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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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A. Blanke Waffen. 2. Das Krummschwert und der Säbel.
allgemeine Waffe des Orientalen bildete. Nur die Mauren hingen bis
ins 15. Jahrhundert hinein zähe an der alten Form. (Fig. 291.) Von
der Zeit Harun-al-Raschids, also vom Anfang des 9. Jahrhunderts
an kommen die Klingen von Khorassan zur Geltung, anfangs im
Oriente, später unter den Vornehmen der gesamten Welt. Noch bis
ins 16. Jahrhundert kommen von dort über Venedig und Genua
Massen von Khorassanklingen in den Handel. Sie haben einen
dunkelgrauen Ton und sind mit Verzierungen in Gold- und Silber-
tausia ausgestattet, in welchen Kraniche oder andere Vögel einge-
streut erscheinen. Vom 17. Jahrhundert an werden in dem Westen
Europas nur noch Säbelklingen aus Damaskus bezogen. Über die
orientalische Kunst des Damaszirens werden wir später Näheres be-
merken.



2. Das Krummschwert und der Säbel.

Die krumme einschneidige Klinge ist vom Gesichtspunkte des
Gebrauches als ein wesentlicher Fortschritt in der Kriegstechnik an-
zusehen und ihr erstes Auftreten in Westeuropa schon im frühen
Mittelalter lässt ein eingehendes Studium der Wirkung der Waffe in
jener Zeit erkennen Das Schwert mit gerader Klinge hatte beim
Hiebe selbst bei grosser Kraftanwendung zwar eine zerschmetternde
Wirkung auf feste Körper; auf weiche Teile wie Fleischpartien treffend,
war aber die Eindringungsfähigkeit auffällig gering. Die krumme
Klinge dagegen wirkt nicht allein senkrecht auf den Treffpunkt, also
nur hackend, sondern infolge der Krümmung der Schneide und der
Hiebbewegung auch nach der Richtung der Klinge, somit schneidend,
wodurch die Eindringungsfähigkeit erheblich sich steigert.

Das krumme Schwert, akinakes (acinaces), war von der ältesten
Zeit an die Nationalwaffe der Perser. Erst im 3. Jahrhundert, unter
den Sassaniden fand das gerade Schwert der Griechen dort Eingang.
Darius Codomanus führte unter grossem Widerstande des Volkes
diese Neuerung ein, aus der die Chaldäer den Sturz des Perserreiches
weissagten. Ungeachtet der häufigen Berührungen mit dem Oriente,
namentlich von den Kreuzzügen an, hatte das Krummschwert in den
Ritterschaften des westlichen Europas das ganze Mittelalter hindurch
wenig Eingang gefunden, und die Ursache dürfte wohl darin zu
suchen sein, dass im occidentalen Gebiete wenigstens gegen die
Schutzwaffen auf eine mehr zerschmetternde Wirkung der Klinge
Wert gelegt werden musste. Immerhin treffen wir in Miniaturen aus der
Zeit des 3. Kreuzzuges Ritter, die mit Krummschwertern bewaffnet sind.


A. Blanke Waffen. 2. Das Krummschwert und der Säbel.
allgemeine Waffe des Orientalen bildete. Nur die Mauren hingen bis
ins 15. Jahrhundert hinein zähe an der alten Form. (Fig. 291.) Von
der Zeit Harun-al-Raschids, also vom Anfang des 9. Jahrhunderts
an kommen die Klingen von Khorassan zur Geltung, anfangs im
Oriente, später unter den Vornehmen der gesamten Welt. Noch bis
ins 16. Jahrhundert kommen von dort über Venedig und Genua
Massen von Khorassanklingen in den Handel. Sie haben einen
dunkelgrauen Ton und sind mit Verzierungen in Gold- und Silber-
tausia ausgestattet, in welchen Kraniche oder andere Vögel einge-
streut erscheinen. Vom 17. Jahrhundert an werden in dem Westen
Europas nur noch Säbelklingen aus Damaskus bezogen. Über die
orientalische Kunst des Damaszirens werden wir später Näheres be-
merken.



2. Das Krummschwert und der Säbel.

Die krumme einschneidige Klinge ist vom Gesichtspunkte des
Gebrauches als ein wesentlicher Fortschritt in der Kriegstechnik an-
zusehen und ihr erstes Auftreten in Westeuropa schon im frühen
Mittelalter läſst ein eingehendes Studium der Wirkung der Waffe in
jener Zeit erkennen Das Schwert mit gerader Klinge hatte beim
Hiebe selbst bei groſser Kraftanwendung zwar eine zerschmetternde
Wirkung auf feste Körper; auf weiche Teile wie Fleischpartien treffend,
war aber die Eindringungsfähigkeit auffällig gering. Die krumme
Klinge dagegen wirkt nicht allein senkrecht auf den Treffpunkt, also
nur hackend, sondern infolge der Krümmung der Schneide und der
Hiebbewegung auch nach der Richtung der Klinge, somit schneidend,
wodurch die Eindringungsfähigkeit erheblich sich steigert.

