[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 11. Zürich, 1743.an die d. Ges. von Greifswalde. tima quaeque ad imitandum esse proponenda. Undda Hr. Gottsched unter diesen Mustern von seiner Arbeit auch Knittelverse andern zur Nachahmung geschrieben, und selbige als Ehren- und Lob-Ge- dichte aufgestellet hat, so ist die von Hrn. Sie- brand hierüber gemachte scherzhafte Antung wahr- haftig nicht ohne Grund gewesen, und hat nicht verdienet, daß er darüber in der feinen Gottsched- critischen Sprache von euch so verächtlich gehalten würde: wie es Bl. 442. geschieht, wenn ihr sa- get: "Der Herr Siebrand hat sich von uns kei- Das heißt ziem- ein
an die d. Geſ. von Greifswalde. tima quæque ad imitandum eſſe proponenda. Undda Hr. Gottſched unter dieſen Muſtern von ſeiner Arbeit auch Knittelverſe andern zur Nachahmung geſchrieben, und ſelbige als Ehren- und Lob-Ge- dichte aufgeſtellet hat, ſo iſt die von Hrn. Sie- brand hieruͤber gemachte ſcherzhafte Antung wahr- haftig nicht ohne Grund geweſen, und hat nicht verdienet, daß er daruͤber in der feinen Gottſched- critiſchen Sprache von euch ſo veraͤchtlich gehalten wuͤrde: wie es Bl. 442. geſchieht, wenn ihr ſa- get: „Der Herr Siebrand hat ſich von uns kei- Das heißt ziem- ein
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0065" n="63"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">an die d. Geſ. von Greifswalde.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">tima quæque ad imitandum eſſe proponenda.</hi> Und<lb/> da Hr. Gottſched unter dieſen Muſtern von ſeiner<lb/> Arbeit auch Knittelverſe andern zur Nachahmung<lb/> geſchrieben, und ſelbige als Ehren- und Lob-Ge-<lb/> dichte aufgeſtellet hat, ſo iſt die von Hrn. <hi rendition="#fr">Sie-<lb/> brand</hi> hieruͤber gemachte ſcherzhafte Antung wahr-<lb/> haftig nicht ohne Grund geweſen, und hat nicht<lb/> verdienet, daß er daruͤber in der feinen Gottſched-<lb/> critiſchen Sprache von euch ſo veraͤchtlich gehalten<lb/> wuͤrde: wie es Bl. 442. geſchieht, wenn ihr ſa-<lb/> get:</p> <cit> <quote>„Der Herr Siebrand hat ſich von uns kei-<lb/> „ner weitern Widerlegung zu befuͤrchten; Ei-<lb/> „nem ſolchen Kunſtrichter muß billig in Knittel-<lb/> „verſen geantwortet werden.„</quote> </cit> <p>Das heißt ziem-<lb/> lich groß und unbeſcheiden thun, und ich bin ſicher,<lb/> daß ihr auf dieſen Fuͤrwurff nichts antworten koͤnnet<lb/> als Knittelverſe. Mithin iſt der ruhmraͤthige Stoltz,<lb/> ſich ſelbſt der deutſchen Welt zum Muſter der Nach-<lb/> ahmung aufzuſtellen, der dritten und letzten Aus-<lb/> gabe niemahls vorgeworffen worden, wie ihr heim-<lb/> tuͤckiſcher Weiſe ſcheinet zu verſtehen zu geben. Und<lb/> der gekuͤnſtelte Schwung, den ihr eurer Rede ge-<lb/> bet, da ihr ſaget: <hi rendition="#fr">Doch dieſer Fuͤrwurff trifft<lb/> nur die beyden erſten Ausgaben ſeines Wercks,</hi><lb/> zeiget mir, daß ihr eben ſo wenig Redlichkeit ha-<lb/> bet, als Hr. <hi rendition="#fr">Gottſched,</hi> Fehler, die keines An-<lb/> ſtrichs faͤhig ſind, und derer ihr euch heimlich ſchaͤ-<lb/> met, zu bekennen. Und da Hr. Prof. <hi rendition="#fr">Gottſched</hi><lb/> in der letzten Auflage, auf das mit Ernſt und<lb/> Schertz vermengte Zureden der Schweitzer, dieſe<lb/> laͤcherliche Hoffartsſuͤnde abgeleget, und zu einer<lb/> ſo wichtigen Veraͤnderung geſchritten, ſo iſt dieſes<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [63/0065]
an die d. Geſ. von Greifswalde.
tima quæque ad imitandum eſſe proponenda. Und
da Hr. Gottſched unter dieſen Muſtern von ſeiner
Arbeit auch Knittelverſe andern zur Nachahmung
geſchrieben, und ſelbige als Ehren- und Lob-Ge-
dichte aufgeſtellet hat, ſo iſt die von Hrn. Sie-
brand hieruͤber gemachte ſcherzhafte Antung wahr-
haftig nicht ohne Grund geweſen, und hat nicht
verdienet, daß er daruͤber in der feinen Gottſched-
critiſchen Sprache von euch ſo veraͤchtlich gehalten
wuͤrde: wie es Bl. 442. geſchieht, wenn ihr ſa-
get:
„Der Herr Siebrand hat ſich von uns kei-
„ner weitern Widerlegung zu befuͤrchten; Ei-
„nem ſolchen Kunſtrichter muß billig in Knittel-
„verſen geantwortet werden.„ Das heißt ziem-
lich groß und unbeſcheiden thun, und ich bin ſicher,
daß ihr auf dieſen Fuͤrwurff nichts antworten koͤnnet
als Knittelverſe. Mithin iſt der ruhmraͤthige Stoltz,
ſich ſelbſt der deutſchen Welt zum Muſter der Nach-
ahmung aufzuſtellen, der dritten und letzten Aus-
gabe niemahls vorgeworffen worden, wie ihr heim-
tuͤckiſcher Weiſe ſcheinet zu verſtehen zu geben. Und
der gekuͤnſtelte Schwung, den ihr eurer Rede ge-
bet, da ihr ſaget: Doch dieſer Fuͤrwurff trifft
nur die beyden erſten Ausgaben ſeines Wercks,
zeiget mir, daß ihr eben ſo wenig Redlichkeit ha-
bet, als Hr. Gottſched, Fehler, die keines An-
ſtrichs faͤhig ſind, und derer ihr euch heimlich ſchaͤ-
met, zu bekennen. Und da Hr. Prof. Gottſched
in der letzten Auflage, auf das mit Ernſt und
Schertz vermengte Zureden der Schweitzer, dieſe
laͤcherliche Hoffartsſuͤnde abgeleget, und zu einer
ſo wichtigen Veraͤnderung geſchritten, ſo iſt dieſes
ein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |