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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 10. Zürich, 1743.

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von David.
Nun ware es zu späth, nun muste es so gehen,
Die Ursach seiner Ruh und Marter must er sehen,
Durch ihn kam ihm die Ehr, durch ihn nahm sie ein End,
Der alles erstlich gab, nun alles von ihm wendt.400.
Der eingebildte Ruhm, der durch ihn war gekommen,
Wird wieder gantz und gar durch ihn dahin genommen.
Wo erst kommt Eifersucht wird Gutthat leicht gemist;
Wo dieses Freundschaft trennt, sie unerbaulich ist.
Jnzwischen daß nun muß der König dieß erleiden,
Da Hof, Land, Feld und Stadt, schwebt in den höchsten Freuden,
Gelangt man auf die Burg, allwo die Hofstatt war,
Da sich die Königin und Merob stellten dar;
Zu grüssen den Gemahl, den Vater zu empfangen,
Benebenst Beroa, die da auch groß Verlangen410.
Trug nach Melchisua. Es drang sich jedermann
Zu sehen wie sich doch würd Merob stellen an,
Bey diesem ersten Gruß den sie sollt David geben,
Und wie sich dieser Held erzeigen würd darneben.
Drum als der König nun umarmet sein Gemahl,
Und mit sie alles Volck gekommen in den Saal;
Gieng aller Freude an, ein jede den begrüsset,
Den sie mit Schmertz und Angst so lange Zeit gemisset,
Thalmais, Jonathan ihr andres Hertz und Seel,
Den sie in keuscher Lieb beehrte sonder Fehl.420.
Merob und Michal auch, die Printzen ihre Brüder,
Empfiengen hoch erfreut. Beroa kam hinwieder
Zum Vater und zum Mann. Der Abner Rizpa schaut
Mit Liebesaugen an. Phalti sich nicht getraut
Die Schönheit anzusehn, die er liebt ungeliebet,
Der Adriel erblickt sein liebstes hoch betrübet
Und ist voll Hertzensqual; der David sonder Ruh,
Als Merob er erblickt und Michal auch dazu.
Der einen freyen Geist, der andern Trauerwesen,
Stellt er ihm beydes für. Er ware auserlesen430.
Für Merob, doch sein Hertz ihn lencken will dahin,
Wo Michals Lieblichkeit bezaubert seinen Sinn.
Die schaut ihn gütig an, die andre steht betrübet,
Er stehet bey sich an, wer ihn von beyden liebet,
An
von David.
Nun ware es zu ſpaͤth, nun muſte es ſo gehen,
Die Urſach ſeiner Ruh und Marter muſt er ſehen,
Durch ihn kam ihm die Ehr, durch ihn nahm ſie ein End,
Der alles erſtlich gab, nun alles von ihm wendt.400.
Der eingebildte Ruhm, der durch ihn war gekommen,
Wird wieder gantz und gar durch ihn dahin genommen.
Wo erſt kommt Eiferſucht wird Gutthat leicht gemiſt;
Wo dieſes Freundſchaft trennt, ſie unerbaulich iſt.
Jnzwiſchen daß nun muß der Koͤnig dieß erleiden,
Da Hof, Land, Feld und Stadt, ſchwebt in den hoͤchſten Freudẽ,
Gelangt man auf die Burg, allwo die Hofſtatt war,
Da ſich die Koͤnigin und Merob ſtellten dar;
Zu gruͤſſen den Gemahl, den Vater zu empfangen,
Benebenſt Beroa, die da auch groß Verlangen410.
Trug nach Melchiſua. Es drang ſich jedermann
Zu ſehen wie ſich doch wuͤrd Merob ſtellen an,
Bey dieſem erſten Gruß den ſie ſollt David geben,
Und wie ſich dieſer Held erzeigen wuͤrd darneben.