Das krumme Schwert, ἀκινάκης (acinaces), war von der ältesten
Zeit an die Nationalwaffe der Perser. Erst im 3. Jahrhundert, unter
den Sassaniden fand das gerade Schwert der Griechen dort Eingang.
Darius Codomanus führte unter groſsem Widerstande des Volkes
diese Neuerung ein, aus der die Chaldäer den Sturz des Perserreiches
weissagten. Ungeachtet der häufigen Berührungen mit dem Oriente,
namentlich von den Kreuzzügen an, hatte das Krummschwert in den
Ritterschaften des westlichen Europas das ganze Mittelalter hindurch
wenig Eingang gefunden, und die Ursache dürfte wohl darin zu
suchen sein, daſs im occidentalen Gebiete wenigstens gegen die
Schutzwaffen auf eine mehr zerschmetternde Wirkung der Klinge
Wert gelegt werden muſste. Immerhin treffen wir in Miniaturen aus der
Zeit des 3. Kreuzzuges Ritter, die mit Krummschwertern bewaffnet sind.


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[269/0287] A. Blanke Waffen. 2. Das Krummschwert und der Säbel. allgemeine Waffe des Orientalen bildete. Nur die Mauren hingen bis ins 15. Jahrhundert hinein zähe an der alten Form. (Fig. 291.) Von der Zeit Harun-al-Raschids, also vom Anfang des 9. Jahrhunderts an kommen die Klingen von Khorassan zur Geltung, anfangs im Oriente, später unter den Vornehmen der gesamten Welt. Noch bis ins 16. Jahrhundert kommen von dort über Venedig und Genua Massen von Khorassanklingen in den Handel. Sie haben einen dunkelgrauen Ton und sind mit Verzierungen in Gold- und Silber- tausia ausgestattet, in welchen Kraniche oder andere Vögel einge- streut erscheinen. Vom 17. Jahrhundert an werden in dem Westen Europas nur noch Säbelklingen aus Damaskus bezogen. Über die orientalische Kunst des Damaszirens werden wir später Näheres be- merken. 2. Das Krummschwert und der Säbel. Die krumme einschneidige Klinge ist vom Gesichtspunkte des Gebrauches als ein wesentlicher Fortschritt in der Kriegstechnik an- zusehen und ihr erstes Auftreten in Westeuropa schon im frühen Mittelalter läſst ein eingehendes Studium der Wirkung der Waffe in jener Zeit erkennen Das Schwert mit gerader Klinge hatte beim Hiebe selbst bei groſser Kraftanwendung zwar eine zerschmetternde Wirkung auf feste Körper; auf weiche Teile wie Fleischpartien treffend, war aber die Eindringungsfähigkeit auffällig gering. Die krumme Klinge dagegen wirkt nicht allein senkrecht auf den Treffpunkt, also nur hackend, sondern infolge der Krümmung der Schneide und der Hiebbewegung auch nach der Richtung der Klinge, somit schneidend, wodurch die Eindringungsfähigkeit erheblich sich steigert. Das krumme Schwert, ἀκινάκης (acinaces), war von der ältesten Zeit an die Nationalwaffe der Perser. Erst im 3. Jahrhundert, unter den Sassaniden fand das gerade Schwert der Griechen dort Eingang. Darius Codomanus führte unter groſsem Widerstande des Volkes diese Neuerung ein, aus der die Chaldäer den Sturz des Perserreiches weissagten. Ungeachtet der häufigen Berührungen mit dem Oriente, namentlich von den Kreuzzügen an, hatte das Krummschwert in den Ritterschaften des westlichen Europas das ganze Mittelalter hindurch wenig Eingang gefunden, und die Ursache dürfte wohl darin zu suchen sein, daſs im occidentalen Gebiete wenigstens gegen die Schutzwaffen auf eine mehr zerschmetternde Wirkung der Klinge Wert gelegt werden muſste. Immerhin treffen wir in Miniaturen aus der Zeit des 3. Kreuzzuges Ritter, die mit Krummschwertern bewaffnet sind.

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/287>, abgerufen am 22.11.2024.