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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 10. Zürich, 1743.

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von David.
Wie mir hiebey zu Muth laß ich dir selber rathen.
Und wie wir in der Hütt uns so versammelt hatten,
Da auf die Ada war jedwedens Aug gericht,
Man unvermuthlich von des Ritters Ankunft spricht.
Ein jeder schaut sich um als Adriel erscheinet,
Nun sey die Ada loß ein jeder schon vermeinet.1010.
Er tritt zu Gera hin, und spricht: bist du der Held,
Des lügenhafter Geist anfüllet nun die Welt.
Auf Ada, fuhr er fort, zeig deiner Unschuld Probe,
Zeug den Abenar an, daß er dich wieder lobe.
Trinck! was dir wird gereicht, zu deinem höchsten Ruhm,
Beweise für dem Volck, für diesem Heiligthum,
Was deine keusche Seel von Gera müssen leiden,
Dann wird man dich statt schmach, mit ehr und ruhm bekleiden.
Wie dieses mich erfreut, konnt jedermann gleich sehn,
Und waren Ada Freund sehr froh, daß dieß geschehn.1020.
Sie aber blieb erbleicht; sie wehrte sich zu trincken,
Sie wollte in die Erd für grosser Angst schier sincken.
Die Freunde sprachen zu, der Priester trieb sie an,
Bekenne oder trinck, sagt ihr ergrimmter Mann.
Hiemit trinckt sie es ein. Die es mit Gera hielten,
Das unsre Freundschaft war, nach diesem Ausgang zielten
Mit hefftiger Begierd. Der Adriel steht da,
Und siehet unverfährt; Jch ware ihm so nah
Daß ich die leisen Wort, die er mir sagt, konnt hören:
Wann deine treue Lieb bey dir noch steht in Ehren,1030.
Und daß mich Bichri hat aus Freundschaft nicht getröst,
Solst du noch heute seyn aus Joels Macht erlöst.
Die Anstalt ist gemacht, nach Gesur dich zu bringen,
Sey nur getrost; Jch hoff es soll uns wohl gelingen.
Jch sagt hierauf kein Wort und winckte ihm nur zu,
Daß er verspüren könnt, daß ich dieß willig thu.
Jndem der Priester nun das Eiferopfer zündet,
Hebt Ada plötzlich an, die sich nicht wohl befindet,
Zu schreyen Ach und Weh! ein jeder drängt sich hin,
Jch voller Angst und Sorg, ich nicht die letzte bin.1040.
Abenar sie befragt, der Richter auch imgleichen,
Daß sie die That bekenn. Sie sagt: Nun ich nicht weichen
Noch
D 2
von David.
Wie mir hiebey zu Muth laß ich dir ſelber rathen.
Und wie wir in der Huͤtt uns ſo verſammelt hatten,
Da auf die Ada war jedwedens Aug gericht,
Man unvermuthlich von des Ritters Ankunft ſpricht.
Ein jeder ſchaut ſich um als Adriel erſcheinet,
Nun ſey die Ada loß ein jeder ſchon vermeinet.1010.
Er tritt zu Gera hin, und ſpricht: biſt du der Held,
Des luͤgenhafter Geiſt anfuͤllet nun die Welt.
Auf Ada, fuhr er fort, zeig deiner Unſchuld Probe,
Zeug den Abenar an, daß er dich wieder lobe.
Trinck! was dir wird gereicht, zu deinem hoͤchſten Ruhm,
Beweiſe fuͤr dem Volck, fuͤr dieſem Heiligthum,
Was deine keuſche Seel von Gera muͤſſen leiden,
Dann wird man dich ſtatt ſchmach, mit ehr und ruhm bekleidẽ.
Wie dieſes mich erfreut, konnt jedermann gleich ſehn,
Und waren Ada Freund ſehr froh, daß dieß geſchehn.1020.
Sie aber blieb erbleicht; ſie wehrte ſich zu trincken,
Sie wollte in die Erd fuͤr groſſer Angſt ſchier ſincken.
Die Freunde ſprachen zu, der Prieſter trieb ſie an,
Bekenne oder trinck, ſagt ihr ergrimmter Mann.
