Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

des Schlages mitwirken, dadurch zerreißt aber das Adernetz sehr
leicht. Bei der Seifenlösung ist das weniger zu befürchten,
die Seife treibt mehr durch ihre eigene Schärfe, und das Zer-
reißen der Adern kommt nicht so leicht vor. Trotzdem er-
fordert das Auftragen des Sprengwassers immerhin einige
Uebung, denn es kommt nicht allein sehr viel darauf an, in
welcher Entfernung vom Grunde, sondern auch in welcher
Richtung zur Längsseite des Kastens man den Schlagpinsel
und den Stock, welcher als Unterlage zum Aufschlagen dient,
hält. Die Entfernung des Stockes vom Grunde muß un-
gefähr 10 bis 15 Centimeter sein; den Pinsel schlage man

[Abbildung] Fig. 13.

Spinnschnitt, auch Feinadermarmor, fein französischer Marmor.

nie zu stark darauf, denn sonst zerreißen die Adern. Wer
eine schwere Hand hat, schlägt namentlich immer zu stark,
wodurch aber das Sprengwasser und theilweise auch die
Farben in den Grund geschlagen werden. Der fertige Schnitt
sieht dann aus, als wenn die Adern einen Schatten hätten.
Zu gleicher Zeit wird auch der Grund unsauber, Spreng-
wasser und gallehaltige Farbe mischen sich mit diesem, und
bald zeigt es sich, daß die Farben auf einem solchen Grunde
nicht mehr treiben. Im großen Ganzen ist Folgendes beim Auf-
tragen des Sprengwassers zu beachten: Schlägt man den
Pinsel derartig auf den Stock, daß das Reisstroh nur sehr
wenig darüber hinausragt und recht kurz und schnell, so

des Schlages mitwirken, dadurch zerreißt aber das Adernetz sehr
leicht. Bei der Seifenloͤsung ist das weniger zu befuͤrchten,
die Seife treibt mehr durch ihre eigene Schaͤrfe, und das Zer-
reißen der Adern kommt nicht so leicht vor. Trotzdem er-
fordert das Auftragen des Sprengwassers immerhin einige
Uebung, denn es kommt nicht allein sehr viel darauf an, in
welcher Entfernung vom Grunde, sondern auch in welcher
Richtung zur Laͤngsseite des Kastens man den Schlagpinsel
und den Stock, welcher als Unterlage zum Aufschlagen dient,
haͤlt. Die Entfernung des Stockes vom Grunde muß un-
gefaͤhr 10 bis 15 Centimeter sein; den Pinsel schlage man

[Abbildung] Fig. 13.

Spinnschnitt, auch Feinadermarmor, fein franzoͤsischer Marmor.

nie zu stark darauf, denn sonst zerreißen die Adern. Wer
eine schwere Hand hat, schlaͤgt namentlich immer zu stark,
wodurch aber das Sprengwasser und theilweise auch die
Farben in den Grund geschlagen werden. Der fertige Schnitt
sieht dann aus, als wenn die Adern einen Schatten haͤtten.
Zu gleicher Zeit wird auch der Grund unsauber, Spreng-
wasser und gallehaltige Farbe mischen sich mit diesem, und
bald zeigt es sich, daß die Farben auf einem solchen Grunde
nicht mehr treiben. Im großen Ganzen ist Folgendes beim Auf-
tragen des Sprengwassers zu beachten: Schlaͤgt man den
Pinsel derartig auf den Stock, daß das Reisstroh nur sehr
wenig daruͤber hinausragt und recht kurz und schnell, so