Drum als der Koͤnig nun umarmet ſein Gemahl,
Und mit ſie alles Volck gekommen in den Saal;
Gieng aller Freude an, ein jede den begruͤſſet,
Den ſie mit Schmertz und Angſt ſo lange Zeit gemiſſet,
Thalmais, Jonathan ihr andres Hertz und Seel,
Den ſie in keuſcher Lieb beehrte ſonder Fehl.420.
Merob und Michal auch, die Printzen ihre Bruͤder,
Empfiengen hoch erfreut. Beroa kam hinwieder
Zum Vater und zum Mann. Der Abner Rizpa ſchaut
Mit Liebesaugen an. Phalti ſich nicht getraut
Die Schoͤnheit anzuſehn, die er liebt ungeliebet,
Der Adriel erblickt ſein liebſtes hoch betruͤbet
Und iſt voll Hertzensqual; der David ſonder Ruh,
Als Merob er erblickt und Michal auch dazu.
Der einen freyen Geiſt, der andern Trauerweſen,
Stellt er ihm beydes fuͤr. Er ware auserleſen430.
Fuͤr Merob, doch ſein Hertz ihn lencken will dahin,
Wo Michals Lieblichkeit bezaubert ſeinen Sinn.
Die ſchaut ihn guͤtig an, die andre ſteht betruͤbet,
Er ſtehet bey ſich an, wer ihn von beyden liebet,
An
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[77/0077] von David. Nun ware es zu ſpaͤth, nun muſte es ſo gehen, Die Urſach ſeiner Ruh und Marter muſt er ſehen, Durch ihn kam ihm die Ehr, durch ihn nahm ſie ein End, Der alles erſtlich gab, nun alles von ihm wendt. Der eingebildte Ruhm, der durch ihn war gekommen, Wird wieder gantz und gar durch ihn dahin genommen. Wo erſt kommt Eiferſucht wird Gutthat leicht gemiſt; Wo dieſes Freundſchaft trennt, ſie unerbaulich iſt. Jnzwiſchen daß nun muß der Koͤnig dieß erleiden, Da Hof, Land, Feld und Stadt, ſchwebt in den hoͤchſten Freudẽ, Gelangt man auf die Burg, allwo die Hofſtatt war, Da ſich die Koͤnigin und Merob ſtellten dar; Zu gruͤſſen den Gemahl, den Vater zu empfangen, Benebenſt Beroa, die da auch groß Verlangen Trug nach Melchiſua. Es drang ſich jedermann Zu ſehen wie ſich doch wuͤrd Merob ſtellen an, Bey dieſem erſten Gruß den ſie ſollt David geben, Und wie ſich dieſer Held erzeigen wuͤrd darneben. Drum als der Koͤnig nun umarmet ſein Gemahl, Und mit ſie alles Volck gekommen in den Saal; Gieng aller Freude an, ein jede den begruͤſſet, Den ſie mit Schmertz und Angſt ſo lange Zeit gemiſſet, Thalmais, Jonathan ihr andres Hertz und Seel, Den ſie in keuſcher Lieb beehrte ſonder Fehl. Merob und Michal auch, die Printzen ihre Bruͤder, Empfiengen hoch erfreut. Beroa kam hinwieder Zum Vater und zum Mann. Der Abner Rizpa ſchaut Mit Liebesaugen an. Phalti ſich nicht getraut Die Schoͤnheit anzuſehn, die er liebt ungeliebet, Der Adriel erblickt ſein liebſtes hoch betruͤbet Und iſt voll Hertzensqual; der David ſonder Ruh, Als Merob er erblickt und Michal auch dazu. Der einen freyen Geiſt, der andern Trauerweſen, Stellt er ihm beydes fuͤr. Er ware auserleſen Fuͤr Merob, doch ſein Hertz ihn lencken will dahin, Wo Michals Lieblichkeit bezaubert ſeinen Sinn. Die ſchaut ihn guͤtig an, die andre ſteht betruͤbet, Er ſtehet bey ſich an, wer ihn von beyden liebet, An

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 10. Zürich, 1743, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung10_1743/77>, abgerufen am 22.11.2024.