Hiemit trinckt ſie es ein. Die es mit Gera hielten,
Das unſre Freundſchaft war, nach dieſem Ausgang zielten
Mit hefftiger Begierd. Der Adriel ſteht da,
Und ſiehet unverfaͤhrt; Jch ware ihm ſo nah
Daß ich die leiſen Wort, die er mir ſagt, konnt hoͤren:
Wann deine treue Lieb bey dir noch ſteht in Ehren,1030.
Und daß mich Bichri hat aus Freundſchaft nicht getroͤſt,
Solſt du noch heute ſeyn aus Joels Macht erloͤſt.
Die Anſtalt iſt gemacht, nach Geſur dich zu bringen,
Sey nur getroſt; Jch hoff es ſoll uns wohl gelingen.
Jch ſagt hierauf kein Wort und winckte ihm nur zu,
Daß er verſpuͤren koͤnnt, daß ich dieß willig thu.
Jndem der Prieſter nun das Eiferopfer zuͤndet,
Hebt Ada ploͤtzlich an, die ſich nicht wohl befindet,
Zu ſchreyen Ach und Weh! ein jeder draͤngt ſich hin,
Jch voller Angſt und Sorg, ich nicht die letzte bin.1040.
Abenar ſie befragt, der Richter auch imgleichen,
Daß ſie die That bekenn. Sie ſagt: Nun ich nicht weichen
Noch
D 2
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[51/0051] von David. Wie mir hiebey zu Muth laß ich dir ſelber rathen. Und wie wir in der Huͤtt uns ſo verſammelt hatten, Da auf die Ada war jedwedens Aug gericht, Man unvermuthlich von des Ritters Ankunft ſpricht. Ein jeder ſchaut ſich um als Adriel erſcheinet, Nun ſey die Ada loß ein jeder ſchon vermeinet. Er tritt zu Gera hin, und ſpricht: biſt du der Held, Des luͤgenhafter Geiſt anfuͤllet nun die Welt. Auf Ada, fuhr er fort, zeig deiner Unſchuld Probe, Zeug den Abenar an, daß er dich wieder lobe. Trinck! was dir wird gereicht, zu deinem hoͤchſten Ruhm, Beweiſe fuͤr dem Volck, fuͤr dieſem Heiligthum, Was deine keuſche Seel von Gera muͤſſen leiden, Dann wird man dich ſtatt ſchmach, mit ehr und ruhm bekleidẽ. Wie dieſes mich erfreut, konnt jedermann gleich ſehn, Und waren Ada Freund ſehr froh, daß dieß geſchehn. Sie aber blieb erbleicht; ſie wehrte ſich zu trincken, Sie wollte in die Erd fuͤr groſſer Angſt ſchier ſincken. Die Freunde ſprachen zu, der Prieſter trieb ſie an, Bekenne oder trinck, ſagt ihr ergrimmter Mann. Hiemit trinckt ſie es ein. Die es mit Gera hielten, Das unſre Freundſchaft war, nach dieſem Ausgang zielten Mit hefftiger Begierd. Der Adriel ſteht da, Und ſiehet unverfaͤhrt; Jch ware ihm ſo nah Daß ich die leiſen Wort, die er mir ſagt, konnt hoͤren: Wann deine treue Lieb bey dir noch ſteht in Ehren, Und daß mich Bichri hat aus Freundſchaft nicht getroͤſt, Solſt du noch heute ſeyn aus Joels Macht erloͤſt. Die Anſtalt iſt gemacht, nach Geſur dich zu bringen, Sey nur getroſt; Jch hoff es ſoll uns wohl gelingen. Jch ſagt hierauf kein Wort und winckte ihm nur zu, Daß er verſpuͤren koͤnnt, daß ich dieß willig thu. Jndem der Prieſter nun das Eiferopfer zuͤndet, Hebt Ada ploͤtzlich an, die ſich nicht wohl befindet, Zu ſchreyen Ach und Weh! ein jeder draͤngt ſich hin, Jch voller Angſt und Sorg, ich nicht die letzte bin. Abenar ſie befragt, der Richter auch imgleichen, Daß ſie die That bekenn. Sie ſagt: Nun ich nicht weichen Noch D 2

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 10. Zürich, 1743, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung10_1743/51>, abgerufen am 28.04.2024.