Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Die Angriffswaffen.
etwas über 130 cm., während die englischen stets bis über 2 m. Länge
massen; ihr Material war das Holz der Eibe oder des Ahorns, die
Pfeillänge betrug nicht ganz 1 m.; die Sehne bestand aus gedrehtem
Hanf oder Seide. Die vorzügliche Brauchbarkeit englischer Bögen be-
ruhte darauf, dass die Spannkraft des Bogens in seiner ganzen Länge
ausgenutzt wurde, dass sie somit eine grössere Spannhöhe gestatteten;
von letzterer war, nebenher bemerkt, die Länge der Pfeile abhängig.

Gleich dem Schleuderer und dem Armrustschützen war auch der
Bogenschütze überall leichter als alle übrigen Truppen ausgerüstet.
Im 15. Jahrhundert trug der Bogner zu Fuss die Brigantine, den

[Abbildung] Fig. 467.

Berittener Bogenschütze aus einer Miniatur der
französischen Handschrift Histoire universelle. Um 1310. Nach Hewitt.

Korazin oder ein leichtes Panzerhemd. Die Ausrüstung für die Hand-
habung war sehr einfach und bestand in England in einer eisernen
Schiene, welche an den linken Unterarm zum Schutze vor der längs
desselben schnellenden Sehne mittelst Schnüren befestigt wurde
(Fig. 470), und in einem starken Lederhandschuh für die linke Hand,
über deren Zeigefingerknöchel weg der Pfeil streifte. In Europa
hat sich der Bogen als Waffe für den Krieg bei den Engländern am

II. Die Angriffswaffen.
etwas über 130 cm., während die englischen stets bis über 2 m. Länge
maſsen; ihr Material war das Holz der Eibe oder des Ahorns, die
Pfeillänge betrug nicht ganz 1 m.; die Sehne bestand aus gedrehtem
Hanf oder Seide. Die vorzügliche Brauchbarkeit englischer Bögen be-
ruhte darauf, daſs die Spannkraft des Bogens in seiner ganzen Länge
ausgenutzt wurde, daſs sie somit eine gröſsere Spannhöhe gestatteten;
von letzterer war, nebenher bemerkt, die Länge der Pfeile abhängig.

Gleich dem Schleuderer und dem Armrustschützen war auch der
Bogenschütze überall leichter als alle übrigen Truppen ausgerüstet.
Im 15. Jahrhundert trug der Bogner zu Fuſs die Brigantine, den

[Abbildung] Fig. 467.

Berittener Bogenschütze aus einer Miniatur der
französischen Handschrift Histoire universelle. Um 1310. Nach Hewitt.

Korazin oder ein leichtes Panzerhemd. Die Ausrüstung für die Hand-
habung war sehr einfach und bestand in England in einer eisernen
Schiene, welche an den linken Unterarm zum Schutze vor der längs
desselben schnellenden Sehne mittelst Schnüren befestigt wurde
(Fig. 470), und in einem starken Lederhandschuh für die linke Hand,
über deren Zeigefingerknöchel weg der Pfeil streifte. In Europa
hat sich der Bogen als Waffe für den Krieg bei den Engländern am

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0410" n="392"/><fw place="top" type="header">II. Die Angriffswaffen.</fw><lb/>
etwas über 130 cm., während die englischen stets bis über 2 m. Länge<lb/>
ma&#x017F;sen; ihr Material war das Holz der Eibe oder des Ahorns, die<lb/>
Pfeillänge betrug nicht ganz 1 m.; die Sehne bestand aus gedrehtem<lb/>
Hanf oder Seide. Die vorzügliche Brauchbarkeit englischer Bögen be-<lb/>
ruhte darauf, da&#x017F;s die Spannkraft des Bogens in seiner ganzen Länge<lb/>
ausgenutzt wurde, da&#x017F;s sie somit eine grö&#x017F;sere Spannhöhe gestatteten;<lb/>
von letzterer war, nebenher bemerkt, die Länge der Pfeile abhängig.</p><lb/>
            <p>Gleich dem Schleuderer und dem Armrustschützen war auch der<lb/>
Bogenschütze überall leichter als alle übrigen Truppen ausgerüstet.<lb/>
Im 15. Jahrhundert trug der Bogner zu Fu&#x017F;s die Brigantine, den<lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 467.</head><p><hi rendition="#g">Berittener Bogenschütze</hi> aus einer Miniatur der<lb/>
französischen Handschrift Histoire universelle. Um 1310. Nach Hewitt.</p></figure><lb/>
Korazin oder ein leichtes Panzerhemd. Die Ausrüstung für die Hand-<lb/>
habung war sehr einfach und bestand in England in einer eisernen<lb/>
Schiene, welche an den linken Unterarm zum Schutze vor der längs<lb/>
desselben schnellenden Sehne mittelst Schnüren befestigt wurde<lb/>
(Fig. 470), und in einem starken Lederhandschuh für die linke Hand,<lb/>
über deren Zeigefingerknöchel weg der Pfeil streifte. In Europa<lb/>
hat sich der Bogen als Waffe für den Krieg bei den Engländern am<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[392/0410] II. Die Angriffswaffen. etwas über 130 cm., während die englischen stets bis über 2 m. Länge maſsen; ihr Material war das Holz der Eibe oder des Ahorns, die Pfeillänge betrug nicht ganz 1 m.; die Sehne bestand aus gedrehtem Hanf oder Seide. Die vorzügliche Brauchbarkeit englischer Bögen be- ruhte darauf, daſs die Spannkraft des Bogens in seiner ganzen Länge ausgenutzt wurde, daſs sie somit eine gröſsere Spannhöhe gestatteten; von letzterer war, nebenher bemerkt, die Länge der Pfeile abhängig. Gleich dem Schleuderer und dem Armrustschützen war auch der Bogenschütze überall leichter als alle übrigen Truppen ausgerüstet. Im 15. Jahrhundert trug der Bogner zu Fuſs die Brigantine, den [Abbildung Fig. 467. Berittener Bogenschütze aus einer Miniatur der französischen Handschrift Histoire universelle. Um 1310. Nach Hewitt.] Korazin oder ein leichtes Panzerhemd. Die Ausrüstung für die Hand- habung war sehr einfach und bestand in England in einer eisernen Schiene, welche an den linken Unterarm zum Schutze vor der längs desselben schnellenden Sehne mittelst Schnüren befestigt wurde (Fig. 470), und in einem starken Lederhandschuh für die linke Hand, über deren Zeigefingerknöchel weg der Pfeil streifte. In Europa hat sich der Bogen als Waffe für den Krieg bei den Engländern am

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/410
Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/410>, abgerufen am 19.05.2024.