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <p><pb facs="#f0054" n="44"/>
des Schlages mitwirken, dadurch
                                     zerreißt aber das Adernetz sehr<lb/>
leicht. Bei der
                                     Seifenlo&#x0364;sung ist das weniger zu
                                     befu&#x0364;rchten,<lb/>
die Seife treibt mehr durch ihre eigene
                                     Scha&#x0364;rfe, und das Zer-<lb/>
reißen der Adern kommt nicht
                                     so leicht vor. Trotzdem er-<lb/>
fordert das Auftragen des
                                     Sprengwassers immerhin einige<lb/>
Uebung, denn es kommt nicht
                                     allein sehr viel darauf an, in<lb/>
welcher Entfernung vom
                                     Grunde, sondern auch in welcher<lb/>
Richtung zur
                                     La&#x0364;ngsseite des Kastens man den Schlagpinsel<lb/>
und den
                                     Stock, welcher als Unterlage zum Aufschlagen
                                     dient,<lb/>
ha&#x0364;lt. Die Entfernung des Stockes vom Grunde
                                     muß un-<lb/>
gefa&#x0364;hr 10 bis 15 Centimeter sein; den Pinsel
                                     schlage man<lb/><figure><head>Fig. 13.</head><lb/><p>Spinnschnitt, auch Feinadermarmor, fein
                                             franzo&#x0364;sischer Marmor.</p></figure><lb/>
nie zu stark darauf, denn sonst zerreißen die Adern.
                                     Wer<lb/>
eine schwere Hand hat, schla&#x0364;gt namentlich immer
                                     zu stark,<lb/>
wodurch aber das Sprengwasser und theilweise auch
                                     die<lb/>
Farben in den Grund geschlagen werden. Der fertige
                                     Schnitt<lb/>
sieht dann aus, als wenn die Adern einen Schatten
                                     ha&#x0364;tten.<lb/>
Zu gleicher Zeit wird auch der Grund
                                     unsauber, Spreng-<lb/>
wasser und gallehaltige Farbe mischen sich
                                     mit diesem, und<lb/>
bald zeigt es sich, daß die Farben auf einem
                                     solchen Grunde<lb/>
nicht mehr treiben. Im großen Ganzen ist
                                     Folgendes beim Auf-<lb/>
tragen des Sprengwassers zu beachten:
                                     Schla&#x0364;gt man den<lb/>
Pinsel derartig auf den Stock, daß
                                     das Reisstroh nur sehr<lb/>
wenig daru&#x0364;ber hinausragt und
                                     recht kurz und schnell, so
</p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0054] des Schlages mitwirken, dadurch zerreißt aber das Adernetz sehr leicht. Bei der Seifenloͤsung ist das weniger zu befuͤrchten, die Seife treibt mehr durch ihre eigene Schaͤrfe, und das Zer- reißen der Adern kommt nicht so leicht vor. Trotzdem er- fordert das Auftragen des Sprengwassers immerhin einige Uebung, denn es kommt nicht allein sehr viel darauf an, in welcher Entfernung vom Grunde, sondern auch in welcher Richtung zur Laͤngsseite des Kastens man den Schlagpinsel und den Stock, welcher als Unterlage zum Aufschlagen dient, haͤlt. Die Entfernung des Stockes vom Grunde muß un- gefaͤhr 10 bis 15 Centimeter sein; den Pinsel schlage man [Abbildung Fig. 13. Spinnschnitt, auch Feinadermarmor, fein franzoͤsischer Marmor. ] nie zu stark darauf, denn sonst zerreißen die Adern. Wer eine schwere Hand hat, schlaͤgt namentlich immer zu stark, wodurch aber das Sprengwasser und theilweise auch die Farben in den Grund geschlagen werden. Der fertige Schnitt sieht dann aus, als wenn die Adern einen Schatten haͤtten. Zu gleicher Zeit wird auch der Grund unsauber, Spreng- wasser und gallehaltige Farbe mischen sich mit diesem, und bald zeigt es sich, daß die Farben auf einem solchen Grunde nicht mehr treiben. Im großen Ganzen ist Folgendes beim Auf- tragen des Sprengwassers zu beachten: Schlaͤgt man den Pinsel derartig auf den Stock, daß das Reisstroh nur sehr wenig daruͤber hinausragt und recht kurz und schnell, so

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-07-22T15:09:30Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Marc Kuse: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-07-22T15:09:30Z)
Thomas Gloning: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-07-22T15:09:30Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • langes s (ſ): als s transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896/54
Zitationshilfe: Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896/54>, abgerufen am 18.05.2024.