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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 8. Zürich, 1743.

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Von der Poesie
gut nimmt, doch thun können, was jedem ge-
ziemt. Wer aber Frauen recht thun will, der
muß etwann mehr, als ein Knecht seyn. Denn
sie thun gar oft mehr durch ihre Blödigkeit, als
durch ihre Listigkeit.

Folgendes hat einen satyrischen Schwung:
Wen der Teufel betriegen will, dem giebt er
viel Gut und Reichthum. Gedult in der Armut
ist besser, als aller Welt Glück, Reichthum und
Gut. Niemand überhebe sich seines Glücks, denn
es nimmt ab, wann Gott will. Der ist ein Narr,
der oft schreyt, o Glück wie verläst du mich,
was zeihest du mich, gieb mir so viel, daß ich
noch eine Weile ein Narr bleibe! Denn grössere
Narren sind niemals worden, als diejenige, wel-
che hier alles Glück gehabt haben.

Das Capitel von unnützlichen Wünschen ist
gantz lehrreich: Gott giebt uns allen das, was
er will; er weis was recht ist, was zu viel;
auch was uns nütze sey, und wohl komme; woraus
uns Schade entspringen solle; wenn er uns nicht lie-
ber hätte, als wir uns selbst haben, und thäte, was
wir wünschen, und machte es wahr, so reute es uns eh
ein Jahr auskäme. Denn unsre Begierde macht uns
blind, daß wir Dinge wünschen, die wider uns sind.
Wer wünschen will, daß er recht lebe, der wün-
sche daß ihm Gott zu diesem Ende einen gesun-
den Sinn, Leib und Gemüthe gebe, und ihn
vor der Furcht des Todes, vor Zorn, Begier-
de, und dem bösen Geitz behüte.

Jn dem Capitel von dem Vorherwissen Got-
tes sind etliche tiefsinnige Gedancken: Eine Artz-

ney

Von der Poeſie
gut nimmt, doch thun koͤnnen, was jedem ge-
ziemt. Wer aber Frauen recht thun will, der
muß etwann mehr, als ein Knecht ſeyn. Denn
ſie thun gar oft mehr durch ihre Bloͤdigkeit, als
durch ihre Liſtigkeit.

Folgendes hat einen ſatyriſchen Schwung:
Wen der Teufel betriegen will, dem giebt er
viel Gut und Reichthum. Gedult in der Armut
iſt beſſer, als aller Welt Gluͤck, Reichthum und
Gut. Niemand uͤberhebe ſich ſeines Gluͤcks, denn
es nimmt ab, wann Gott will. Der iſt ein Narr,
der oft ſchreyt, o Gluͤck wie verlaͤſt du mich,
was zeiheſt du mich, gieb mir ſo viel, daß ich
noch eine Weile ein Narr bleibe! Denn groͤſſere
Narren ſind niemals worden, als diejenige, wel-
che hier alles Gluͤck gehabt haben.

Das Capitel von unnuͤtzlichen Wuͤnſchen iſt
gantz lehrreich: Gott giebt uns allen das, was
er will; er weis was recht iſt, was zu viel;
auch was uns nuͤtze ſey, und wohl komme; woraus
uns Schade entſpringen ſolle; wenn er uns nicht lie-
ber haͤtte, als wir uns ſelbſt haben, und thaͤte, was
wir wuͤnſchen, und machte es wahr, ſo reute es uns eh
ein Jahr auskaͤme. Denn unſre Begierde macht uns
blind, daß wir Dinge wuͤnſchen, die wider uns ſind.
Wer wuͤnſchen will, daß er recht lebe, der wuͤn-
ſche daß ihm Gott zu dieſem Ende einen geſun-
den Sinn, Leib und Gemuͤthe gebe, und ihn
vor der Furcht des Todes, vor Zorn, Begier-
de, und dem boͤſen Geitz behuͤte.

Jn dem Capitel von dem Vorherwiſſen Got-
tes ſind etliche tiefſinnige Gedancken: Eine Artz-

ney
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[10/0010] Von der Poeſie gut nimmt, doch thun koͤnnen, was jedem ge- ziemt. Wer aber Frauen recht thun will, der muß etwann mehr, als ein Knecht ſeyn. Denn ſie thun gar oft mehr durch ihre Bloͤdigkeit, als durch ihre Liſtigkeit. Folgendes hat einen ſatyriſchen Schwung: Wen der Teufel betriegen will, dem giebt er viel Gut und Reichthum. Gedult in der Armut iſt beſſer, als aller Welt Gluͤck, Reichthum und Gut. Niemand uͤberhebe ſich ſeines Gluͤcks, denn es nimmt ab, wann Gott will. Der iſt ein Narr, der oft ſchreyt, o Gluͤck wie verlaͤſt du mich, was zeiheſt du mich, gieb mir ſo viel, daß ich noch eine Weile ein Narr bleibe! Denn groͤſſere Narren ſind niemals worden, als diejenige, wel- che hier alles Gluͤck gehabt haben. Das Capitel von unnuͤtzlichen Wuͤnſchen iſt gantz lehrreich: Gott giebt uns allen das, was er will; er weis was recht iſt, was zu viel; auch was uns nuͤtze ſey, und wohl komme; woraus uns Schade entſpringen ſolle; wenn er uns nicht lie- ber haͤtte, als wir uns ſelbſt haben, und thaͤte, was wir wuͤnſchen, und machte es wahr, ſo reute es uns eh ein Jahr auskaͤme. Denn unſre Begierde macht uns blind, daß wir Dinge wuͤnſchen, die wider uns ſind. Wer wuͤnſchen will, daß er recht lebe, der wuͤn- ſche daß ihm Gott zu dieſem Ende einen geſun- den Sinn, Leib und Gemuͤthe gebe, und ihn vor der Furcht des Todes, vor Zorn, Begier- de, und dem boͤſen Geitz behuͤte. Jn dem Capitel von dem Vorherwiſſen Got- tes ſind etliche tiefſinnige Gedancken: Eine Artz- ney

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 8. Zürich, 1743, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung08_1743/10>, abgerufen am 18.12.2024.