwas hervorragte und in der Einkerbung sich nur in der Richtung der Rundung bewegen konnte. Diese Scheibe, Nuſs,
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II. Die Angriffswaffen.
feinem Bast belegt und mit Pergament überzogen wurden, um den
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hintanzuhalten.
Die sichere Verbindung des Bogens mit der Säule, eine wesent-
liche Bedingung für den Gebrauch der Armrust, erfolgte ursprünglich
mittelst Tauwerk oder Lederriemen, welche in dichter Schnürung nicht
nur Säule und Bogen umfaſsten, sondern noch einen ringförmigen
eisernen Bügel festhielten, welcher, wie wir sogleich sehen werden, in
älterer Zeit zum Spannen der Armrust nötig war, später nur einen
Ziergegenstand bildete. Am Ende des 15. Jahrhunderts erscheinen
in Spanien und Italien zuerst die sogenannten Verankerungen,
welche in zwei an der Seite der Säule befestigten eisernen Schienen
bestanden, welche oberhalb viereckig gelocht waren. Durch diese
Öffnungen wurde der Bogen eingeschoben und mittelst Keilen be-
festigt. Bei Jagdarmrüsten mit schwachen Bogen laufen letztere zu-
weilen auch durch eine Öffnung in der Säule.
Zunächst an der Verankerung an der unteren Seite der Säule
ist zuweilen ein eiserner Haken angeschraubt, welcher dazu diente, die
Armrust beim Nichtgebrauche an dem Gürtel oder am Sattel
hängend zu tragen. (Fig. 483 G.) In der Seitenansicht steht der
Bogen immer derart schief zur Säule, daſs die auf den Querschnitt
D (Fig. 483) geführte Kapitallinie N L genau die Sehnenlage der
Nuſs trifft. An dem von uns gewählten Beispiele sind die beiden Schienen-
fortsätze B rückwärts in E nicht an die Säule geschraubt, sondern es
wurde gerade dieser Punkt zu der Verkeilung benutzt, durch welche
der Bogen mit der Säule verbunden ist. An anderen Exemplaren
erscheint diese oberhalb in C.
Stahlbogen, welche selbst bei geringer Dicke eine verhältnis-
mäſsig groſse Schnellkraft besitzen, bedurften keiner bedeutenden Auf-
zugdimension; anders war es bei Holz- oder Hornbogen, da muſste
die Spannkraft bis auf das möglichste ausgenutzt werden. Solche
Bogen sind auch derart gebildet, daſs sie, ehe noch die Sehne an
ihnen befestigt wird, eine gegen die Säule zu konvexe Richtung haben.
(Fig. 484.) Wird die Sehne angelegt, dann ist der Bogen eigentlich
zur guten Hälfte schon gespannt. Die Aufzugdimension ist somit
eine doppelte, von der konvexen Stellung in die gerade und von da
in die konkave. Die Sehnen leiden daher bei Holzbogen ungleich mehr.
Die weitgehendsten Veränderungen von der einfachsten Art bis
zur sinnreichsten hat die Abzugsvorrichtung erfahren, wiewohl sich
nahezu alle auf das ursprüngliche System zurückführen lassen.
Die älteste Vorrichtung beschreiben wir in folgendem: Genau
auf dem Punkte der Aufzugshöhe wurde ein Scheibchen aus Bein
oder Hirschhorn an der oberen Fläche der Säule derart eingelassen,
daſs dasselbe etwas hervorragte und in der Einkerbung sich nur in
der Richtung der Rundung bewegen konnte. Diese Scheibe, Nuſs,
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/424>, abgerufen am 22.11.2024.
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