[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 12. Zürich, 1744.von critischen Geschichten. verderbe, hat diesem Gezüchte von kleinen Kunst-tadlern einen tödtlichen Schlag versezet, sein übri- ges Leben wird ein beständiger Kampf mit dem To- de seyn, und es währet nur darum noch länger mit ihm, weil es, wie die Hydra, hundert Köpfe hat, deren jeder Gift speyet und zischet. Sein vornehm- ster Kopf, der Hr. Professor, ist längst in demsel- ben Zustande, und es wäre schier den Krieg zu weit getrieben, wenn man ihn die kurtze Zeit, die er noch unter den Jeztlebenden zuzubringen hat, in seiner Herrschaft über die krüppligten und krie- chenden Scribenten und Leser stören wollte; Er ist genug gezüchtiget, daß er von dem Gipfel des Parnasses, worauf er sich in der Einbildung ge- setzet hatte, in die niedrigen und morastigen Thä- ler desselben gestürtzet worden. Man findet darum billig, den Tummelplatz, der in gegenwärtigen Critischen Sammlungen eröffnet worden, zuzu- schliessen. Dieses Werck hat ohnedies seine gehö- rige Statur erreicht; und wenn der Hr. Prof. sich gelüsten liesse, sein Reich weiter als über die gebrechlichen Köpfe der Nation zu erstrecken, wird es der Critik an Gelegenheit nicht fehlen, ihm mit Hülfe der Satyre den lezten-Stoß in die Gru- be zu geben. Es ist übrigens fremden Ursachen zuzuschreiben, Platz F 4
von critiſchen Geſchichten. verderbe, hat dieſem Gezuͤchte von kleinen Kunſt-tadlern einen toͤdtlichen Schlag verſezet, ſein uͤbri- ges Leben wird ein beſtaͤndiger Kampf mit dem To- de ſeyn, und es waͤhret nur darum noch laͤnger mit ihm, weil es, wie die Hydra, hundert Koͤpfe hat, deren jeder Gift ſpeyet und ziſchet. Sein vornehm- ſter Kopf, der Hr. Profeſſor, iſt laͤngſt in demſel- ben Zuſtande, und es waͤre ſchier den Krieg zu weit getrieben, wenn man ihn die kurtze Zeit, die er noch unter den Jeztlebenden zuzubringen hat, in ſeiner Herrſchaft uͤber die kruͤppligten und krie- chenden Scribenten und Leſer ſtoͤren wollte; Er iſt genug gezuͤchtiget, daß er von dem Gipfel des Parnaſſes, worauf er ſich in der Einbildung ge- ſetzet hatte, in die niedrigen und moraſtigen Thaͤ- ler deſſelben geſtuͤrtzet worden. Man findet darum billig, den Tummelplatz, der in gegenwaͤrtigen Critiſchen Sammlungen eroͤffnet worden, zuzu- ſchlieſſen. Dieſes Werck hat ohnedies ſeine gehoͤ- rige Statur erreicht; und wenn der Hr. Prof. ſich geluͤſten lieſſe, ſein Reich weiter als uͤber die gebrechlichen Koͤpfe der Nation zu erſtrecken, wird es der Critik an Gelegenheit nicht fehlen, ihm mit Huͤlfe der Satyre den lezten-Stoß in die Gru- be zu geben. Es iſt uͤbrigens fremden Urſachen zuzuſchreiben, Platz F 4
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von critiſchen Geſchichten.
verderbe, hat dieſem Gezuͤchte von kleinen Kunſt-
tadlern einen toͤdtlichen Schlag verſezet, ſein uͤbri-
ges Leben wird ein beſtaͤndiger Kampf mit dem To-
de ſeyn, und es waͤhret nur darum noch laͤnger mit
ihm, weil es, wie die Hydra, hundert Koͤpfe hat,
deren jeder Gift ſpeyet und ziſchet. Sein vornehm-
ſter Kopf, der Hr. Profeſſor, iſt laͤngſt in demſel-
ben Zuſtande, und es waͤre ſchier den Krieg zu weit
getrieben, wenn man ihn die kurtze Zeit, die
er noch unter den Jeztlebenden zuzubringen hat,
in ſeiner Herrſchaft uͤber die kruͤppligten und krie-
chenden Scribenten und Leſer ſtoͤren wollte; Er
iſt genug gezuͤchtiget, daß er von dem Gipfel des
Parnaſſes, worauf er ſich in der Einbildung ge-
ſetzet hatte, in die niedrigen und moraſtigen Thaͤ-
ler deſſelben geſtuͤrtzet worden. Man findet darum
billig, den Tummelplatz, der in gegenwaͤrtigen
Critiſchen Sammlungen eroͤffnet worden, zuzu-
ſchlieſſen. Dieſes Werck hat ohnedies ſeine gehoͤ-
rige Statur erreicht; und wenn der Hr. Prof.
ſich geluͤſten lieſſe, ſein Reich weiter als uͤber
die gebrechlichen Koͤpfe der Nation zu erſtrecken,
wird es der Critik an Gelegenheit nicht fehlen, ihm
mit Huͤlfe der Satyre den lezten-Stoß in die Gru-
be zu geben.
Es iſt uͤbrigens fremden Urſachen zuzuſchreiben,
daß die Proben von dem Vermoͤgen der deutſchen
Schoͤpfungskraft und Geſchicklichkeit in gegenwaͤr-
tiger Sammlung nicht in groͤſſerer Anzahl erſchie-
nen ſind. Man ward durch die Anfaͤlle, welche
auf das wahre Weſen der poetiſchen und anderer
geiſtreichen Schreibarten geſchahen, genoͤthiget, den
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