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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 11. Zürich, 1743.

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an die d. Ges. von Greifswalde.
tigung seiner Hirtenlieder Ehre eingelegt habe oder
nicht? Jn dem Tempel des guten Geschmacks
für die Deutschen
Bl. 26. lese ich folgendes:

"Man sagt, daß Schoch einsmal in diesen Tem-
"pel hinein gehen wollen, und sich auf diese Verse
"aus der Critick über die deutschen Dichter sehr
"getrost beruffen habe:

Hingegen preißte Schoch, in Leipzigs kühlen Lüften,
Als deutscher Theocrit, die Heerden und die Triften.
"Doch die Critick hatte zu seinem Unglücke ei-
"nige Blätter aus seine Friedensschäferey ge-
"lesen, drum versagte sie ihm den Eingang, und
"ließ hingegen den anmuthigen Hagedorn hinein,
"der in seinen Schäfererzehlungen so ungekünstelt,
"zärtlich und natürlich ist."

L. Auf der 444. Seite des VI.ten Artickels hoh-
let ihr eine Streitfrage nach, darüber ihr euer Ur-
theil bisdahin ausgestellt habet. Sie ist diese:
"Ob die Critick glücklicher auf verstorbene, oder
"auf lebende gerichtet werde?" Und euer Ent-
scheid über diese Frage ist wiederum so ungewiß,
daß man fast vermuthen sollte, die Frage wäre
euch entweder zu hoch gewesen, so daß ihr euch
nicht wohl habet zu recht finden können; oder es
haben euch beyde Meynungen beynahe gleich be-
gründet angeschienen, so daß ihr keiner euern Bey-
fall geradezu habet versagen wollen. Jhr beken-
net erstlich:

"Es ist wahr, daß die Gründe, die
"der Herr Bodmer anführet, ein starckes Ge-
"wicht haben, und wir glauben selbst, daß es ge-
"wissermassen besser sey, die Critick gegen noch
"leben-

an die d. Geſ. von Greifswalde.
tigung ſeiner Hirtenlieder Ehre eingelegt habe oder
nicht? Jn dem Tempel des guten Geſchmacks
fuͤr die Deutſchen
Bl. 26. leſe ich folgendes:

„Man ſagt, daß Schoch einsmal in dieſen Tem-
„pel hinein gehen wollen, und ſich auf dieſe Verſe
„aus der Critick uͤber die deutſchen Dichter ſehr
„getroſt beruffen habe:

Hingegen preißte Schoch, in Leipzigs kuͤhlen Luͤften,
Als deutſcher Theocrit, die Heerden und die Triften.
„Doch die Critick hatte zu ſeinem Ungluͤcke ei-
„nige Blaͤtter aus ſeine Friedensſchaͤferey ge-
„leſen, drum verſagte ſie ihm den Eingang, und
„ließ hingegen den anmuthigen Hagedorn hinein,
„der in ſeinen Schaͤfererzehlungen ſo ungekuͤnſtelt,
„zaͤrtlich und natuͤrlich iſt.„

L. Auf der 444. Seite des VI.ten Artickels hoh-
let ihr eine Streitfrage nach, daruͤber ihr euer Ur-
theil bisdahin ausgeſtellt habet. Sie iſt dieſe:
„Ob die Critick gluͤcklicher auf verſtorbene, oder
„auf lebende gerichtet werde?„ Und euer Ent-
ſcheid uͤber dieſe Frage iſt wiederum ſo ungewiß,
daß man faſt vermuthen ſollte, die Frage waͤre
euch entweder zu hoch geweſen, ſo daß ihr euch
nicht wohl habet zu recht finden koͤnnen; oder es
haben euch beyde Meynungen beynahe gleich be-
gruͤndet angeſchienen, ſo daß ihr keiner euern Bey-
fall geradezu habet verſagen wollen. Jhr beken-
net erſtlich:

„Es iſt wahr, daß die Gruͤnde, die
„der Herr Bodmer anfuͤhret, ein ſtarckes Ge-
„wicht haben, und wir glauben ſelbſt, daß es ge-
„wiſſermaſſen beſſer ſey, die Critick gegen noch
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[59/0061] an die d. Geſ. von Greifswalde. tigung ſeiner Hirtenlieder Ehre eingelegt habe oder nicht? Jn dem Tempel des guten Geſchmacks fuͤr die Deutſchen Bl. 26. leſe ich folgendes: „Man ſagt, daß Schoch einsmal in dieſen Tem- „pel hinein gehen wollen, und ſich auf dieſe Verſe „aus der Critick uͤber die deutſchen Dichter ſehr „getroſt beruffen habe: Hingegen preißte Schoch, in Leipzigs kuͤhlen Luͤften, Als deutſcher Theocrit, die Heerden und die Triften. „Doch die Critick hatte zu ſeinem Ungluͤcke ei- „nige Blaͤtter aus ſeine Friedensſchaͤferey ge- „leſen, drum verſagte ſie ihm den Eingang, und „ließ hingegen den anmuthigen Hagedorn hinein, „der in ſeinen Schaͤfererzehlungen ſo ungekuͤnſtelt, „zaͤrtlich und natuͤrlich iſt.„ L. Auf der 444. Seite des VI.ten Artickels hoh- let ihr eine Streitfrage nach, daruͤber ihr euer Ur- theil bisdahin ausgeſtellt habet. Sie iſt dieſe: „Ob die Critick gluͤcklicher auf verſtorbene, oder „auf lebende gerichtet werde?„ Und euer Ent- ſcheid uͤber dieſe Frage iſt wiederum ſo ungewiß, daß man faſt vermuthen ſollte, die Frage waͤre euch entweder zu hoch geweſen, ſo daß ihr euch nicht wohl habet zu recht finden koͤnnen; oder es haben euch beyde Meynungen beynahe gleich be- gruͤndet angeſchienen, ſo daß ihr keiner euern Bey- fall geradezu habet verſagen wollen. Jhr beken- net erſtlich: „Es iſt wahr, daß die Gruͤnde, die „der Herr Bodmer anfuͤhret, ein ſtarckes Ge- „wicht haben, und wir glauben ſelbſt, daß es ge- „wiſſermaſſen beſſer ſey, die Critick gegen noch „leben-

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 11. Zürich, 1743, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung11_1743/61>, abgerufen am 29.11.2024.