Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 9. Zürich, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite
Verworffene Gedichte.
Das ist der Tod, den ich will lieber als das Leben,
Das ist des Himmels Schloß, darinnen ich will schweben,
Darein Cupido selbst wird tragen meinen Geist,
Das ist der Götter Land, da ihr Tranck innen fleußt.
Das ist der reiche Grund, drein Jupiter gesencket
Des Goldes Regenbach, dabey die Venus träncket
Die zarten Däubelein, darinn der Nymphen Chor
Sich badet, ja das ist der Lust und Freuden Thor.
Diß alles sollet ihr, Herr Bräutigam, erlangen,
Diß alles werdet ihr euch müssen unterfangen
Hertzliebe Jungfrau Braut, in eurer Armen Band
Werdet ihr nehmen ein der wahren Liebe Pfand,
Den Zoll, den theuren Zoll, den man muß Venus geben,
So fern man trachten will dem Tode nach dem Leben.
Geht, geht, Herr Bräutigam, geht Jungfrau Braut, geht an:
Heut Jungfrau, morgen Weib: heut Bräutgam, morgen Mann.
Hochzeit-Gedichte.
Nachdem die Welt gegründt, und ihr Termin gesteckt,
Nachdem die schöne Luft rundum sich ausgestreckt,
Und auch die wilde See, die nah und weit zu kommen
Pflegt nach des Monats Lauf, ihr Oerter eingenommen,
Sah Jupiter hinab, und spürete niemand,
Der diß gewaltig Hauß brächt unter seine Hand.
Drum von seins Vaters des Saturnus Leib er hiebe
Das Theil so schändlich ist, doch nöthig in der Liebe,
Und
[Crit. Samml. IX. St.] D
Verworffene Gedichte.
Das iſt der Tod, den ich will lieber als das Leben,
Das iſt des Himmels Schloß, darinnen ich will ſchweben,
Darein Cupido ſelbſt wird tragen meinen Geiſt,
Das iſt der Goͤtter Land, da ihr Tranck innen fleußt.
Das iſt der reiche Grund, drein Jupiter geſencket
Des Goldes Regenbach, dabey die Venus traͤncket
Die zarten Daͤubelein, darinn der Nymphen Chor
Sich badet, ja das iſt der Luſt und Freuden Thor.
Diß alles ſollet ihr, Herr Braͤutigam, erlangen,
Diß alles werdet ihr euch muͤſſen unterfangen
Hertzliebe Jungfrau Braut, in eurer Armen Band
Werdet ihr nehmen ein der wahren Liebe Pfand,
Den Zoll, den theuren Zoll, den man muß Venus geben,
So fern man trachten will dem Tode nach dem Leben.
Geht, geht, Herr Braͤutigam, geht Jungfrau Braut, geht an:
Heut Jungfrau, morgen Weib: heut Braͤutgam, morgen Mañ.
Hochzeit-Gedichte.
Nachdem die Welt gegruͤndt, und ihr Termin geſteckt,
Nachdem die ſchoͤne Luft rundum ſich ausgeſtreckt,
Und auch die wilde See, die nah und weit zu kommen
Pflegt nach des Monats Lauf, ihr Oerter eingenommen,
Sah Jupiter hinab, und ſpuͤrete niemand,
Der diß gewaltig Hauß braͤcht unter ſeine Hand.
