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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 10. Zürich, 1743.

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Vorrede
Von der Tüchtigkeit der Geschichte
Davids zu einem heroischen Gedichte.

EJn poetisches Auge siehet in dem er-
sten Anblicke, daß in der Geschichte
Davids gantz würdige und bequeme
Materien enthalten sind, solche erhabene,
grosse und wunderbare Vorstellungen daraus
zu verfertigen, welche in dem Epischen Ge-
dichte herrschen sollen, den Geist auf einen
hohen Grad der edelsten Neigungen und Em-
pfindungen zu erheben. Die Tugenden eines
Helden, die Großmuth, die Standhaftigkeit,
die Gottesforcht, fanden sich in dem vor-
trefflichsten Maasse bey ihm; Er war mit dem
Geist des Herren angefüllet, er hatte die Gunst
Gottes, der Himmel war in allen seinen Un-
ternehmungen mit ihm; er ward durch eine
Menge wunderbarer Begegnisse von dem
Schäferstande auf den Königlichen Stuhl
in Juda und Jsrael erhoben; er war einer
von den Stamm-Vätern, aus welchen der
Heiland der Welt gebohren werden sollte.
Das Volck, welches er beherrschete, war das
eigenthümliche und erwehlte Volck Gottes,

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Vorrede
Von der Tuͤchtigkeit der Geſchichte
Davids zu einem heroiſchen Gedichte.

EJn poetiſches Auge ſiehet in dem er-
ſten Anblicke, daß in der Geſchichte
Davids gantz wuͤrdige und bequeme
Materien enthalten ſind, ſolche erhabene,
groſſe und wunderbare Vorſtellungen daraus
zu verfertigen, welche in dem Epiſchen Ge-
dichte herrſchen ſollen, den Geiſt auf einen
hohen Grad der edelſten Neigungen und Em-
pfindungen zu erheben. Die Tugenden eines
Helden, die Großmuth, die Standhaftigkeit,
die Gottesforcht, fanden ſich in dem vor-
trefflichſten Maaſſe bey ihm; Er war mit dem
Geiſt des Herren angefuͤllet, er hatte die Gunſt
Gottes, der Himmel war in allen ſeinen Un-
ternehmungen mit ihm; er ward durch eine
Menge wunderbarer Begegniſſe von dem
Schaͤferſtande auf den Koͤniglichen Stuhl
in Juda und Jſrael erhoben; er war einer
von den Stamm-Vaͤtern, aus welchen der
Heiland der Welt gebohren werden ſollte.
Das Volck, welches er beherrſchete, war das
eigenthuͤmliche und erwehlte Volck Gottes,

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[5/0005] Vorrede Von der Tuͤchtigkeit der Geſchichte Davids zu einem heroiſchen Gedichte. EJn poetiſches Auge ſiehet in dem er- ſten Anblicke, daß in der Geſchichte Davids gantz wuͤrdige und bequeme Materien enthalten ſind, ſolche erhabene, groſſe und wunderbare Vorſtellungen daraus zu verfertigen, welche in dem Epiſchen Ge- dichte herrſchen ſollen, den Geiſt auf einen hohen Grad der edelſten Neigungen und Em- pfindungen zu erheben. Die Tugenden eines Helden, die Großmuth, die Standhaftigkeit, die Gottesforcht, fanden ſich in dem vor- trefflichſten Maaſſe bey ihm; Er war mit dem Geiſt des Herren angefuͤllet, er hatte die Gunſt Gottes, der Himmel war in allen ſeinen Un- ternehmungen mit ihm; er ward durch eine Menge wunderbarer Begegniſſe von dem Schaͤferſtande auf den Koͤniglichen Stuhl in Juda und Jſrael erhoben; er war einer von den Stamm-Vaͤtern, aus welchen der Heiland der Welt gebohren werden ſollte. Das Volck, welches er beherrſchete, war das eigenthuͤmliche und erwehlte Volck Gottes, wel- A 3

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 10. Zürich, 1743, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung10_1743/5>, abgerufen am 22.11.2024.