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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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5. Die Harnischbrust.

Zunächst an den Unterrand des Bruststückes schliessen sich die
sogenannten Bauchreifen. Sie bestehen aus einem Geschübe von
Eisenschienen, welche bei den ältesten Harnischen des 15. Jahrhunderts
bis über das Becken, bei späteren nur bis etwas über den Oberrand
des Beckenknochens reichen. Wie es ihr Name anzeigt, sollten sie
bei der Bedingung möglichster Beweglichkeit den Unterleib schützen
und durften den Reiter im Sattel nicht beirren. Daraus geht schon
hervor, dass, je kürzer die Brust war, desto mehr Geschübe die
Bauchreifen besitzen mussten. Diese Bauchreifen wurden aber für
den Schutz des Unterleibes und der Oberschenkel als nicht genügend

[Abbildung] Fig. 104.

Doppelbrust mit Bauchreifen und steifen Beintaschen
zum neuen Gestech über das Dill von einem Harnische des Andreas
Grafen von Sonnenberg (ermordet 1511). Arbeit des Desiderius
Helmschmied
zu Nürnberg um 1505.

[Abbildung] Fig. 105.

Schiftung für die Brust, sogenannter Bruech mit
steifem Bauchreifen und linksseitiger Beintasche zum neuen Gestech über
das Dill von einem Maximiliansharnische des Ruprecht von der
Pfalz
(gest. 1504). Deutsche Arbeit um 1500.

angesehen; es wurden daher zu den Seiten bewegliche Platten mittelst
Riemen angeschnallt, sogenannte "Beintaschen", welche, anfänglich
unterhalb spitz geschnitten, die Form von Dachziegeln, "tuiles", hatten.

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5. Die Harnischbrust.

Zunächst an den Unterrand des Bruststückes schlieſsen sich die
sogenannten Bauchreifen. Sie bestehen aus einem Geschübe von
Eisenschienen, welche bei den ältesten Harnischen des 15. Jahrhunderts
bis über das Becken, bei späteren nur bis etwas über den Oberrand
des Beckenknochens reichen. Wie es ihr Name anzeigt, sollten sie
bei der Bedingung möglichster Beweglichkeit den Unterleib schützen
und durften den Reiter im Sattel nicht beirren. Daraus geht schon
hervor, daſs, je kürzer die Brust war, desto mehr Geschübe die
Bauchreifen besitzen muſsten. Diese Bauchreifen wurden aber für
den Schutz des Unterleibes und der Oberschenkel als nicht genügend

[Abbildung] Fig. 104.

Doppelbrust mit Bauchreifen und steifen Beintaschen
zum neuen Gestech über das Dill von einem Harnische des Andreas
Grafen von Sonnenberg (ermordet 1511). Arbeit des Desiderius
Helmschmied
zu Nürnberg um 1505.

[Abbildung] Fig. 105.

Schiftung für die Brust, sogenannter Bruech mit
steifem Bauchreifen und linksseitiger Beintasche zum neuen Gestech über
das Dill von einem Maximiliansharnische des Ruprecht von der
Pfalz
(gest. 1504). Deutsche Arbeit um 1500.

angesehen; es wurden daher zu den Seiten bewegliche Platten mittelst
Riemen angeschnallt, sogenannte „Beintaschen“, welche, anfänglich
unterhalb spitz geschnitten, die Form von Dachziegeln, „tuiles“, hatten.

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[99/0117] 5. Die Harnischbrust. Zunächst an den Unterrand des Bruststückes schlieſsen sich die sogenannten Bauchreifen. Sie bestehen aus einem Geschübe von Eisenschienen, welche bei den ältesten Harnischen des 15. Jahrhunderts bis über das Becken, bei späteren nur bis etwas über den Oberrand des Beckenknochens reichen. Wie es ihr Name anzeigt, sollten sie bei der Bedingung möglichster Beweglichkeit den Unterleib schützen und durften den Reiter im Sattel nicht beirren. Daraus geht schon hervor, daſs, je kürzer die Brust war, desto mehr Geschübe die Bauchreifen besitzen muſsten. Diese Bauchreifen wurden aber für den Schutz des Unterleibes und der Oberschenkel als nicht genügend [Abbildung Fig. 104. Doppelbrust mit Bauchreifen und steifen Beintaschen zum neuen Gestech über das Dill von einem Harnische des Andreas Grafen von Sonnenberg (ermordet 1511). Arbeit des Desiderius Helmschmied zu Nürnberg um 1505.] [Abbildung Fig. 105. Schiftung für die Brust, sogenannter Bruech mit steifem Bauchreifen und linksseitiger Beintasche zum neuen Gestech über das Dill von einem Maximiliansharnische des Ruprecht von der Pfalz (gest. 1504). Deutsche Arbeit um 1500.] angesehen; es wurden daher zu den Seiten bewegliche Platten mittelst Riemen angeschnallt, sogenannte „Beintaschen“, welche, anfänglich unterhalb spitz geschnitten, die Form von Dachziegeln, „tuiles“, hatten. 7*

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/117>, abgerufen am 03.05.2024.