Drum von ſeins Vaters des Saturnus Leib er hiebe
Das Theil ſo ſchaͤndlich iſt, doch noͤthig in der Liebe,
Und
[Crit. Sam̃l. IX. St.] D
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0049" n="49"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verworffene Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <l>Das i&#x017F;t der Tod, den ich will lieber als das Leben,</l><lb/>
          <l>Das i&#x017F;t des Himmels Schloß, darinnen ich will &#x017F;chweben,</l><lb/>
          <l>Darein Cupido &#x017F;elb&#x017F;t wird tragen meinen Gei&#x017F;t,</l><lb/>
          <l>Das i&#x017F;t der Go&#x0364;tter Land, da ihr Tranck innen fleußt.</l><lb/>
          <l>Das i&#x017F;t der reiche Grund, drein Jupiter ge&#x017F;encket</l><lb/>
          <l>Des Goldes Regenbach, dabey die Venus tra&#x0364;ncket</l><lb/>
          <l>Die zarten Da&#x0364;ubelein, darinn der Nymphen Chor</l><lb/>
          <l>Sich badet, ja das i&#x017F;t der Lu&#x017F;t und Freuden Thor.</l><lb/>
          <l>Diß alles &#x017F;ollet ihr, Herr Bra&#x0364;utigam, erlangen,</l><lb/>
          <l>Diß alles werdet ihr euch mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en unterfangen</l><lb/>
          <l>Hertzliebe Jungfrau Braut, in eurer Armen Band</l><lb/>
          <l>Werdet ihr nehmen ein der wahren Liebe Pfand,</l><lb/>
          <l>Den Zoll, den theuren Zoll, den man muß Venus geben,</l><lb/>
          <l>So fern man trachten will dem Tode nach dem Leben.</l><lb/>
          <l>Geht, geht, Herr Bra&#x0364;utigam, geht Jungfrau Braut, geht an:</l><lb/>
          <l>Heut Jungfrau, morgen Weib: heut Bra&#x0364;utgam, morgen Man&#x0303;.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Hochzeit-Gedichte.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">N</hi>achdem die Welt gegru&#x0364;ndt, und ihr Termin ge&#x017F;teckt,</l><lb/>
          <l>Nachdem die &#x017F;cho&#x0364;ne Luft rundum &#x017F;ich ausge&#x017F;treckt,</l><lb/>
          <l>Und auch die wilde See, die nah und weit zu kommen</l><lb/>
          <l>Pflegt nach des Monats Lauf, ihr Oerter eingenommen,</l><lb/>
          <l>Sah Jupiter hinab, und &#x017F;pu&#x0364;rete niemand,</l><lb/>
          <l>Der diß gewaltig Hauß bra&#x0364;cht unter &#x017F;eine Hand.</l><lb/>
          <l>Drum von &#x017F;eins Vaters des Saturnus Leib er hiebe</l><lb/>
          <l>Das Theil &#x017F;o &#x017F;cha&#x0364;ndlich i&#x017F;t, doch no&#x0364;thig in der Liebe,</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">[Crit. Sam&#x0303;l. <hi rendition="#aq">IX.</hi> St.] D</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0049] Verworffene Gedichte. Das iſt der Tod, den ich will lieber als das Leben, Das iſt des Himmels Schloß, darinnen ich will ſchweben, Darein Cupido ſelbſt wird tragen meinen Geiſt, Das iſt der Goͤtter Land, da ihr Tranck innen fleußt. Das iſt der reiche Grund, drein Jupiter geſencket Des Goldes Regenbach, dabey die Venus traͤncket Die zarten Daͤubelein, darinn der Nymphen Chor Sich badet, ja das iſt der Luſt und Freuden Thor. Diß alles ſollet ihr, Herr Braͤutigam, erlangen, Diß alles werdet ihr euch muͤſſen unterfangen Hertzliebe Jungfrau Braut, in eurer Armen Band Werdet ihr nehmen ein der wahren Liebe Pfand, Den Zoll, den theuren Zoll, den man muß Venus geben, So fern man trachten will dem Tode nach dem Leben. Geht, geht, Herr Braͤutigam, geht Jungfrau Braut, geht an: Heut Jungfrau, morgen Weib: heut Braͤutgam, morgen Mañ. Hochzeit-Gedichte. Nachdem die Welt gegruͤndt, und ihr Termin geſteckt, Nachdem die ſchoͤne Luft rundum ſich ausgeſtreckt, Und auch die wilde See, die nah und weit zu kommen Pflegt nach des Monats Lauf, ihr Oerter eingenommen, Sah Jupiter hinab, und ſpuͤrete niemand, Der diß gewaltig Hauß braͤcht unter ſeine Hand. Drum von ſeins Vaters des Saturnus Leib er hiebe Das Theil ſo ſchaͤndlich iſt, doch noͤthig in der Liebe, Und [Crit. Sam̃l. IX. St.] D

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung09_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung09_1743/49
Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 9. Zürich, 1749, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung09_1743/49>, abgerufen am 23.11.2024.